Len Kreuters dynamische Faustregeln:

Das effektive Maximum liegt vor der Totalauslastung

01.06.1979

FRANKFURT (pi) - Hauptaussage des diesjährigen Len Kreuter Symposiums "Computer Performance Measurement and Capacity Planning" war: "daß sich bei jeder beliebigen Anlage durch konsequente Leistungsmessung auf Anhieb eine Einsparung von zehn bis 15 Prozent erreichen läßt." Len Kreuter empfiehlt, ständig eine halbe Arbeitskraft pro CPU für die Leistungsmessung einzusetzen und garantiert, daß dieser Aufwand durch wesentlich höhere Einsparungen ausgeglichen ist. Die Auswertung der Beurteilungen der Teilnehmer am Len Kreuter Symposium 79, das vom 9. bis 11. Mai vom Control Data Institut in Frankfurt veranstaltet wurde, ergab, daß jeder Teilnehmer sowohl mit der Organisation der Veranstaltung durch das CDI vollauf zufrieden war als auch mit den angebotenen Vorträgen.

Len Kreuter ist auch in Europa kein Unbekannter. Bereits im Vorjahr gelang es dem CDI, den in Amerika hochgeschätzten und von den Herstellern gefürchteten Leistungsmessungs-Spezialisten für ein Seminar in englischer Sprache nach Deutschland zu holen, mit großem Erfolg, wie sich zeigte. Dieses Jahr nun wollte das CDI seinen Kunden noch mehr bieten: es verpflichtete neben Len Kreuter noch Vertreter von vier großen Benutzern, die Kreuters Methoden in der Vergangenheit angewandt haben und damit viel Geld und auch Ärger sparen konnten. Es waren dies Robert Jirout, der über eine erfolgreiche Analyse bei der City of Chicago berichtete, Robert Kinderlehrer von AT & T, dem zweitgrößten Computeranwender in den USA, Paul Burrows vom US Marine Corps und schließlich Joachim Ehrhardt von Opel.

Die vierzig Teilnehmer, davon ein Drittel aus dem europäischen Ausland erhielten durch diese Vorträge die Bestätigung, wie einfach es sich die Hersteller häufig machen, indem sie bei Engpässen im System dem Kunden einfach eine neue CPU verpassen, ohne danach zu fragen, worin der Engpaß nun wirklich besteht. Die Berichte über Auslastungsanalysen, die Kreuter durchführte und über die Empfehlungen, die er gab, klangen manchmal geradezu phantastisch. Aber da standen Anwender vor Anwendern und es bestand absolut kein Grund, den einen nicht zu glauben. Entsprechend groß war auch das Interesse, das die Zuhörer den mit viel Elan vorgetragenen Ausführungen Len Kreuters entgegenbrachten. Kreuter geht bei seinen Leistungsmessungen von den statistischen Daten aus, die die auf dem Markt befindlichen Leistungs-Monitor-Pakete liefern. Als Beobachtungsperiode empfiehlt er zwei Wochen mit besonders starker Auslastung.

Bei der Analyse selbst betrachtet er die Auslastungsquotienten der CPU, der Platten- und Bandsysteme, der I/O-Geräte und der dazugehörigen Kanäle. Für die meisten Angaben hat Kreuter aus seiner Praxis Faustregeln entwickelt, so daß der Benutzer schon aus dem Vergleich heraus sehen kann, wo der Engpaß in seiner Anlage nun wirklich liegt. Dabei ist die Betrachtungsweise Kreuters eine durchaus dynamische, denn sie zieht die zukünftig zu erwartenden Auslastungsveränderungen in Betracht und läßt erkennen, wann in der Zukunft wo ein Engpaß auftreten wird.

Kernfrage bei dieser Methodik ist die Auslastung der CPU als dem immer noch teuersten Teil des Systems. Dabei interessiert Kreuter die totale Auslastung der CPU viel weniger als die effektiv auf die Problemlösung bezogene Auslastung. Diese produktive Auslastung gilt es zu maximieren, wobei dieses Maximum in der Regel lang vor dem Maximum der Totalauslastung eintritt. Bei Erreichung des Totalauslastungsmaximums ist die eigentliche Produktivität der CPU bereits wieder zurückgegangen. Eine Überlastung einer CPU mit zu vielen Jobs hat also fast immer eine geringere Produktivität; zur Folge.

Meist aber ist bei Engpaßerscheinungen, wie zu hoher Responsezeit und Queueing, nicht die CPU wirklich überlastet, sondern es sind die Kanäle oder, die Band- oder Platteneinheiten. Häufig genügt eine Lastumschichtung von einem auf einen anderen Kanal, um eine gleichmäßige Auslastung zu erreichen und damit den Engpaß zu beseitigen, manchmal ist es damit getan, einige Platteneinheiten anzuschließen, und das System hält für ein weiteres Jahr. Man konnte es den Teilnehmern am Len Kreuter Symposium 79 anmerken, einige sagten es auch laut, daß sie fest entschlossen sind, ihrer Anlage mit Kreuters Methoden auf den Leib zu rücken. Die Ankündigung von Dr. Roland Henssler, dem Direktor des CDI, daß ein Leistungsmessungs-Workshop mit Len Kreuter, bei dem wirkliche Analysedaten untersucht werden sollen, demnächst stattfinden wird, fand denn auch begeisterte Aufnahme. Es scheint, daß es den Herstellern in Zukunft etwas schwerer gemacht wird, den Benutzer mit CPU?s zu überversorgen was letztendlich nicht gegen die Interessen seriöser Hersteller sein kann.

Informationen: Control Data Institut der Control Data GmbH, Stresemannallee 30, 6000 Frankfurt 70, Telefon 06 11/63 05-484