Plattform für Freiberufler

Das Ende der Personaldienstleister

10.06.2015
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Tagwerk - ein junges Startup aus Hamburg will die klassischen Personaldienstleister mit seiner Lösung das Fürchten lehren. Es soll sie - so der revolutionäre Ansatz - überflüssig machen.

In Deutschland hat sich in den letzten zehn Jahren die Zahl der Freelancer auf 1,5 Millionen verdoppelt, und dieser Trend hält an. EU-weit sollen es acht Millionen sein. "Die Diskussion über Freelancer erstickt irgendwo zwischen Mindestlohn und Scheinselbständigkeit. Dass es sich hierbei aber nicht um ein Randthema handelt, sondern das Freelancer über sieben Milliarden Euro im Jahr umsetzen, wird dabei gerne vergessen", erläutert Gerald Moll, einer der Gründer von Tagwerk.

"Deshalb sollten sich Arbeitgeber ernsthaft überlegen, wie und wo sie mit Freelancern zusammenarbeiten und wie sie dies selbst organisieren könnten", so Moll. Seine Empfehlung: Firmen sollten in Anlehnung an Customer Relationship Management (CRM) ein Freelancer Relationship Management betreiben, um diese Fachkräfte und dieses Wissen an ihr Unternehmen zu binden.

Gerald Moll, Tagwerk: "Wir verkürzen den marktüblichen Umweg über Projektvermittler."
Gerald Moll, Tagwerk: "Wir verkürzen den marktüblichen Umweg über Projektvermittler."
Foto: Tagwerk

Einfache Zusammenarbeit mit Freiberuflern

Gesagt, getan: Das junge, vom Bundeswirtschaftsministerium ausgezeichnete Startup Tagwerk hat eine Plattform entwickelt, die Unternehmen ermöglicht, auf möglichst einfache Weise die Zusammenarbeit mit Freelancern in Eigenregie zu betreiben. "Die Kooperation wird so drastisch vereinfacht; der marktübliche Umweg über Projektvermittler wird verkürzt", ist Moll überzeugt. Dafür gab es heuer den IT-Innovationspreis für den Bereich Human Resources.

Klassischerweise stellen Projektvermittler Unternehmen IT-Selbständige zur Verfügung und übernehmen die Abrechnung und Verwaltung. Dies ist für den Einkauf eine einfache Möglichkeit, Konditionen und Abrechnung zu zentralisieren und so Prozesse zu straffen. Dass die Projektvermittler für diese rein organisatorische Arbeit zum Teil gut mitverdienen, nehmen die Unternehmen auch mangels Alternativen billigend in Kauf.

Personaldienstleister sind oft Hemmschuh

Im Projektalltag erweist sich aber diese Zwischeninstanz zwischen Auftraggeber und Freiberufler oft genug als Hemmschuh. Die Vermittler sind nur organisatorisch und nicht operativ tätig. Gleichzeitig verfügen nur sie über für das operative Geschäft wichtige Informationen wie Budgetstand, Vertrag und Beauftragung mit den Freelancern. Wichtige Verhandlungen müssen so immer über den Vermittler laufen.

"Der Erfolg der Ermittler trotz dieser Probleme ist durch ihre Alternativlosigkeit zu erklären", meint Moll. Für Unternehmen sei die direkte Zusammenarbeit mit Freelancern nur schwer selbst zu organisieren, der Verwaltungsaufwand zu hoch, und die Daten müssten dann manuell mit den internen Systemen abgeglichen werden.

Genau für diese Aufgabe hat Tagwerk ein Werkzeug entwickelt: Von der Beauftragung über die Abwicklung bis zur Rechnungsstellung lässt sich die Zusammenarbeit mit den Freelancern organisieren. Das Besondere daran ist, dass Tagwerk dies nicht als geschlossene Lösung anbietet. Das Startup hat ein Netzwerk organisiert, zu dem Unternehmen und Freelancer eigenständige Zugänge haben. Über dieses Netzwerk tauschen Auftraggeber und Freelancer ihre Daten für die Zusammenarbeit aus. So entfallen die manuellen Prozesse, die Verwaltung wird auf einen einfachen Aufwand reduziert.