Hardwarehersteller für die Zukunft schlecht gerüstet

Das Client-Server-Konzept nutzt vor allem Netz - und Softwerkern

31.07.1992

FRAMINGHAM (IDG) - Vom Trend zu Client-Server-Umgebungen profitieren in erster Linie Netzwerkspezialisten und Anbieter verteilter Software. Klassischen Herstellern wie Digital Equipment und der IBM droben dagegen empfindliche Verluste. Zu diesem Ergebnis kam die amerikanische IDG-Schwesterpublikation "Network World" in einer Umfrage.

"Jedes Unternehmen, das jetzt Anwendungen auf den Markt bringt, die über E-Mail-Fähigkeiten verfügen, hat ausgesprochen gute Zukunftsaussichten", urteilt etwa Todd Dagres, Director Data Communications beim Bostoner Marktfoschungsunternehmen The Yankee Group. Er nennt in diesem Zusammenhang den Notes-Hersteller Lotus, der vor allem deshalb gute Geschäfte mache, weil sein Groupware-Produkt unter Client-Server-Betriebssystemen laufe.

Ebenfalls Hoffnungen auf eine rosige Zukunft können sich rosige Zukunft können sich nach Ansicht von Unternehmensberater Richard Rosmarin, President der Mission Critical Technologies Inc., Concord, Massachusetts, all jene Firmen machen, die Anwendungen auf der Basis der von der OSF stammenden verteilten DV-Umgebung DCE entwickeln. Denn "erst mit entsprechenden Anwendungen läßt sich das Client-Server-Konzept verwirklichen", führt Jeanette Sill-Holeman, Chefin der gleichnamigen DV-Industrie-Beratung aus Redwood, Kalifornien, ein Grundgesetz der DV-Branche an.

IBM und Digital haben schlechte Karten

Aber nicht nur die Software-Entwickler profitieren vom Client-Server Computing, auch Netzwerkanbieter finden sich in einer günstigen Ausgangslage. Yankee-Group-Analyst Dagres sieht vor allem den LAN-Marktführer Novell im Vorteil, während Robert Kidd, ein Kollege von Dataquest, darüber hinaus gute Chancen für Microsofts Windows-NT sieht, das vom Hersteller mit Netz-Features ausgestattet und als Server-Betriebssystem vermarktet wird.

Als potentielle Gewinner im entstehenden Markt der verteilten Umgebungen sieht Berry Gilbert, Director LAN Service bei Marktforscher Infocorp, Acton, Massachusetts, auch die Anbieter relationaler Datenbanken wie Oracle, Sybase oder Informix sowie die Hersteller von Superservern wie die Netframe Systems Inc. und die Parallan Computer Inc. Während die Datenbank-Unternehmen schon jetzt von Client-Server-Architekturen profitieren, fördert im Superserver-Bereich der Trend zu Anwendungen für symmetrisches Multiprocessing den Absatz. Gute Karten habe in diesem Zusammenhang, wer - wie Banyan mit dem Netzwerk-Betriebssystem Vines - diese Mehrprozessor-Technik unterstützt.

Wenig zu gewinnen haben nach Angaben der von "Network World" befragten Marktbeobachter Hersteller wie IBM und Digital Equipment. Zwar seien diese inzwischen dabei in ihrer Rolle als Systemintegratoren, Komponenten für Client-Server-Umgebungen - anzubieten, doch bei einer zunehmend PC-orientierten Datenverarbeitung stünden die Aussichten auf Margen, wie sie bei proprietären Systemen üblich seien, eher schlecht. Aus diesem Grund, so die "Network World", hätten sich die großen Systemanbieter bisher auch nur zaghaft im Markt für Client-Server-Produkte betätigt. Nun werde allerdings versucht, diese Angebotslücke zu schließen. Selbst die IBM habe eine Organisation aufgebaut, die sich um dieses Geschäft kümmern soll. Ihre Aufgabe sei es, sogar die Großrechner als Teil eines Client-Server-Netzes zu vermarkten.