Moderne Standortvernetzung

Das Netz als Rückgrat der Unternehmenskommunikation

05.08.2008
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Glasfaser im Backbone

Für den Einsatz von Glasfasern im Backbone - theoretisch wäre selbst 10 Gigabit Ethernet mit Kupferkabel zu realisieren - sprechen mehrere Gründe. So benötigt etwa die Glasfaser weniger Platz in den meist engen Steigrohren. Die Faser ist nicht nur dünner als ein Kupferkabel, sondern kann auch, so Joerg Kracke, Geschäftsführer beim Netzausrüster 3Com, enger gepackt werden als dieses, denn 10-Gigabit-Ethernet-Kabel müssen mit Distanz zueinander verlegt werden, um den Effekt des Übersprechens zu vermeiden. Die Unempfindlichkeit der Glasfaser ist noch unter einem anderen Aspekt von Bedeutung. Häufig verlaufen in den Steigschächten Hochenergie-Stromleitungen, die als potenzielle Störquellen für die Datenübertragung gelten.

Galten lange Zeit Multimode-Glasfasern als die erste Wahl, kommen heute zunehmend Monomode-Fasern zum Einsatz, da sie größere Distanzen überbrücken. Ein Trend, der noch dadurch gefördert wird, dass der Anwender für die Monomode-Technik mittlerweile keinen exorbitanten Preisaufschlag mehr bezahlen muss. Eher selten ist dagegen 40 Gigabit Ethernet anzutreffen, da die Komponenten noch teuer sind, weshalb häufig Mehrfach-10-Gigabit-Ethernet eingesetzt wird. Wie hoch die Bandbreite im Backbone sein sollte, zählt zu den grundsätzlichen Designfragen des Netzes. Aus Kostengründen wird hier mit einer Überbuchung kalkuliert, die in der Regel zwischen zehn zu eins und zwanzig zu eins liegt. Allerdings warnt 3Com-Manager Kracke: "Gerade im Zeitalter von VoIP und Collaboration sollte mit diesem Faktor sehr sensibel umgegangen werden. Übertreibt man die Überbuchung, erhalten die Anwender nicht nur Mails mit Verzögerung, sondern können auch nicht mehr telefonieren."

Aufgrund der hohen Störfestigkeit und der sinkenden Preise für die optischen Komponenten sind Glasfasern zunehmend auch auf der Etagenebene bei der Verbindung von Switch zu Switch anzutreffen. Auf diesen kurzen Strecken genügen aber auch Kupferkomponenten, zumal diese günstiger sind. Zumal diese, wie Kracke vorrechnet, etwa ein Drittel günstiger sind wie ein Glasfaser-Port. Im Uplink-Bereich führt dem Manager zufolge jedoch kein Weg an Glas vorbei, da durch die Längenrestriktionen keine sinnvolle Kupferanbindung zu realisieren ist.

Eine eindeutige Domäne der Kupferkabel ist dann die Anbindung der einzelnen Arbeitsplätze. Hier wären Glasfasern vor dem Hintergrund der benötigten Bandbreiten einfach ein teurer Overkill. Als Verkabelungsart werden Kabel mit der Spezifikation Cat 5e oder Cat 6 eingesetzt. Sie reichen für Gigabit Ethernet. Nachdem nämlich mehr und mehr PCs und Notebooks von Haus aus mit entsprechenden Interfaces ausgestattet werden und die Preise für dazugehörige Switches sich kaum mehr von der mit 100 Mbit/s langsameren Fast-Ethernet-Technik unterscheiden, gilt Letztere als angezählt. Für die Gigabit-Variante spricht zudem, dass so für die Zukunft entsprechende Reserven für Anwendungen wie IP-Business-TV und HD-Videokonferenzen vorhanden sind.