LTE kommt in die Gänge

Das bringt das Mobilfunknetz von morgen

23.02.2009
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Unterstützung für Echtzeitanwendungen

LTE bringt jedoch nicht nur einen Anstieg der Bandbreite in einer Mobilfunkzelle - dieser Effekt würde bei dem prognostizierten Zuwachs der mobilen Nutzer schnell verpuffen. Für den Benutzer viel wichtiger sind eine deutlich geringere Latenzzeit und weniger Jitter, was erstmals die verlässliche Nutzung von VoIP - wenn es denn die Netzbetreiber künftig erlauben - oder andere Echtzeit-Anwendungen über Mobilfunknetze verspricht. Hinzu kommt die Möglichkeit, wie im Festnetz eine bestimmte Dienstgüte (Quality of Service - QoS) für verschiedene Datenpakete festzulegen. Diese rauschen somit quasi auf einer Überholspur durch das Netz, während weniger kritische Daten wie E-Mails kurzfristig, also wenige Millisekunden, "rechts ranfahren”. Branchenkenner wie Michael Ritter von ADVA Optical Networking sind sich sicher, dass spätestens mit LTE auf Basis der Dienstgüte neue Gebührenmodelle entstehen. So seien insbesondere Businessnutzer bereit, für eine bessere Übertragung und eine geringere Latenzzeit ihrer Daten einen Zuschlag in Kauf zu nehmen. Die Carrier könnten somit eine neue Wertigkeit in ihr Angebot bringen, ohne sich von der All-You-Can-Eat-Kultur, die letztendlich stark zum Durchbruch der mobilen Internet-Nutzung geführt hat, verabschieden zu müssen. Mit Hilfe von Deep Packet Inspection seien Mobilfunkbetreiber somit in der Lage, den sanften Übergang zur All-IP-Technik zu gestalten und zu verhindern, dass die wertvollen Sprachumsätze durch VoIP via LTE kannibalisiert werden, fasst Ritter zusammen.

Wann LTE Realität wird, ist angesichts der Finanzkrise ist nur schwer absehbar - zumal die Technik hohe Investitionen im Backbone erfordert. Hierzulande hat Marktführer T-Mobile angekündigt, HSPA rein softwaretechnisch auszureizen, um anschließend auf 4G-Technik umzusteigen. Ob LTE oder Wimax behält sich der Carrier - vermutlich aus Verhandlungstaktik - vor. In der Praxis spricht insbesondere die Rückkompatibilität mit 2,5- und 3G-Netzen bei bestehenden Mobilfunkbetreibern eher für LTE. Auf der anderen Seite ist Wimax bereits verfügbar.