Der AIX-Kernel fliegt raus und IBM applaudiert

Das Basis-Betriebssystem für OSF/1 wird Mach heißen

01.12.1989

München (gfk) - Die Open Software Foundation (OSF) hat ihr bisheriges Basis-Betriebssystem AIX aufgegeben. "Mach" heißt nun der multiprozessorfähige Kernel ihrer Wahl.

Vom Unix-Derivat der IBM dagegen sollen nur noch Bibliotheken und Kommandos in das für November 1990 angekündigte OSF/1 übernommen werden.

Die Eigenschaften von Mach geben der OSF die Möglichkeit, noch im Laufe des kommenden Jahres symmetrisches Multiprozessing und die B1-Sicherheitsstufe zu integrieren (Vergleiche auch CW Nr. 41 vom 6. Oktober 1989, Seite 4). Mit diesem Konzept möchte die Organisation dem kürzlich von AT&Ts Unix Software Operation fertiggestellten Unix V.4 entgegentreten. Werden doch auf Messen wie der Comdex zunehmend Multiprozessor-Rechner vorgestellt. Für Nachfolgeversionen von OSF/1 ist zudem eine "funktionale Vergleichbarkeit" mit Unix V.4 vorgesehen.

Erstaunlich gefaßt ist die Reaktion der IBM über die umfassende Reduzierung des AIX-Anteils auf 800 000 Programmzeilen. Peter R. Schneider, Vizepräsident für Systeme und Programmierung bei der IBM: "Wir freuen uns über die Fortschritte der OSF. Einen guten Plan wieder aufzunehmen und ihn noch zu verbessern, zeigt die Vitalität und die Leistungsfähigkeit dieser Organisation."

Das Betriebssystem Mach von der Carnegie-Mellon-Universität ist kein Unix-Derivat, wird aber als Basis für das Berkley-Unix Version 4.3 benutzt. Es vereint das Konzept des parallelen mit dem des verteilten Programmierens und geht damit weit über die üblichen Unix-Möglichkeiten hinaus. Trotzdem ist der Mach-Kernel nur etwa ein fünftel so umfangreich wie der von vergleichbaren Systemen. Die OSF spricht daher von einem "Mikro-Kernel". Außerdem soll Mach das Sicherheitsniveau der Stufe B3 erfüllen.

Konkret hat sich die OSF für die Version 2.5 des Mach-Kernels entschieden, wie sie bei der Encore Computer Corp. implementiert ist. Hinzu kommt das bereits in Mach implementierte Berkley-Unix BSD 4.3. Das File-System kommt von der BSD-Vesion 4.4, so daß laut der Marktanalystin Kate Oakley von der International Data Group (IDC) die Lizenzierung des Network File Systems (NFS) von Sun Microsystems überflüssig werden könnte.