Michael Dell

Das Leben nach der Börse

03.11.2014
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Der Streit mit Carl Icahn ist Vergangenheit, Bloomberg und CNBC sind für Michael Dell längst nur noch "alles Zirkusclowns". Aber morgen wird es ernst für den PC-Unternehmer.

Dann nämlich, ein Jahr nachdem er seine gleichnamige Firma für fast 25 Milliarden Dollar von der Börse gekauft hat, will Dell zeigen, wie es weitergehen soll mit seiner Firma. Deren Umbau hat der Gründer und schon längst wieder Chef nach eigenen Angaben von sechs Jahren begonnen, dabei 18 Milliarden Dollar für 40 Zukäufe ausgegeben und damit neben Icahn auch viele Branchenanalysten vergrätzt.

In New York hat Dell unlängst ausgewählten Journalisten einen ersten Einblick in seine Zukunftspläne gewährt, wie die "New York Times" heute berichtet. "Er hat wohl die beste Zeit seines Lebens", zitiert die Zeitung Aaron Levie, Mitgründer und CEO von Box. "Er hat die Kontrolle, und er hat eine Menge Assets, die die Leute noch nicht verstehen." Dell habe, so heißt es weiter, eine umfassende Strategie in Zeiten, in denen Wettbewerber wie Hewlett-Packard und IBM sich aufteilen oder Teile von sich losschlagen.

Dell habe Sofwtare, Ausrüstung für Speicher und Netze, Services und Sensoren. Es entwickle Software, die Mimiken misst, Stimmlagen oder sogar wie individuell wir eine Schlüsselkarten vorbeiziehen. Es gibt dem Bericht zufolge auch ein Gerät, das einen Digitalfernseher im Hotelzimmer in einen sicheren Firmen-PC verwandelt. Und ein Dell-Tablet ist das dünnste und leichteste der Welt, mit 4-Millionen-Pixel-Display und 3D-Kamera. Und natürlich gibt es auch viele neue PCs. Dell "Masterplan" habe sich allerdings nicht geändert, heißt es weiter: Mit einer margenärmeren "Gut-genug"-Version in neue Märkte vordringen, dann das billige Zeug besser machen. So hatte Dell schon vor zwei Jahrzehnten die Märkte für PCs und Server aufgemischt, als er anfänglich noch aus seiner Studentenbude die ersten Rechner versandte.

Von PCs ist Dell aus Sicht etwa des Analysten Tony Sacconaghi von Sanford Bernstein immer noch abhängig. Im Augenblick läuft das mit dem Erscheinen des iPads mal wieder totgesagte PC-Geschäft wieder besser, nicht zuletzt in den USA; fragt sich nur, ob das ausreicht, um Dell so wachsen zu lassen, dass es weniger abhängig wird vom alten Stammgeschäft. Dafür müsse das Unternehmen Dell größer und besser bei Partnerschaften werden, schreibt die "New York Times" weiter.

Fest steht jedenfalls, dass Dell in Privatbesitz schneller entscheiden kann als zu börsennotierten Zeiten. Die Firma ist auch um einiges verschlankt worden - aus den 110.000 Mitarbeitern zum Zeitpunkt der Privatisierung sind mittlerweile geschätzte 90.000 geworden. Und der Aderlass könnte noch weitergehen: "Sie müssen sich von innen heraus neubeleben", kommentiert der IDC-Analyst Matt Eastwood. "20 bis 30 Prozent der Leute da drinnen haben ihre alten Gewohnheiten nicht abgelegt. Die werden wahrscheinlich nicht überleben."

Michael Dell jedenfalls, von Bloomberg auf 16 Milliarden Dollar Privatvermögen geschätzt (davon entfällt ein Großteil an seine drei Viertel an der Firma), hat offenbar keinerlei Ehrgeiz, Dell noch einmal zu einem deutlich höheren Preis wieder an die Börse zu bringen: "Ich bin 1988 public gegangen, weil wir das Kapital brauchten und bekannter werden mussten.". Und heute? "Been there, done that", sagt er.