Planung, Budgetierung

Das Aus für Microsoft PerformancePoint

23.01.2009
Von 


Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.
Mit der Analysesoftware wollte Microsoft sich bei Finanzabteilungen etablieren und seine Frontend-Dominanz bei Excel ausspielen. Nun kommt überraschend das Aus. Die Zukunft heißt SharePoint Server.

Mit dem PerformancePoint Server 2007 hatte Microsoft vor zwei Jahren erstmals ein umfassendes Angebot für Corporate Performance Management (CPM) geschaffen. Dieser Begriff steht für Methoden und Kennzahlen, mit denen sich die Unternehmensleistung eines Betriebes messen, überwachen und steuern lassen soll. Microsoft hatte hierzu den neuen Server als eine von Grund auf integrierte Umgebung auf der Basis der eigenen Windows-Server-Infrastruktur und der Entwicklungsplattform "Microsoft Office System" aufgebaut (siehe auch den ausführlichen Beitrag "Was der neue Microsoft Office PerformancePoint Server 2007 bringt"). Der Server vereint die 2006 zugekaufte Analysetechnik von Proclarity mit Funktionen des bisherigen "Business Scorecard Manager" für den Aufbau von Scorecard- und Dashboard-Lösungen sowie neu entwickelte Software für Planung, Budgetierung und Forecasting.

Technische Finessen

Eine der zentralen Herausforderungen bei der Produktentwicklung war es für den Hersteller gewesen, für Finanzabteilungen einerseits eine hohe Bedienungsfreundlichkeit und Integration in die gewohnte Arbeitsumgebung zu schaffen, andererseits aber den Finanzexperten hohe Freiheitsgrade bei der Anpassung der Umgebung einzuräumen, die diese meist verlangen (siehe auch den Beitrag "Microsoft Office soll etablierte Werkzeuge für Business Intelligence verdrängen").

Microsoft versuchte diese Aufgabe zum einen natürlich mit einer guten Excel-Integration zu erfüllen. Vor allem aber war es das Tool "Planning Business Modeler", das Experten gefiel. Mit ihm können Anwender Planungsmodelle erstellen und bearbeiten. Dazu können sie standardisierte Planungsmodelle mit vordefinierten Dimensionen und Geschäftslogik heranziehen, die bereits im Produkt enthalten sind. Beispiele sind Finanzmodelle mit eingebauter Logik zur Eliminierung von Innenbeziehungen oder Annahmemodelle zur Hinterlegung von Währungsumrechnungen und Preislisten. Seit kurzem ist für den Server bereits das zweite Servicepack auf Deutsch verfügbar.

Zweifel am Branchenwissen von Microsoft

Trotz technischer Feinheiten und Microsofts Quasi-Monopol am Desktop gab es jedoch von Anfang an Zweifel, ob der Hersteller und seine Partner das Geschäft mit CPM-Anwendungen beherrschen würden. Anders als beim Verkauf von Infrastrukturprodukten sei ein tiefes Branchen- und Fachwissen unabdingbar, um Unternehmensabteilungen und Finanzvorstände zu gewinnen und zur etablierten, so die Kritik.

Hinzu kam, dass Microsoft spät in einem damals schon reifen Markt mit starken Konkurrenten wie Business Objects (jetzt Teil der SAP), Cognos (jetzt Teil von IBM), SAS Institute und anderen Herstellern einsteigen wollte. Entwicklungschef Peter Bull hatte sich dennoch in einem CW-Interview 2007 optimistisch gegeben. Man habe für die Entwicklung Leute mit gutem betriebswirtschaftlichen und technologischen Wissen aus Industrie und Wirtschaft rekrutiert, und ein internationales Team solle dafür sorgen, dass der PerformancePoint Server die unterschiedlichen Anforderungen an CPM insbesondere aus Europa abdecken würde. Auch setzte Microsoft auf den Input von Kunden, mit denen es Entwicklungspartnerschaften unterhalten wolte, da das Produkt noch jung war.