"Das Ende des Hypes war erst der Anfang"

25.08.2004
Von Christian Zillich

Auch für die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit spielt die E-Readyness eine tragende Rolle. In vielen Fällen profitieren Firmen, wenn sie eng mit Lieferanten und Kunden kooperieren, weil diese für bestimmte Teilprozesse die besseren Kernkompetenzen mitbringen. Diese Collaboration erfordert - wie die Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens auch - Offenheit, Vertrauen und Bereitschaft, die notwendigen Informationen bereitzustellen sowie einzelne Kernprozesse an vor- oder nachgelagerte Partner abzugeben. Als Beispiel nennt Irmscher das auch von Nestlé praktizierte Verfahren Vendor Managed Inventory (VMI). Dabei verwaltet der Hersteller seine Warenbestände beim Kunden selbst.

Nach wie vor stellen Standards für E-Business-Anwendungen eine besondere Herausforderung dar. Dies gilt insbesondere für die Vereinheitlichung der eigenen Stammdaten, Systeme und Prozesse. Nestlé hat 2002 das Großprojekt "Global Business Excellence" - kurz "Globe" - gestartet. In dessen Rahmen vereinheitlicht der Konzern unter anderem seine weltweiten Produkt-, Mitarbeiter- und Kundenstammdaten. "Dabei geht es nicht nur um die eigenen Systeme und Daten.

Projekte brauchen kritische Masse

"Die Standards orientieren sich natürlich auch an den branchenspezifischen Anforderungen der Partner, da andernfalls die Effizienz der gesamten Wertschöpfungskette leidet", so Irmscher. Dies habe Nestlé unter anderem bei seiner Bilddatenbank beispielhaft umgesetzt. Sie ermöglicht den Austausch von Bild- und Produktstammdaten nach dem Industriestandard des Sinfos-Datenpools. Partner wie Handelsunternehmen oder Marketing-Agenturen können sich via Internet in das passwortgeschützte Extranet einloggen, um Informationen und Bilder für Anzeigen oder als Produktstammdaten in ihren Warenwirtschaftssystemen zu verwenden.

Mit der hohen Nutzerzahl erfüllt die Bilddatenbank eine weitere Voraussetzung für erfolgreiche E-Business-Initiativen. Denn viele Projekte scheitern daran, dass sie nicht schnell genug einen ausreichend hohen Prozentsatz von Nutzern - seien es Mitarbeiter, Kunden oder Zulieferer - erreichen. E-Business brauche eine kritische Masse, so Irmscher. Der Zugang müsse für die Anwender deshalb möglichst schnell und einfach sein.

Diese Voraussetzung trifft auch auf das weltweit einheitliche Nestlé-Intranet zu, auf das rund 100.000 Mitarbeiter zugreifen. "MyNestlé Net" löste 2002 eine Vorgängerversion ab, die zunächst als Informations-Tool innerhalb der IT genutzt wurde. Immer mehr Unternehmensbereiche hatten begonnen, die anfangs stark technikgetriebene Lösung einzusetzen. Die Nutzerakzeptanz sei jedoch trotz wachsenden Funk- tionsumfangs kaum gestiegen. Eine Umfrage brachte die Unzufriedenheit der Mitarbeiter ans Licht: Sie kritisierten Design, Navigation sowie Aktualität und Qualität der Inhalte. Auf ihrer Wunschliste standen außerdem Single-Sign-on, Personalisierbarkeit sowie die vollständige Integration von Geschäftsprozessen und Applikationen.