Outsourcing in Europa

Das Auslagerungsgeschäft schwächelt

24.04.2012
Im ersten Quartal 2012 gab es keinen einzigen europäischen Mega-Deal im Outsourcing-Geschäft. Der Trend geht zu kleinen Aufträgen.
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Einer aktuellen Erhebung der Information Services Group (ISG) zufolge wurden in Europa im ersten Quartal 2012 Verträge mit einem Gesamtvertragsvolumen (Total Contract Value; TCV) von 6,9 Milliarden Euro abgeschlossen, wobei in die Erhebung nur Abkommen mit einem Mindestwert von 20 Millionen Euro einfließen. Das entspricht einem Rückgang um 32 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal 2011 und einem Einbruch um 53 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2011. Allerdings verzeichnete die Branche Ende vergangenen Jahres auch ein Rekordergebnis. Insgesamt wurden im ersten Quartal dieses Jahres 79 Verträge vergeben, das sind 37 Prozent weniger als im Vergleichsquartal des Vorjahres.

Die Marktbeobachter von ISG führen den Einbruch auf einen "Hangover"-Effekt zurück, der aufgrund eines sehr starken vorausgegangnen Geschäftsquartals Ende 2011 entstanden ist. Ähnliche Entwicklungen ließen sich sowohl 2006 als auch 2010 beobachten, als sich nach starkem Jahresbeginn die Geschäfte in der Folge stark abkühlten. Für die aktuelle Schwäche machen die Experten darüber hinaus die anhaltenden, finanziellen Unwägbarkeiten in der Eurozone verantwortlich.

"Wir erwarten, dass die Outsourcing-Aktivitäten und das Gesamtvertragsvolumen in der zweiten Hälfte 2012 wieder Fahrt aufnehmen und die Jahresergebnisse schließlich im üblichen Rahmen liegen werden", sagte Bernd Schäfer, Partner und Managing Director bei ISG in Deutschland. Erstmals seit 2009 gab es in dem vergangenen Quartal keinen einzigen Mega-Vertrag, dessen Gesamtwert über 800 Millionen Euro lag. Die Experten werten dies als erneuten Beleg dafür, dass sich das Kaufverhalten der Anwender zu Vereinbarungen mit kürzeren Laufzeiten verschiebt.

Ein Blick in die Branchen zeigt, dass Fertigungsunternehmen und Finanzdienstleister die zuverlässigsten Outsourcing-Kunden sind, auf sie entfiel der Löwenanteil des Umsatzes. Der Produktionssektor verzeichnete mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Milliarden Euro sogar die beste je erzielte Quartalsleistung. Insgesamt zeigt sich, dass die Vertragsabschlüsse zum Großteil auf Neustrukturierungen alter Abkommen zurückgehen. "Auch im weiteren Verlauf ist zu erwarten, dass Neustrukturierungen einen großen Anteil an den Outsourcing-Aktivitäten ausmachen werden, da Kunden wie auch Dienstleister die größere Flexibilität kurzfristiger Verträge zunehmend bevorzugen", sagte Schäfer. (jha)