Linux als E-Commerce-Plattform

Das Herz von Mobile.de schlägt Open Source

27.10.2008
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Open-Source-Wissen im Haus

Auf externe Hilfe beim Open-Source-Einsatz verzichten die Berliner weitgehend. "Weder für Linux noch für Server-Software wie MySQL, Tomcat oder Apache setzen wir auf Wartung oder Support durch Dienstleister", so der IT-Chef. Wie die meisten großen E-Commerce-Plattformen stelle Mobile.de zentrale Engineering-Services im Bereich Entwicklung und Betrieb mit internen Spezialisten sicher. Nur in Einzelfällen hole man sich Hilfe von Partnern. Missler: "Technologie ist für uns nicht eine reine Effizienz-Maschinerie, sondern ein zentraler Wertschöpfungsfaktor, eine Kernkompetenz unseres Unternehmens."

Skalierbarkeit durch redundante Systeme

Wegen des rasanten Wachstums der Nutzerzahlen stieß die Kapazität der IT-Plattform indes schnell an Grenzen. Vor allem die Datenbank drohte aus allen Nähten zu platzen. Für das Team um Missler galt es deshalb, die Skalierbarkeit zu erhöhen und dabei gleichzeitig die Ausfallsicherheit zu stärken. Darüber hinaus wollte das Management Kosten sparen und die Abhängigkeit von Dienstleistern verringern. "Jede Minute, in der eine unserer Anwendungen nicht verfügbar ist, kostet uns Kunden, Nutzer und damit Umsatz", erläutert Missler. Heute seien alle Systemschichten mehrfach redundant ausgelegt; deshalb gebe es auch keine Wartungsfenster. Alle Änderungen müssten sich im laufenden Betrieb erledigen lassen.

Vor allem am Flaschenhals der Datenbank-Server setzte das IT-Team an. Früher nutzte das Unternehmen rund 1000 kleine Linux-Server mit einer Anbindung an MySQL. Dafür standen rund 400 Datenbank-Replikanten zur Verfügung. "Damals hatte Mobile.de den größten Datenbank-Cluster in Europa", erinnert sich Missler. Heute bearbeiten nur noch 600 Blade-Server, verteilt auf zwei Rechenzentren, die weiter zunehmenden Nutzeranfragen. Die Reduzierung auf weniger, aber leistungsstärkere Server senke langfristig die laufenden Kosten für Energie, Hosting und Infrastruktur um 30 Prozent. Zugleich habe sich die kritische CPU-Auslastung, die vor der Umstellung zwischen 70 und 100 Prozent schwankte, auf 50 bis 60 Prozent verringert. Dabei verarbeite das neue System Suchanfragen viermal schneller.