Deutsch-amerikanische Handelskammer bringt Studie heraus

Das Intranet-Geschäft gibt dem IT-Markt neue Impulse

01.08.1997

"Die Stärken der amerikanischen Computerindustrie liegen in der Forschung, dem Design, in der Software-Entwicklung, dem Marketing und dem Kundendienst", heißt es in einer aktuellen Marktstudie der German American Chamber of Commerce of the Western United States Inc. (GACC), die in Los Angeles und San Franzisko niedergelassen ist (E-Mail: 104165.3056compuserve.com).

Die Studie nimmt das "IT-Wunder" jenseits des Atlantiks unter die Lupe und untersucht, die verschiedenen Marktsegmente, denen die amerikanische IT-Wirtschaft ihren Aufschwung zu verdanken hat. Ferner wollen die Autoren die Handelsbeziehungen zwischen deutschen und US-Unternehmen verbessern, indem beispielweise Kontaktanschriften in den USA von Unternehmen, Verbänden, Value Added Resellers (VARs) oder Wirtschaftsförderungsinitiativen veröffentlicht werden. Wer seine Produkte in den USA vermarkten möchte, erhält Informationen zu Vertriebswegen, Patent- und Copyright-Recht, zu finanz- und arbeitsrechtlichen Grundlagen sowie zur steuerlichen Situation.

Importiert haben die Amerikaner in den vergangenen Jahren vor allem Hardware, insbesondere Computerperipherie und -bauteile aus asiatischen Ländern. Nach Berechnungen des US-Handelsministeriums beläuft sich das Außenhandelsdefizit in diesem Bereich auf zirka 23,4 Milliarden Dollar. Die Amerikaner führten für 63,2 Milliarden Dollar Hardware ein, lieferten aber nur für 39,8 Milliarden Dollar Computer ins Ausland.

Hauptabnehmer - vor allem von kompletten Systemen - waren 1996 die Länder der Europäischen Union. Sie bezogen für 13,6 Milliarden Dollar harte Ware. Ferner zählen die Nachbarn auf dem amerikanischen Kontinent zu den wichtigsten Konsumenten von US-Hardware. Hoffnungen setzt die US-Wirtschaft jetzt in den indischen und den chinesischen Markt. Beide gelten als "Big Emerging Markets".

Nach Deutschland exportierten US-Unternehmen im vergangenen Jahr Computersysteme und Peripherie für rund 2,6 Milliarden Dollar. Umgekehrt bezogen die US-Amerikaner von den Anbietern hierzulande lediglich Hardware für rund 700 Millionen Dollar.

Enorme Einnahmen und Wachstumsraten verzeichnen in den USA vor allem die Hersteller von Netzwerk-, Internet- und Intranet-Technologien. Hier liegen die Wurzeln des amerikanischen IT-Wirtschaftswunders - und die Entwicklung ist noch nicht zu Ende.

Die 200 größten IT-Unternehmen, die überwiegend Netztechnologie anbieten, nahmen 1996 zusammen rund 625 Milliarden Dollar ein. Spektakuläre Umsatzentwicklungen weisen vor allem Netscape, 3Com, Ascend Communications, Bay Networks, Cisco Systems, Microsoft und U.S. Robotics auf. Diese und viele andere Firmen profitierten davon, daß sich in den USA seit den 80er Jahren der Wechsel von der zentral verwalteten Großrechner-DV zur dezentralen Client-Server-Welt vollzog.

Im Zuge dieser Entwicklung erlebten die lokalen Netzwerke (LANs) einen Aufschwung. IDC-Prognosen zufolge soll dieser Markt im übernächsten Jahr jedoch weitgehend gesättigt sein, zumal sich dann die vollständige Marktdurchdringung von Unternehmen mit LAN-Netzen vollzogen haben dürfte.

In den nächsten Jahren wird nach Einschätzung der deutsch-amerikanischen Marktbeobachter das Intranet den Verkauf von Netzhardware und -software maßgeblich vorantreiben. Die Verwendung des TCP/IP-Protokolls soll den Einsatz von Netz-Betriebssystemen ê la Netware weitgehend überflüssig machen, heißt es. Mit einem signifikanten Abfall der Verkaufszahlen sei aber erst zu rechnen, wenn bereits gewonnene Kunden ihre Upgrades zu bestehenden Produkten angeschafft hätten.

Mit Bezug auf eine Studie der Marktforschungsgesellschaft Zona Research schreibt die deutsch-amerikanische Kooperative: "Der Markt für Intranet-Software, -Zubehör und -Dienstleistungen wird von 6,033 Milliarden Dollar in 1996 auf mehr als 20 Milliarden Dollar im Jahr 2000 steigen."

Die größten Einnahmen erzielen Anbieter hier voraussichtlich mit System- und Kommunikationshardware (CPU, Speicher, Modems, Switches, Hubs etc.), mit Server-Kommunikationssoftware sowie mit Services und dem Aufbau von Festverbindungen.

Folge des Intranet-Booms, der jedem Computer im Netz die Möglichkeit eröffnet, auch als Web-Server zu fungieren, ist ein steigender Bedarf an Bandbreite. Große Mengen an IP-Daten müssen über lokale und entfernte Netze transportiert werden, so daß eine Umstrukturierung unternehmensinterner LANs und Weitverkehrsnetze (WANs) unvermeidlich sein wird.

In diesem Zusammenhang werden hohe Erwartungen in die Übertragungstechnik ATM (Asynchronous Transfer Mode) gesetzt. Das Consulting-Unternehmen Cimi Corp. prognostiziert bei den ATM-Ports für Weitverkehrs-Netzwerke (WANs) in den USA einen Anstieg von 1136 Stück im vorletzten Jahr auf 64815 im Jahr 1999 - dies würde einer 57fachen Steigerung innerhalb von fünf Jahren entsprechen. Im US-Telefonnetz werden sich zur Jahrtausendwende ATM-Switches durchsetzen, im Jahr 2015 sollen sie fast 100 Prozent ausmachen. Für das FDDI-Switching sieht die Zukunft düster aus.

Während ATM sich im WAN-Bereich als Standard etablieren soll, haben die verschiedenen Ethernet-Spielarten im LAN-Segment weiter ihre Vorteile. Sie gelten als preisgünstig und sind den Anwendern vertraut, da sie weltweit in 90 Prozent aller LANs eingesetzt werden. Gute Chancen, sich im US-Markt zu etablieren, haben daher junge Firmen, die sich im Bereich der Gigabit-Ethernet-Technik einen Namen machen wollen. Die mit dieser Technologie zu erwartenden Umsätze sollen im Jahr 2000 bei mehr als 1,3 Milliarden Dollar liegen.

Das Internet- und Intranet-Interesse beeinflußt auch den Markt für Fernzugriffs-Hardware positiv. Vor allem Remote-Access-Server und -Concentrators, Kommunikations- sowie Terminal-Server haben in jüngster Zeit ein rasantes Marktwachstum vorgelegt, das auch weiter anhalten soll. Gute Chancen werden auch Anbietern von Multiprotocol-Gateways eingeräumt.