Das CIM-Klischee

20.06.1986

Wie weit sich das Computerklischee der Hardware-Hersteller bereits von der DV-Wirklichkeit in den Anwenderfirmen entfernt hat, untersuchte der CW-Kolumnist auch am Beispiel der CIM-Werbung. Hier sein Kommentar, erschienen in der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation "Infowelt" vom 16. Juni 1986.

Der blanke Unsinn hat nunmehr Eingang in die Computerwerbung gefunden. Der flockige Slogan "CIMsalabim", mit dem ein für Textsysteme bekannter US-Anbieter auf Kundenfang geht, ist eine Backpfeife für DV-Spezialisten, die "Computer Integrated Manufacturing" realisieren wollen.

Daß ein DV-Hersteller zuviel verspricht, wäre an sich kein Grund zur Aufregung. Der Super-Sound der Werbung macht zwar taub, aber nicht blind. Äußerst bedenklich ist jedoch, wenn die Marketing-Schmiere, wie in unserem ClM-Beispiel, mit der Pseudo-Wissenschaft kokettiert.

Hochschulinitiativen auf dem Gebiet der Fertigungsautomation konnten denn auch beträchtliche Publizität erlangen. Nur so ist es zu erklären, daß eine PR-Lawine losgetreten wurde, vor der sich die CIM-Interessenten in Sicherheit bringen müssen.

Der Integrationsidee tut das Tamtam, das um CIM gemacht wird, garantiert Abbruch. Der Industrie wird vorgegaukelt, die verfügbaren Trägersysteme für die Anwendung, etwa in der Produktionsplanung und -steuerung (PPS), würden allen Ansprüchen gerecht.

Auf die Hardware mag dies vielleicht zutreffen, doch bei der CIM-Software hapert's. Mehr noch: Die eigentlichen Probleme liegen im Vorfeld, bei der Aufgaben-Spezifikation. Eine einheitliche Mythologie für das Projektmanagement, von der Ist-Aufnahme bis zur Codierung, wurde noch nicht gefunden.

Zugegeben: Meckern ersetzt kein Engagement. Nur wäre es töricht, dem "CIMsalabim" allzuviel Bedeutung beizumessen. Ist CIM der Renner? Mit dieser Frage sollten sich Werbeprofis der Hersteller auseinandersetzen - für die Anwender gibt es Wichtigeres zu tun.