Das Backoffice für die ganze Welt

23.02.2006
COMPUTERWOCHE VERLEGERPUBLIKATION - Indien ist weltweit der wichtigste Offshore-Standort für IT-Dienstleistungen. Trotz zunehmender Konkurrenz und steigenden Gehältern wird sich daran in absehbarer Zeit auch nichts ändern. In einer Studie von 2005 prophezeien die Analysten der Deutschen Bank Research, dass sich der Offshore-Umsatz Indiens bis zum Jahre 2007 auf 56 Milliarden Dollar verdoppeln wird.

Indien ist das klassische Offshore-Land -und fast zum Synonym für Offshore-Outsourcing geworden. Der entscheidende Vorteil des Subkontinents liegt in seinen gut ausgebildeten englischsprachigen Fachkräften, die zu niedrigen Löhnen und Gehältern arbeiten.

Mit etwa 8.000 Dollar Jahresgehalt kann ein indischer IT-Experte mit ein bis zwei Jahren Berufserfahrung rechnen. Das Gefälle zu europäischen Gehältern lässt sich aber keinesfalls eins zu eins in Projektkosten umrechnen. Zusätzliche Kosten entstehen durch die Telekommunikationsinfrastruktur und das Projekt-Management. Alle Zusatzkosten eingerechnet lassen sich bei Offshore-Projekten in der Regel Einsparungen zwischen 20 und 40 Prozent realisieren.

In Indien werden etwa 44 Prozent des globalen Marktes für IT- und BPO-Offshoring abgewickelt - bei einem weltweiten Marktwert in Höhe von rund 40 Milliarden Dollar. Der Umsatz betrug im Jahr 2004/05 über 28 Milliarden Dollar - fast zwei Drittel davon mit Auftraggebern aus den USA. Etwa 700.000 Fachkräften arbeiteten 2005 im Bereich IT-Dienstleistungen. Mitte der 80er-Jahre waren es noch unter 7.000 Mitarbeiter. Aber angesichts rasant steigender Nachfrage wird der Nachwuchs knapp. Nur 10 bis 20 Prozent der jährlich 130.000 Berufseinsteiger genügt den
Ansprüchen internationaler Konzerne.

Die hohe Abwanderung von Fachkräften macht den Unternehmen Probleme: Die Abwanderungsrate bei IT-Dienstleistern beträgt 15 bis 30 Prozent, im BPO-Bereich in einigen Fällen sogar 40 Prozent. Deshalb steigen die Gehälter: Durchschnittliche Steigerungen von 12 bis 15 Prozent im Jahr sind die Regel. Je nach Qualifikation oder Berufserfahrung auch deutlich darüber.

Nicht nur Indien verfügt über englischsprachige, gut ausgebildete und hoch motivierte Arbeitskräfte. Auch andere Schwellenländer versuchen, das indische Erfolgsmodell zu kopieren. Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka,die Philippinen und perspektivisch China stehen schon in den Startblöcken.

Und die westliche Konkurrenz drängt nach Indien. Die großen IT-Dienstleister wie Accenture, IBM Global Services oder EDS oder Beratungshäuser wie CSC bauen Entwicklungskapazitäten in Indien auf und aus. Diese Konstellation treibt die Löhne in die Höhe und drückt die Margen.

Höhere Gehälter, Nachwuchsmangel und westliche Konkurrenz verändern den Offshore-Standort Indien. Trotzdem: Auf absehbare Zeit wird Indien unangefochtener Weltmarktführer für Offshore-Outsourcing bleiben.