Das Downsizing wird in den Abteilungen vorangetriebenSQL-Datenbanken für PCs - ein Milliardenmarkt

03.07.1992

PC-Netzwerke sind nicht nur für Anwender, sondern auch für wachstumsorientierte Datenbankanbieter wie Oracle, Sybase, Microsoft oder Gupta eine ernsthafte Alternative. Der Grand liegt im Downsizing Trend. DV-Aufgaben, die vormals dem Mainframe oder dem Minicomputer zugeordnet waren, werden - zumindest auf Abteilungsebene - immer häufiger in PC-Netzen gelöst. Mit Umang Gupta, President und Gründer von Gupta Technologies, sprachen die CW-Redakteure Hermann Gfaller und Heinrich Vaske.

CW: Der Markt für PC-Datenbanksysteme befindet sich im Wandel. In jüngster Zeit gab es mehrere Fusionen: Borland schluckte Ashton-Tate, Computer Associates übernahm Nantucket, und Microsoft sowie Fox sind sich, ebenfalls einig. Sieht sich Gupta auch nach einem Partner um?

Gupta: Es gibt im PC-Bereich einen großen Unterschied zwischen dem Stand-alone - und dem Client-Server-Datenbankmarkt. Wir gehören im Gegensatz zu den genannten Unternehmen nicht zum Singleuser-Datenbankmarkt Dort handelt es sich um den Dbase - oder Xbase-Markt, der während der letzten Jahre ziemlich starke Turbulenzen erlebt hat. Schon vor einigen Jahren hatte dieser Markt weltweit ein Volumen von etwa einer Milliarde Dollar erreicht. Heute wächst er nur noch geringfügig.

Daher ist es ganz natürlich, daß hier eine Konsolidierung stattgefunden hat. Die stärkeren schlucken die schwächeren Player und erhöhen auf diese Weise ihren Marktwert. Inzwischen gibt es nur noch drei große Unternehmen, die das Sagen haben.

CW: Aber hier spielt sich auch heute noch der eigentliche PC-Datenbank-Wettbewerb ab.

Gupta: Der Singleuser-Markt hatte etwa 1982 seinen Höhepunkt, als die PC-Revolution aufkam - vielleicht auch erst später, als sich relationale Datenbanksysteme auf Minicomputern durchsetzten, etwa 1984/ 85. Zu dieser Zeit wurden mit Xbase Datenbanken hohe Umsätze erzielt, viele Unternehmen stiegen in diesen Markt ein.

Der Markt, in dem wir uns bewegen, befindet sich dagegen noch in einem sehr sehr frühen Entwicklungsstadium: der PC-Client-Server-Datenbankmarkt. Man könnte auch von einem Datenbankmarkt für Netzwerk-Computing reden. Wir gehen davon aus, daß wir hier gegenwärtig 40 Prozent der Marktanteile innehaben.

Man muß sich die noch relativ geringe Größe dieses Marktes klar machen: Zusammengenommen betrugen im letzten Jahr die Umsätze, die Oracle mit Low-end-PC-Produkten im Client-Server-Bereich, die Microsoft im SQL-Server-Geschäft und die wir mit unseren Produkten gemacht haben, weltweit nicht mehr als rund 50 Millionen Dollar. Wir hatten ein Geschäftsvolumen von mehr als 20 Millionen Dollar. In fünf Jahren, wage ich zu prophezeien, wird dieser Markt bei einem Gesamtwert von nahezu einer Milliarde Dollar liegen.

CW: Was macht Sie so sicher, daß die Nachfrage so stark ansteigen wird?

Gupta: Dafür gibt es zwei Gründe, zunächst die Analogie zum Markt für relationale Datenbanksysteme im Minicomputer-Umfeld. Im Jahre 1984, als ich Oracle verließ, war dieser Markt bei einem Gesamtvolumen von etwa 50 Millionen Dollar angekommen. Oracle machte etwa 25 Millionen Dollar Umsatz, Ingres 18 und die anderen zusammen nochmal zehn oder 15 Millionen Dollar.

1990 hatten wir es bereits mit einem Zwei - bis Drei-Milliarden-Dollar-Markt zu tun. Oracle verbuchte einen Milliardenumsatz, Wettbewerber wie Ingres, Sybase und Informix kamen zusammen auf mindestens eine weitere Milliarde. Bei den Client - Server-Datenbanken wird die Entwicklung ähnlich sein. Die Anwender sind bereit zum Downsizing, sie lösen in PC-LANs dieselben Aufgaben, die vormals dem Minicomputer oder der Workstation zugedacht waren.

Die große Anzahl der installierten Netzwerke ist der zweite Grund, weshalb wir von einer enormen Nachfrage ausgehen. Wieviel Prozent dieser Netze sind gegenwärtig mit Client-Server -Datenbanken ausgestattet? Mehr als 1,5 Millionen Netzwerke gibt es auf der Welt - Novell - Netze etc. Es sind aber nicht mehr als 30 000 Datenbank -Server installiert. Wohlgemerkt: Ich rede von PC-Servern, nicht von Minis und Mainframes. Mit anderen Worden: Nur zwei Prozent der Netzwerke sind mit Datenbanken ausgestattet.

CW: Wie viele Netzwerke werden Ihrer Ansicht nach künftig mit einem Datenbanksystem ausgerüstet sein?

Gupta: Der Markt, der sich hier ergibt, ist riesig. Betrachtet man ein lokales Netzwerk als komplettes Computersystem und denkt darüber nach, daß im DB-Markt dann von Sättigung gesprochen wird, wenn etwa 50 Prozent der Computer mit einem Datenbanksystem ausgestattet sind, dann ergibt sich für PC Netze ein gigantischer Markt. Die 50 Prozent sind realistisch, denn etwa die Hälfte aller DEC-VAX-Rechner arbeitet heute mit einer Datenbank, 50 Prozent aller Mainframes ebenso. In fünf oder sechs Jahren wird es eine Millionen Datenbank -Server geben.

CW: Eine ganze Reihe von Unternehmen - meistens größer als Gupta - sind mit großem Eifer dabei, sich von diesem Kuchen ein Stückchen abzuschneiden.

Gupta: Wir werden hier zu den großen Playern gehören, weil wir unser Geschäft überhaupt nur zu dem Zweck aufgenommen haben, um auf diesem Markt gut vertreten zu sein. Unsere Mitbewerber dürften keine jungen neuen Companies, sondern Divisions bestehender Firmen sein - Abteilungen der Firmen Oracle, Borland und Microsoft. Zu nennen sind Borlands Database -, Oracles PC -, vielleicht auch Microsofts SQL-Server-Division. Es spielt keine Rolle, daß diese Unternehmen riesig sind, relevant ist allein, wie groß die entsprechenden Abteilungen sind.

CW: Vieles spricht dafür, daß der PC-Markt an seine Wachstumsgrenzen stößt. Der Unterschied zwischen High-end-PCs und Workstations ist nicht groß, und es existieren diverse Unix-Derivate, die es bald für den PC geben wird. Wie schätzen Sie den Client-Server-Markt auf PC-Ebene ein?

Gupta: Ich würde nicht sagen, daß sich der PC-Markt zurückentwickelt, er verändert sich nur grundlegend. Wenn Sie über die Revolution des PCs nachdenken, dann werden Sie zu dem Schluß kommen, daß es sich um eine Personal-Productivity-Revolution handelt. Individuelle Anwender gingen von Taschenrechnern und Schreibmaschinen weg und kauften Spreadsheets oder Textverarbeitungen Auch Stand-alone-PC-Datenbanken kamen auf.

Dieser Markt ist heute ein statischer Markt, der zwar nicht zusammenbrechen, aber auch nicht großartig wachsen wird. In diesem PC-Geschäft werden Pen-basierte Computer oder "Personal Communicators" interessant. Wir sind hier kaum mit Produkten vertreten, das ist nicht unser Kerngeschäft. Zu den Companies, die hier sehr stark sind, gehören Microsofts Application Division, Lotus, Borland, Symantec etc. In diesem Markt findet ein sukzessiver Wechsel vom Stand-alone-zu einem Group-Productivity-Markt statt.

Der andere Markt, in dem wir uns bewegen, ist der für vernetzte PCs - er existierte vor drei Jahren überhaupt noch nicht. Dieses Segment weist viele Charakteristika des ehemaligen Minicomputermarktes auf. Denken Sie an die frühen 80er Jahre. Der Minicomputer löste immer häufiger Mainframes ab. Damals fragten die Leser der COMPUTERWOCHE: Bringen die Minis dasselbe, was unser Mainframe leistet, was MVS und das Datenbanksystem IMS schaffen? Spätestens Mitte der 80er Jahre mußte diese Frage mit einem Ja beantwortet werden.

Dieselbe Revolution erleben wir heute: Die Menschen benutzen vernetzte PCs und staunen, daß sie damit dasselbe tun können, was sie vorher mit ihrem Minicomputer gemacht hatten. In fünf oder sechs Jahren werden sehr viele Dinge auf PCs abgewickelt, die zuvor auf Minis und Mainframes stattfanden.

Ich will nicht behaupten, daß alles in PC-Netzwerken erledigt wird, es dürfte immer noch Aufgaben geben, die auf Minicomputern und Mainframes mit zentralisierten Datenbanken laufen werden.

In solchen Umgebungen werden nur die Terminals durch PCs ersetzt, nicht die Server. Der Markt, in dem wir uns bewegen, ist einer, auf dem PC Datenbank-Server und -werkzeuge, grafische Tools und Connectivity angeboten werden. Das ist ein neuer Markt.

CW: Ein Datenbank-Server muß leistungsfähig sein. Entscheiden sich deshalb nicht die meisten Benutzer sinnvollerweise für eine RISC-Workstation?

Gupta: Vor zwei oder drei Jahren hätte ich genauso argumentiert. Tatsächlich haben Performance-Benchmarks aber gezeigt, daß es einen so großen Unterschied nicht mehr gibt Lassen Sie mich ein Beispiel bringen. Als wir kürzlich Version 5 von SQL Base herausgebracht haben, führten wir einen Transaction-Processing-Benchmark durch. Wir wissen natürlich, daß die Transaktionsverarbeitung nur e i n Punkt ist, anhand dessen die Power eines Datenbanksystems gemessen werden kann, es gibt noch viele andere Kriterien.

Aber es ist immerhin ein Beispiel. Wir sind in der Lage, mit SQL Base in einem Novell-Netzwerk auf einer 50-Megahertz-Compaq-Maschine mit 486-Prozessor 102 Transaktionen pro Sekunde zu leisten. Auf einer Sparcstation 2, einer RISC-Maschine also, die einem solchen Compaq-Rechner ziemlich nahe kommt, konnten wir unter Unix nur 67 Transaktionen pro Sekunde messen.

Ich will hier nicht die Behauptung aufstellen, Datenbanken im Novell-Netz arbeiten immer schneller als unter Unix - das glaube ich selbst nicht. Mit Unix kann der Anwender in ganz andere Dimensionen gehen. Sie können auch mit einer Sparcstation 10 sicher in viel höhere Leistungsbereiche vorstoßen. Was ich sagen will: Maschinen mit 486 oder 586 Prozessoren sind inzwischen genauso leistungsstark wie so manche RISC-Maschinen. Die zweite Aussage: Ein Novell-Netzwerk kann eine ebensogute Datenbankumgebung darstellen wie ein Unix Derivat.

CW: Warum sollten diejenigen, die RISC - Workstations mit einer entsprechenden Datenbankumgebung einsetzen, auf ein Datenbanksystem im Novell-Netzwerk wechseln? Sprechen Sie die Upsizer an?

Gupta: Lassen Sie mich vielleicht die Begriffe Downsizing und Upsizing kurz erklären. Unter Downsizing verstehe ich den Prozentsatz der Datenverarbeitung, den Anwender früher mit einem Minicomputer oder Mainframe erledigt haben, und den sie jetzt in einem PC Netzwerk abwickeln. Dabei ist unerheblich, von welchem System diese Anwender kommen. Es geht einfach um die Entscheidung PC-Netzwerk statt Mini oder Mainframe.

Typischerweise sind die Mitarbeiter, die sich für ein solches Downsizing entscheiden, DV-Angestellte in den Fachabteilungen eines Unternehmens. Es handelt sich in der Regel um technisch orientierte Entwickler oder Entwicklungs-Manager, die sich zwar mit Produkten wie Oracle, Ingres oder Informix auskennen, die aber von ihrer Workstation weg wollen und sich für ein Downsizing entschieden haben. Eine weniger kostspielige, aber effektive Lösung wird hier angestrebt.

Unter Upsizern verstehe ich dagegen Individualisten, keine echten Techniker, allenfalls Quasi-Techniker - nennen wir sie Personal Programmers Diese Gruppe interessiert sich für Visual-Basic, Dbase und solche Produkte. Anwender dieser Kategorie versuchen, Dinge in einem PC-LAN zu tun, die sie sonst auf einem Stand alone-PC, getan haben. Der Unterschied: Jetzt wollen sie Multiuser-Versionen ihrer Produkte installieren.

Bei Berücksichtigung dieser beiden Definitionen kann ich Ihnen versichern: Unser Markt besteht zu 80 Prozent aus Downsizern, wie ich sie eben definiert habe. Die weitaus meisten Gupta-Kunden würden ihre Probleme also mit einem Minicomputer beziehungsweise einer Workstation oder mit einem Mainframe lösen, wenn sie unsere PC-Tools nicht hätten.

CW: Das mag für die USA gellten, kaum für Deutschland...

Gupta: Das gilt auch für Deutschland. Der Markt ist überall auf der Welt derselbe. Unsere Produkte werden von Anwendern und Entwicklern oder auch Managern von MIS-Gruppen in großen Unternehmen, zum Beispiel Banken und Versicherungen, genutzt. Diese Unternehmen hätten eigentlich Verwendung für einen Minicomputer oder eine Workstation, wollen ihre Aufgaben aber jetzt mit einem PC-Netzwerk lösen.

Upsizing ist kein großer Markt für Client-Server-Datenbanken. Der Grund: Um Client-Server-Technologie einzusetzen, braucht man technische Fähigkeiten und Programmierer Den meisten Upsizern fehlt dieses technische Know-how Die Leute die die COMPUTERWOCHE lesen, sind unser Markt - es geht um die PC-orientierte Gruppe dieser professionellen Anwender.

CW: Wie wollen Sie in diesen Markt hineinkommen?

Gupta: Wir haben ein wichtiges Distributions - und Marketing-Abkommen mit Novell angekündigt. Sie dürften den Hintergrund kennen: Novell investierte vor zwei Jahren in unsere Company und hält nun 19 Prozent der Anteile. Sie sitzen im Board unserer Firma, und wir haben eine strategisch enge technologische Bindung an das Unternehmen. Als wir kürzlich SQL Base für Netware angekündigt haben, hat Novell sehr wohl erkannt, daß dieses Produkt Auswirkungen auf Novell-Anwender hat.

Wir haben eine Marketing - und Sales-Vereinbarung angekündigt, wonach wir zusammen ein Produkt-Set anbieten werden mit der Bezeichnung "SQL-System for Netware". Diese Software wird in einer roden Box über den gesamten Novell-Reseller-Vertriebskanal verfügbar sein.

CW: Novell trifft derzeit jede Menge Marketing - Vereinbarungen - eigentlich mit jedem, der sich im Unix-Markt tummelt.

Gupta: Das ist richtig. Aber es gibt zwei gravierende Unterschiede: Erstens investiert Novell nicht in diese Companies - unsere Zusammenarbeit ist also besonderer Art. Zweitens ist es einzigartig, daß Novell das Produkt eines Partners in der Novell-typischen roden Box vertreibt. Novell wird also auch für Gupta-Produkte werben.

CW: Welches Interesse hat Novell an diesem Abkommen mit Gupta?

Gupta: Novell ist Marktführer im Netzwerkgeschäft. Das Networking wird heute anders definiert als noch vor einiger Zeit. Früher verstand man darunter einfach eine Art und Weise der Unterstützung von File-Services, die Verbindung individueller PCs war von zentraler Bedeutung Mit der Zeit wurde Networking aber zum Communication -Service.

Gegenwärtig hat Novell es noch nicht nötig, eine Datenbank anzubieten, um eine Netzwerksoftware verkaufen zu können. In wenigen Jahren wird aber wahrscheinlich jede der Firmen, die heute Netzwerke anbieten, zusätzlich auch eine fremde oder eigene Datenbanklösung vermarkten können Novells Strategie ist wohl nicht, hier eigene Lösungen anzubieten, wie Microsoft es macht. Novell will die Plattform verkaufen, nicht die Anwendungen Das Unternehmen wird mit Partnern wie Gupta zusammenarbeiten, die kombinierte Angebote an Novell-User abgeben werden.

CW: Könnten Sie sich vorstellen, mit Microsoft ein ähnliches Abkommen für den LAN Manager zu treffen?

Gupta: Mit Sicherheit nicht in dieser Form. Wir glauben an strategische Partnerschaften, wir versuchen, mit jedem befreundet zu sein, genau wie Novell, aber es ist immer wichtig zu wissen, wer die wirklichen Freunde sind.

Wir gehören zu den ersten Anbietern von Windows-Produkten. Dort. arbeiten wir mit Microsoft zusammen. Wir sind aber auch Wettbewerber von Microsoft, wir konkurrieren im SQL-Server-Geschäft, wir sind Wettbewerber bei Connectivity-Produkten und bei Tools. Unser Quest-Produkt wird sich zum Beispiel mit deren zukünftigen Produkten auseinandersetzen müssen.

CW: Ihr Datenbankprodukt tragt den Zusatz Network Loadable Module.

Gupta: Ja, es ist der schnellste NLM-Datenbank-Server der Welt.

CW: Sybase nimmt für sich in Anspruch, ebenfalls ein schnelles System zu haben ...

Gupta: ...die haben nie gesagt, sie hätten das schnellste Produkt. Sybase hat über das neue NLM-Produkt keine Performance-Angaben gemacht. Wir glauben, daß deren Leistung schlechter ist als die von Oracle. Das Oracle NLM auf einer 50-Mhz-Maschine brachte 40 Transaktionen pro Sekunde zustande.

Lassen Sie mich folgenden Vergleich anstellen: Datenbank-Server sind wie Automobile. Es gibt kleine und große Autos, und es gibt riesige Lastwagen. Ich glaube, Unternehmen wie Oracle und Sybase sind hauptsächlich im Truck-Geschäft. Jetzt machen sie auch Mini-Lastwagen. Wir dagegen machen ein kompaktes kleines Auto. Da ist also ein großes Unterschied zwischen diesen Unternehmen.

CW: Das NLM-Produkt von Sybase hat das Novell-Zertifikat, das unter anderem eine problemlose Kooperation mit anderen NLM-Produkten garantiert.

Gupta: Wenn wir dieses Produkt in der roden Box vertreiben, wird es ebenfalls zertifiziert sein. Oracle hat gesagt, sie hätten die Zertifizierung, Sybase macht geltend, man werde die Zertifizierung haben. Ich versichere Ihnen, da wird es künftig keine Unterschiede geben.

Die wird es aber sehr wohl beim Preis geben: Ich kenne die deutschen Preise von Sybase nicht und kann nur von den amerikanischen reden. 29 000 Dollar verlangt das Unternehmen dort für die Lizenz für eine unbegrenzte Anzahl von Benutzern. Eine solche Lizenz kostet bei uns 22 000 Mark-Sie können das in Dollar umrechnen. Es gibt also eine klare Preisdifferenz.

CW: Sybase, Oracle und Informix leben davon, unternehmensweit nutzbare Datenbanksysteme zu verkaufen. Die Systeme laufen im Idealfall vom Mainframe bis zum PC. Ist das nicht ein strategischer Vorteil gegenüber Gupta?

Gupta: Lassen Sie mich den Unterschied aufzeigen. Sie haben mit Ihrem Argument natürlich nicht unrecht. Wenn ich über den Downsizing-Markt rede, dann rede ich von zwei Segmenten: das eine ist das Departmental-Downsizing, das andere die unternehmensweite kooperative Verarbeitung. Beim abteilungsbezogenen Downsizing kaufen die Verantwortlichen nicht Produkte, die unbedingt mit der großen Mainframeorientierten Linie des Konzerns identisch sein müssen.

Typischerweise werden hier projektorientierte Entscheidungen gefällt. Die DV Mitarbeiter erwerben einzelne Produkte: Datenbank-Server, Tools und die Kombination dieser Dinge. Sie wollen gute Performance, hohe Qualität, starke Features und ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei diesen Low-end-Departmental-Systems soll aber auch Geld gespart werden.

Auf der anderen Seite gibt es die unternehmensweite Situation. Da entscheidet sich zum Beispiel ein Kunde zu automatisieren - und zwar alle 2000 Niederlassungen des Großkonzerns oder der Behörde. In jedem der PC-Netzwerke sollen Datenbankmaschinen arbeiten. Diese sollen mit dem Mainframe und den Minicomputern in direkter Verbindung stehen. Alle Systeme sollen perfekt zusammenarbeiten.

Diese beiden Märkte unterscheiden sich extrem voneinander. Wenn wir unsere Datenbank-Server und -systeme verkaufen, dann machen wir das auf zwei grundsätzlich unterschiedliche Weisen. In erster Linie verkaufen wir sie an den beschriebenen Departmental-Markt, und zwar mittels indirekter Distribution über die Novell-Kanäle. Es gibt für diese Produkte einen Massenmarkt, wir müssen ihn nur richtig adressieren.

In dem unternehmensweiten Markt, wo die Kunden grundsätzliche technologische Entscheidungen treffen, da arbeiten wir mit fachkundigen Resellern und großen Projekthäusern zusammen. Im Gegensatz zu den abteilungsbezogenen Installationen sind Oracle, Informix und Sybase hier ganz klar unsere Mitbewerber. Wir unterhalten zum Beispiel in Deutschland eine Kooperation mit Siemens-Nixdorf. Diese Großanbieter nehmen unsere Produkte hl den Vertrieb, um damit ihr Angebot um interessante Alternativen auszuweiten.

CW: Siemens-Nixdorf arbeitet nahezu mit jedem Datenbankhersteller zusammen.

Gupta: Sicher, aber das PC-LAN-Geschäft basiert dort auf unseren Produkten. SNI verkauft aber auch Oracle und Informix auf Unix-Ebene. Wir bauen mit SNI zusammen Gateways zwischen unseren Produkten auf PC-Ebene und Informix auf Unix-Ebene. Das ist der Unterschied zwischen den 80er und den 90er Jahren. In den 80er Jahren dachte jeder: Du mußte in Datenbanksystem einsetzen, Oracle oder Informix oder ein anderes System.

In den 90er Jahren sehen wir zwar in Oracle und Informix Konkurrenten, aber wenn ein Kunde die Wahl hat, welchen Datenbank-Server er will, dann kann er sich einen auswählen. Jedes dieser Produkte hat seine Daseinsberechtigung.

CW: Sie sind seit einigen Jahren mit Ihren Produkten am Markt - in Deutschland haben wir Ihre Anwesenheit aber bisher kaum bemerkt. Woran liegt das?

Gupta: Der Markt für Datenbankmaschinen und -Server, wie wir ihn repräsentieren, beginnt gerade erst sich richtig zu entwickeln. Von jetzt an ist es sehr wichtig für uns, gute und glaubwürdige Kundeninstallationen zu bekommen, starke Allianzen zu schließen. Mit der Novell-Kooperation haben wir einen wichtigen Schritt getan, um das Low-end-Marktsegment zu erobern.

Sie müssen sich klarmachen: Der Datenbankmarkt für PC-Client-Server-Datenbanken ist kein monolithischer homogener Markt. Die Menschen, die Ihre Zeitung lesen, sind meistens unternehmensweit orientierende Leute. Es gibt aber viele abteilungsorientierte DV-Anwender, die anders denken und andere Anforderungen stellen.

CW: Warum ist die Projektplanung in den Abteilungen so ausschlaggebend für den Erfolg Ihres Produktes?

Gupta: Projekte sind fast immer PC-orientiert. Unsere Kunden haben keinen Mainframe oder Mini, sie haben PCs. Diese Leute wollen daher Produkte, die von Anfang an für den PC entwickelt wurden. Sie interessieren sich nicht dafür, ob das Produkt auch auf dem Mini oder dem Mainframe läuft. Vom Datenbank-Server-Standpunkt heißt das: Wert auf Performance und einen akzeptablen Preis. Schließlich kann es sich ein Projektteam nicht leisten, ein Jahr darüber zu beraten, welche Software ausgewählt werden soll.

CW: Der PC-Datenbankmarkt ist durch die Xbase-Welt geprägt. Daher gibt es ein entscheidendes Argument für entsprechende Datenbankprodukte: Jeder hat es...

Gupta: Die meisten Anwender, die Projektentscheidungen fällen, haben Erfahrungen mit Xbase. Nur weil man aber als Singleuser mit Xbase gearbeitet hat, heißt das nicht, daß man bei einem Multiuser-Projekt genauso vorgeht. Wir haben herausgefunden, daß viele Projektverantwortliche Ex-Oracle-, Ex-Informix - oder Ex-Ingres - Anwender oder auch ehemalige Cobol-Programmierer sind Mainframe - und Minicomputerorientierte Leute entscheiden sich also heute für unsere PC-Produkte. Diese Leute sind mit SQL, groß geworden.

Bei den Upsizern, wo die Leute aus dem Xbase - oder Clipper-Umfeld kommen, ist es unsere generelle Strategie, mit Third-Party-Anbietern zusammenzuarbeiten, um Front-end-Tools anzubieten, die nicht notwendigerweise unter Windows laufen. Im Falle Nantucket zum Beispiel arbeiten wir mit einem Drittanbieter zusammen, um ein Clipper-Interface zu SQL Base offerieren zu können. Ähnliches wollen wir im Foxbase - und Dbase-Umfeld tun.

CW: Ist Gupta Mitglied der SQL Access Group?

Gupta: Wir sind in der SQL Access Group, und wir unterstützen auch IBMs DRDA-Vorschlag. Wir sind ein praxisorientiertes Unternehmen. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß sich ein einziger Standard durchsetzen wird, der Interoperabilität zwischen den Datenbanksystemen erlaubt. Es gibt zu viele technische Probleme. Jeder Datenbankhersteller entwickelt seine eigenen Produkte auf unterschiedliche Weise. Jedes Datenbanksystem soll neue Features haben - da kommen Standards oft zu kurz. SQL wird schon bald objektorientierte Daten banksysteme unterstützen, auch das ist ein Grund dafür, daß sich ein einzelner Standard kaum durchsetzen wird