Fehlerhafte Smartphone-Ortung

Das Haus der verlorenen Handys

30.01.2016
Immer wieder stehen Unbekannte vor einem Haus in Atlanta und wollen ihre verlorenen oder gestohlenen Smartphones zurück. Doch die Bewohner sind unschuldig. Wie kann das sein?
Ein Problem bei der Ortung der Smartphones führt immer wieder Unbekannte zu einem Haus in Atlanta.
Ein Problem bei der Ortung der Smartphones führt immer wieder Unbekannte zu einem Haus in Atlanta.
Foto: Maxx-Studio - shutterstock.com

Die Geschichte klingt ein bisschen wie ein Fall für die Drei Fragezeichen, doch selbst Justus Jonas und Kollegen müssten hier wohl länger nach einer Lösung suchen. Das Haus von Christina Lee und Michael Saba wird seit Februar 2015 immer wieder von Menschen aufgesucht, die dort ihr gestohlenes oder verlorenes Smartphone vermuten. Nicht grundlos, denn die Sicherheits-Apps, mit denen sich ein Gerät orten lässt, führen immer wieder zu der Adresse in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia. Auch die Polizei klopfte bereits bei dem Paar an die Tür und war auf der Suche nach einem vermissten Mädchen, dessen Handy dort geortet wurde. Lee und Saba sind jedoch keine passionierten Langfinger oder Kindesentführer, sondern unbescholtene Bürger.

Manchmal stehen einzelne Personen vor der Tür, andere bringen Verstärkung oder die ganze Familie mit. Meistens finden diese unangenehmen Besuche abends statt. Wie Saba gegenüber dem Magazin Fusion erklärt, versuche man dann stets, freundlich zu erklären, dass hier ein Fehler vorliege und man die Geräte nicht habe. Beim Besuch der Polizei mussten die Hauseigentümer eine Stunde vor der Tür stehen, während ihr Haus durchsucht wurde. "Meine größte Sorge ist, dass wegen dieser falschen Ortung einmal jemand vor der Tür steht, der gefährlich oder gewalttätig ist. Ich bezweifle, dass unsere freundlichen Erklärungen dann helfen."

Probleme bei der Ortung über die Funkzellen

Doch wie kommen die Ortungs-Apps von Android-Smartphones und dem iPhone überhaupt auf die Idee, das Haus in Atlanta als Ziel anzugeben? Offenbar liegt ein Problem bei der Ortung der Smartphones über die Mobilfunkzellen vor, die es bereits seit den 1990er Jahren gibt und die auch ohne GPS funktioniert. Hier hat die Belastung der Infrastruktur mit der steigenden Handynutzung rasant zugenommen, die Technik wurde aber wohl nicht überall auf dem neuesten Stand gehalten. Das Haus von Lee und Saba steht in der Nähe von drei Funkmasten, einer davon scheint das Problem zu verursachen, von dem Kunden aller großen amerikanischen Provider betroffen sind. Von Google oder Apple, die solche Ortungsdienste anbieten, ist bisher keine Reaktion zu vernehmen.

Kurzfristige Hilfe ist für Christina Lee und Michael Saba offenbar derzeit nicht in Sicht. Da tröstet es wenig, dass die beiden immerhin Leidensgenossen haben. Wayne Dobson, 59 Jahre alt und wohnhaft in Las Vegas, Nevada, kennt solche Besuche von Menschen auf der Suche nach ihren Geräten ebenfalls. "Ich stehe da und denke 'Wovon redet ihr?'" Im Falle von Dobson sind ausschließlich Kunden des Anbieters Sprint betroffen, der sich für die Probleme bereits entschuldigte und das Problem anscheinend beseitigte - das hofft zumindest Dobson. "Es wäre schön, nachts wieder ruhig schlafen zu können." Das dürfte das Paar aus Atlanta sicherlich unterschreiben.

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