Das Image des St. Florian zurechtruecken

12.11.1993

"Heiliger St. Florian, verschon mein Netz, zuend andre an." Ein Stossgebet in Anlehnung an den alten Volksspruch mag so manchem DV- Verantwortlichen ueber die Lippen gekommen sein, insbesondere in den Zeiten, als das Networking seinen Lauf nahm. Damals verstaerkt, aber auch heute gilt es, historisch gewachsene, proprietaere DV- Strukturen zusammenzufuehren und so gut wie moeglich mit dieser Erblast fertig zu werden.

In einer Vielzahl von Unternehmen, das beweist die COMPUTERWOCHE-Umfrage, reicht die installierte DV-Basis noch vom altgedienten Host ueber ebensolche Midrange-Systeme bis hin zu Workstations und natuerlich auch Client-Server-Netzen. Dass die Netzwerke aufgrund dieser Konstellationen immer wieder Brandsaetze bergen, verwundert nicht. Es gibt eben keine heile, sterile Client-Server-Welt!

Oft genug spielten mit Beginn der Networking-Aera Systemprogrammierer, Anwendungsentwickler etc. oder gar der DV-Leiter selbst die Rolle der Feuerwehr und legten bei der Bekaempfung der jeweiligen Brandherde im Netz Hand an. Nicht wenige sind, auch dies dokumentiert die Netz-Manager-Studie, ueber die Funktion des Nothelfers mehr oder weniger freiwillig in den Job des Netzadministrators hineingewachsen.

In kleinen Unternehmen mag dies auch heute noch zutreffen, in mittleren und insbesondere grossen Firmen fuehrt am professionellen Netz-Manager jedoch kein Weg mehr vorbei. Allein die Produktfuelle der durch den Networking-Boom entstandenen Maerkte fuer Connectivity, Internetworking und Netz-Management erfordert Profis auf diesem Gebiet - nebenamtlich ist da heute kein Blumentopf mehr zu gewinnen.

Trotz der unbestrittenen Notwendigkeit dieser Berufsgruppe ist die Schar der Netzadministratoren noch auf der Suche nach einer eigenen Identitaet. Dafuer gibt es eine Reihe von Gruende: So ploetzlich der Networking-Run eintrat, so ploetzlich entstand auch der Bedarf an dieser Klientel. Deshalb haftet dem Berufsbild Netz- Manager heute noch haeufig das Image des Provisorischen, des Mannes fuer alle Faelle an, der hier und da Flickschusterei im Netzwerk betreibt.

In der Not aus irgendwelchen Unternehmensorganisationen geboren, ringen die Netzwerker daher vielfach in ihren Companies um die noetige und angemessene Anerkennung in der DV-Hierarchie. Insbesondere die alteingesessene Riege der DV/Org.-Leiter duerfte sich mit der Akzeptanz dieser modernen, einen neuen Zeitgeist verkoerpernden Berufsgruppe schwertun. Aber das Einraeumen von Kompetenzen fuer den Netz-Manager muss nicht automatisch bedeuten, dass dieser am Stuhl des DV-Chefs saegt. pg