Das Ende des Programmierens

19.07.2007
Von Chris Henn

Beispiele aus der Praxis

Das erste ist Intrum Justitia, einer der führenden Europäischen Dienstleister für Inkasso und Forderungsmanagement: Das Unternehmens stand vor der Herausforderung, seine hauseigene ERP-Anwendung Recash immer wieder an länderspezifische Prozesse sowie neue Business- oder Compliance-Anforderungen anpassen zu müssen. Intrum Justitia entschied sich für eine Radikalkur: Der jahrelang angewachsene PL/SQL-Code wurde komplett abgelöst durch eine Neuentwicklung mit ausführbaren grafischen Modellen in UML – eine Weltpremiere. Das Ergebnis: Das UML-Modell erreicht eine höhere Abstraktionsstufe, dokumentiert die Lösung samt allen Schnittstellen vollständig und permanent und schafft so eine bislang ungeahnte Transparenz und hohe Wiederverwendungsrate. Mussten sich die IT-Spezialisten des Unternehmens bisher fünf bis sieben Tage in den Applikationscode einarbeiten, so dauert die Einarbeitung dank der visuellen UML-Modelle nur noch wenige Stunden, auch wenn die Entwickler die Modelle vorher nie zu Gesicht bekommen haben.

Das zweite Beispiel stammt aus der Schweiz. DKSH, mit mehr als sechs Milliarden Dollar Umsatz das erfolgreichste Dienstleistungsunternehmen für Outsourcing von Marketing, Vertrieb und Logistik in Asien, gelang es mit dem Einsatz von Model Driven Integration, eine weltweite IT-Infrastruktur rund um das größte SAP-System im Supply Chain Bereich zu standardisieren. In einem Rechenzentrum in Malaysia wurde die IT-Infrastruktur für sage und schreibe 38 Länder und über 350 Standorte in nur 18 Monaten konsolidiert. Nach der Anbindung der 200 Unternehmen, sowohl Kunden als auch Lieferanten, können Integrationsservices nun unabhängig von Land oder Partnerfirma durchschnittlich zu mehr als 60 Prozent wiederverwendet werden, was eine schnelle Einführung der neuen weltweiten Prozesse zur Folge hat. DKSH verzeichnet seitdem wesentlich kürzere Entwicklungszyklen, eine erhöhte Qualität bei der Bereitstellung von Services sowie eine weitaus geringere Abhängigkeit vom einzelnen Entwickler. Das Unternehmen kann heute die bestehende IT von Neukunden innerhalb von 15 Tagen statt drei Monaten in die IT-Infrastruktur einbinden und somit schneller mit dem operativen Outsourcing-Geschäft beginnen. Für Firmenvorstand Gonpo Tsering war dieses Projekt "eindeutig richtungsweisend für die gesamte strategische Unternehmensentwicklung". Veränderungen nimmt DKSH nun am UML-Modell statt am Code vor. Die Implementierung aller Veränderungen ist automatisiert und zu jedem Zeitpunkt vollständig dokumentiert. (cwi)

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