GUIDE-Jahrestagung, Düsseldorf:

Das DOS wird aufgebohrt

03.12.1976

DÜSSELDORF - Auf der diesjährigen Jahrestagung des Deutschen Guide (IBM-Benutzerorganisation) konnte der DOS-Arbeitskreis (25 von 175 Tagungsteilnehmern) einen runden Erfolg verbuchen: IBM antwortete offiziell auf eine 16 Seiten lange "Wunschliste", die DOS-Anwender zur Erweiterung des DOS-Betriebssystems vor Jahresfrist dem Hersteller vorgelegt hatten. Dabei wurde von IBM zu allen, zum Teil recht scharf formulierten "Requirements" der Anwender Stellung genommen - allein für den Komplex "Job Control" sollen die Antworten erst Ende Januar 77 gegeben werden.

Engpässe verschwinden

Manfred Erdlen, Manager User Relations der IBM Europe, brachte aus paris ein Papier mit, in dem folgenden wichtigen DOS-Erweiterungen in Aussicht stellt:

1. Das DOS/VS soll künftig sämtliche zur Verfügung stehenden Platteneinheiten (insbesondere 3330-11 und 3350) unterstützen - was eine erhebliche Reduzierung der Kosten von Plattenspeicher-Platz mit sich bringen wird. Damit ein...gehend sollen die Label-Zylinder in der SYSRES (physische Adressen) erweitert werden, damit auf den großen Platten auch entsprechend viele Dateien gespeichert werden können.

2. Mehrere Transient Areas sollen zur Verfügung stehen, und Transient-Routinen sollen in den Hauptspeicher verlegt werden können - womit ein Nadelöhr im DOS beseitigt würde, denn Engpässe traten immer wieder auf, wenn es beim Open und Close von Dateien und bei Job Step-Ende Blockierungen gab.

3. Ebenfalls zur Verbesserung des System-Durchsatzes sollen Konsolmeldungen künftig asynchron zur Verarbeitung möglich sein.

4. Ferner kann künftig die Partition-Prioritätsvergabe wahlweise ohne Eingriff des Operators erfolgen, so daß in Abhängigkeit von I/O- oder CPU-Intensität automatisch ein dynamischer Ausgleich erfolgt.

5. Für DOS-TP-Anwender mit vielen Terminals wird es künftig mehr Geräte-Adressen geben, denn die Anzahl der SYS-Nummern und auch der Job-Information-Blocks soll erweitert werden.

Soweit die wichtigsten der zahlreichen Punkte, denen IBM den Status "Accepted" verlieh. Recht zufrieden zeigte sich der Guide-DOS-Arbeitskreisvorsitzende Rolf Vanvlodorp, Rheinmetall, Düsseldorf: "Wenn IBM die akzeptierten DOS-Erweiterungen binnen Jahresfrist ankündigt - und davon darf man wohl ausgehen -, dann gibt es für Betriebe, denen das DOS zu klein wird, eigentlich keinen zwingenden Grund mehr, auf OS umzusteigen." Vanvlodorp betonte gegenüber der CW, daß es viele gute Gründe geben kann, DOS auch auf großen Maschinen der Klasse 370/145 und auch größer zu fahren.

Indes, es war nicht alles eitel Sonnenschein. Nur "Under Study" - und das besagt nicht viel - war die IBM-Antwort auf die Benutzerforderung, das DOS-System sollte bis zu 15 Partitions unterstützen. Der Hintergrund für diese wichtige Forderung: Von den fünf DOS-Partitions bleiben für Anwendungen nur drei, wenn in je einer Partition TP-Software und Power für Spooling gefahren wird. Ebenfalls, wie noch vieles andere, bleibt "Under Study", daß aktuelle Systemliteratur künftig umgehend in deutscher Sprache verfügbar sein sollte.