Mobile World Congress

Das Gigabit-WLAN mit 7 Gbps steht vor der Türe

27.02.2013
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Bandbreiten von bis zu 7 Gbit/s versprechen neue Funknetze gemäß IEE 802.11ad. Damit lassen sich nicht nur lokal Ultra-HD-Inhalte übertragen, die neue Technik könnte im Access-Bereich auch eine Alternative zum Überbrücken der letzten Meile sein.
WLANs mit bis zu 7 Gbit/s verspricht die Wireless Gigabit Alliance.
WLANs mit bis zu 7 Gbit/s verspricht die Wireless Gigabit Alliance.
Foto: WiGig
Die Einsatzmöglichkeiten der Gigabit-Funktechnik sind vielfältig.
Die Einsatzmöglichkeiten der Gigabit-Funktechnik sind vielfältig.
Foto: WiGig

Schnell mobil online gehen, für viele Besucher des Mobile World Congress war beziehungsweise ist die ein frommer Wunsch. Obwohl die Veranstalter die Zahl der Access Points gegenüber dem Vorjahr um 50 Prozent erhöhten und die Zahl der gleichzeitigen Verbindungen um 500 Prozent steigerten, konnten die Datenpakete teilweise nur per Handschlag begrüßt werden, wenn sie denn überhaupt ankamen.


Abhilfe könnte die neue WLAN-Technik 802.11ad bringen. Das neue Funkverfahren arbeitet laut Ali Sadri, President und Chairman der Wireless Gigabit Alliance (WiGig), mit Wellenlängen im Millimeterbereich, so dass keine Funkzellen entstehen und so in der Fläche mehr User versorgt werden können. Derzeit sind bei 802.11ad Frequenzen um die 60 Gigahertz im Gespräch. Damit sollen in einer Zelle Transferraten von bis zu 7 Gbit/s erreicht werden.

Skeptische Fragen angesichts der nicht unproblematischen Verwendung von Hochfrequenztechnologie lässt Sadri nicht gelten: „mit Beamforming und Antennen-Arrays haben wir die drängendsten Problem schon lange gelöst.“ Ganz im Gegenteil, Sardi ist sogar davon überzeugt, dass 802.11ad im Gegensatz zu den heute im WLAN verwendeten Frequenzen von 2,4 und 5 Ghz enorme Vorteile bietet: „Im 60 Ghz-Spektrum muss eine Antenne lediglich 2,5 Millimeter lang sein, bei 5 Ghz sind es 2,5 Zentimeter und bei 2,4 Gigahertz rund 5 Zentimeter.“ Dem Chairman zufolge lässt sich also die neue Technik in viel kleinere Geräte implementieren als die heutigen WLAN-Verfahren. Allerdings dämpft der Chairman die Hoffnungen auf superschnelle Smartphones sofort. Neben Tablets und Notebooks sieht er erste Anwendungsfälle in der Consumer-Elektronik, etwa bei der Übertragung von Ultra-HD-Inhalten. Im Enterprise-Umfeld werde die Technik wohl erst in zwei bis vier Jahren in größerem Umfang zum Einsatz kommen, da viele Unternehmen erst vor kurzem auf 802.11n aufgerüstet hätten und deshalb die Abschreibungsfristen noch laufen würde.

Allerdings sieht Sardi 802.11ad nicht nur alles schnelles WLAN. In seinen Augen hat sie auch das Potenzial dazu, im Access-Bereich die Karten neu zu mischen: In Kombination mit Fiber to the Curb (FTTC) könnte so bei Breitbandzugängen die letzte Meile überbrückt werden, ohne dass Glasfaser bis zum Haus verlegt wird oder in teures VDSL-Equipment investiert wird. Denkbar sei aber auch ein Einsatz als Backbone-Technik. Und last but not least könnte WiGig den Mobilfunkbetreibern in Hotspots bei der Entlastung ihrer Netze (mobile Data offload) helfen. Angesichts der zahlreichen neuen Einsatzmöglichkeiten ist für Sardi auch noch nicht ausgemacht, wer das Rennen macht – die klassischen Carrier, die Mobilfunker oder gar neue Marktteilnehmer.