Das neue Novell-Linux unterstützt Xen

18.07.2006
Novell liefert seit Montag sein "Suse Linux Enterprise 10" aus.

Die neue Distribution besteht aus Server (SLES) und Desktop (SLED). Die Server-Variante enthält nicht mehr den Application Server von Jboss, das vom Mitbewerber Red Hat geschluckt wurde, sondern stattdessen den auch von IBM unterstützten "Geronimo" der Apache Software Foundation. Die wohl wichtigste Neuerung aber ist die Einbindung des Virtualisierungs-Hypervisors "Xen".

Besonders stolz ist Novell darauf, dass es Xen schon ein halbes Jahr vor Red Hat in sein Server-Linux integriert hat. Allerdings können Suse-Kunden damit zunächst auch nur virtuelle Maschinen mit SLES 10 realisieren. Erst mit dem ersten Service Pack für SLES 10 gegen Ende des Jahres wird Xen ein Update erhalten, das dann auch Windows und den älteren SLES 9 unterstützen wird. Bis dahin dürfte Red Hat mit seinem kommenden "Enterprise Linux 5" ebenfalls Xen-fähig sein.

Auf dem Desktop will Novell mit seinen zuvor unter "Xgl" gehandelten optischen "Desktop Effects" Furore machen. Diese ermöglichen unter anderem transparente Fenster, Wobbly Windows - das sind Miniaturansichten beim Umschalten zwischen Anwendungen, eine Bildschirmlupe und einen dreidimensionalen Arbeitsplatz in Würfelform. Fortsetzung auf Seite 4

Der Suse Linux Enterprise Desktop 10 verwendet standardmäßig Gnome (KDE geht auch) und enthält eine speziell angepasste Version der Bürosuite "OpenOffice.org", die unter anderem Visual-Basic-Makros und Pivot-Tabellen aus Microsoft Office/Excel beherrschen soll. Novell zielt mit dem SLED ausdrücklich auf Standard-Firmenarbeitsplätze, nicht aber den Endverbraucher ab.

Einfachere Preise

Deutlich vereinfacht hat Novell seine Preisstruktur. Pro Server - egal ob Xeon-Uniprozessor oder 64-Core-Power - kostet der Basis-support 349 Dollar. Standard-Unterstützung mit Rückruf binnen vier Stunden an Werktagen schlägt mit 799 Dollar zu Buche; Priority-Support mit einer Stunde Response-Zeit rund um die Uhr gibt es für 1499 Dollar pro Jahr. Enthalten sind jeweils 90 Tage Installationssupport sowie Produkt-Updates während der Laufzeit.

Deutlich teurer ist der Support nur für Mainframes von IBM. Für SLES-Unterstützung auf dem "Big Iron" zahlen Anwender 12 000 Dollar (Basic), 15 000 Dollar (Standard) oder 18 000 Dollar (Priority). Den SLED 10 gibt es für 50 Dollar auf ein Jahr oder 125 Dollar auf drei Jahre.

Red Hat weiter vorn

Novell hatte die deutsche Suse Linux im Jahr 2004 übernommen, um seinen Legacy-Netware-Anwendern einen zukunftssicheren Migrationspfad anbieten zu können. Trotz guter Kundenbeziehungen und einem speziell in den USA starken Vertrieb konnte das Unternehmen die Vormachtstellung von Red Hat bislang aber nicht nennenswert gefährden - laut IDC kam Red Hat im vergangenen Jahr auf 61 Prozent Marktanteil bei Linux-Betriebssystemen, Novell auf 29 Prozent (Vorjahr 66/21 Prozent). (tc)