PC-gestützte Lösungen werden bevorzugt:

Das Angebot an Standard-SW für die Personalplanung steigt

14.12.1990

Standardsoftware für die Personalplanung erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Hans-Christian Vatteroth* hat Eindrücke auf den beiden DV-Messen Systec und Orgatec gesammelt. Auffällig war unter anderem der Trend zu PC-gestützten Lösungen, die wiederum in umfassende computergestützte Personalinformations-Systeme eingebunden werden.

Schon seit geraumer Zeit wird der Einsatz von vielseitig nutzbarer Software - also der Einsatz von Standardsoftware für die Personalplanung gefordert. Früher sollte noch firmenspezifische Individualsoftware die Aufgaben der Personalplanung unterstützen, doch seit Beginn der 80er Jahre geht der Trend zu Standardlösungen. Aber noch vor wenigen Jahren war das quantitative Angebot an Standardsoftware für Zwecke der Personalplanung recht gering.

Dennoch scheint in diesen Teil des Softwaremarktes Bewegung gekommen zu sein. So zeigen zum einen entsprechende Veröffentlichungen eine steigende Zahl von angebotenen Programmen. Andererseits lassen auch der erhöhte Umfang der Werbung in den einschlägigen Fachpublikationen sowie die zunehmende Präsenz von entsprechenden Software-Anbietern auf Messen, deren Schwerpunkte in dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik liegen, darauf schließen.

PEP: Schwerpunkt im Bereich Stellenplanung

Zu diesen sogenannten High-Tech-Messen zählen sicherlich auch die Systec und die Orgatec, die beide im Oktober dieses Jahres in München beziehungsweise Köln stattfanden. Da auf der Systec die fertigungstechnischen Systeme im Vordergrund stehen, ist es kein Zufall, daß dort mir ein Personalplanungs-System präsentiert wurde. Dabei handelte es sich um das Programm-Paket "PEP" von der SCS Informationstechnik GmbH, Stuttgart.

Obwohl das Kürzel PEP auf Gegenteiliges schließen läßt: Das Programm ist nicht allein auf den Bereich der Personaleinsatz-Planung beschränkt. Auch die Teilaufgaben der Personalbedarfs-, Personalbeschaffungs- und Personalkosten-Planung werden abgedeckt.

Eine explizite Unterstützung der Personalentwicklungs-Planung bietet dieses Paket wohl nur deshalb nicht, weil in den bisher realisierten Anwendungen aufgrund einer entsprechenden Betriebsvereinbarung auf die Berücksichtigung besonders sensibler Daten - wie Leistungs- und Verhaltensdaten - Verzichtet worden ist.

Die Anwendungsschwerpunkte bei PEP liegen zum einen im Bereich Stellenplanung (Organigramme)) und zum anderen in der Personalaufwands-Planung. Hierbei soll wohl gerade die Budgetplanung unterstützt werden, denn die Personalstrukturen können Organisationseinheiten-bezogen berücksichtigt werden.

Aus dem jeweils eingesetzten Personalabrechnungs-System erhält PEP über einen monatlichen Bridge-Lauf den Großteil der für die Planung benötigten Daten.

Da das Programm somit auf ein Lohn- und Gehaltsabrechnungssystem aufbaut, kann es auch als Modul im Rahmen eines Personalinformations-Systems (PIS) eingesetzt werden.

Das Programm PEP wird erst seit Sommer 1990 kommerziell Vertrieben und daher zur Zeit erst von wenigen Unternehmen eingesetzt.

Doch die Tatsache, daß mit dieser Software schon seit 1984 bei einem Pilot-Anwender die Personalplanung unterstützt wird, läßt auf ein relativ ausgereiftes Produkt schließen.

Anläßlich der Orgatec wurde von der Firma Orgaplan Software GmbH, Köln, das Programm "Personal-Planer" vorgestellt. Diese neu entwickelte PC-Software soll die qualitative Personalentwicklungs-Planung erleichtern. Unter qualitativer Personalentwicklungs-Planung wird die auf den einzelnen Mitarbeiter bezogene individuelle Entwicklungsplanung (Karriereplanung) verstanden.

Alle Komponenten greifen auf eine Datenbank zu

Deshalb stellt der Vergleich von stellenbezogenen Anforderungsprofilen mit mitarbeiterbezogenen Eignungsprofilen den Anwendungsschwerpunkt dar. Aus den ermittelten Qualifikationsdefiziten lassen sich dann die geeigneten Maßnahmen für eine systematische Personalentwicklung ableiten.

Zusammen mit den Modulen "Orga-Master" und "Personal-Manager" bildet der Personal-Planer ein Softwaresystem, bei dem alle Komponenten auf eine gemeinsame Mitarbeiterdatenbank zugreifen können. Die Bereiche der Personalbedarfs- und Personalbeschaffungsplanung werden durch vielfältige Möglichkeiten bei der Stellenplanung im Modul ' Aufbauorganisation' des Orga-Master-Programmpaketes abgedeckt. Der Personal-Manager unterstützt die Aufgaben im Teilbereich der Personaleinsatzplanung.

Auch das Programm "<< PEP >> " von der Riebersoftware GmbH, Reutlingen, die auf dem Stand der Itos Computer GmbH, Frankfurt, ihre Produkte präsentierte, dient der Unterstützung der Personaleinsatzplanung. Wie auch der Personal-Planer wurde << PEP >> auf die Bedürfnisse von Kreditinstituten hin konzipiert. Zur Zeit wird das Programm auf Unix portiert und den Erfordernissen der Fertigungsindustrie angepaßt.

So sollen im nächsten Jahr aufbauend auf die Zeiterfassungs-Software "Risozeit" und in Verbindung mit dem Betriebsdatenerfassungs-Programm "BDE" auch die Anforderungen aus diesem Bereich abgedeckt werden. Dabei dürfte vor allem die Möglichkeit des Programms von Interesse sein, bei Personalausfällen vom System automatisch einen optimalen Vertretungsvorschlag zu erhalten.

Für die Personaleinsatz-Planung und Schichtplanung in Krankenhäusern hat die Perbit Wolfgang Witte oHG., Münster, wie am Rande der Orgatec bekannt wurde, das PC-Programm "Disk" entwickelt. Dabei handelt es sich um eine der ersten Anwendungen unter Windows.

Als Ergänzung für die derzeit schon angebotene PC-Software-Familie "Pers-Info" mit bisher etwa 450 Installationen wird demnächst auch ein entsprechendes Modul für die Bereiche der Schicht- und Arbeitszeitplanung in der Industrie angeboten werden. Pers-Info ist als Teilsystem eines Personalinformationssystems anzusehen, da auch hier durch entsprechende Schnittstellen die Datenübernahme vom Host-Rechner, auf dem die Personalabrechungs-Programme laufen, ermöglicht wird.

Im Bereich der Personalplanung werden durch, Pers-Info die Planungsaufgaben in den Bereichen Personalbedarf, -beschaffung und -freisetzung durch ein umfangreiches Statistikmodul unterstützt. Für die Personalentwicklungs-Planung können die Führungskräfte- sowie Schulungs- und Weiterbildungsdateien genutzt werden. Mit Hilfe des Rechenmoduls lassen sich Simulationen vor allem für die Personalkosten-Planung durchführen.

Als Fazit dieser beiden Messestreiflichter kann festgehalten werden, daß für die computergestützte Personalplanung, und hier besonders für die Personaleinsatz-Planung, eine zunehmende Vielfalt an Standardsoftware angeboten wird. Der Trend scheint hierbei verstärkt zu PC-gestützten Lösungen zu gehen, die wiederum als Elemente in ein umfassendes computergestütztes Personalinformations-System eingebunden werden können.

Wie auch schon auf der CeBIT zeigt sich, daß durch die Integration der Zeitwirtschaft die operative Personalplanung stärker unterstützt werden soll. Doch auch das Personal-(Kosten-)Controlling entwickelt sich zunehmend zu einem Einsatzschwerpunkt im Rahmen des PIS-Konzeptes.

Es gibt also eine Vielzahl von neuen Entwicklungstendenzen auf dem Gebiet der computergestützten Personalplanung, speziell im Rahmen von Personalinformations-Systemen. Um diese Tendenzen näher zu untersuchen, wird seit Frühjahr 1990 am Industrieseminar der Kölner Universität an einem Forschungsprojekt mit dem Titel "Personalinformationssysteme für Zwecke der Personalplanung" gearbeitet.

Im Rahmen dieses Projektes wurden bisher eine Produktdatenbank und eine Firmendatenbank aufgebaut. Die Datenbanken enthalten die relevanten Daten über die Softwareprodukte, und ihre Hersteller beziehungsweise Anbieter. Die in der Firmendatenbank erfaßten Software-Anbieter wurden im Rahmen einer Voruntersuchung angeschrieben und um einschlägiges Informationsmaterial gebeten.

So konnte ein erster Marktüberblick über das derzeit verfügbare Angebot an Standardsoftware für die Personalplanung gewonnen werden. Firmen, die entsprechende Software-Produkte anbieten, jedoch versehentlich nicht angesprochen wurden, können sich an das Industrieseminar der Universität zu Köln, Albertus-Magnus-Platz, D-5000 Köln 41, wenden. Leiter des Projektes ist der Verfasser dieses Artikels.

Zweck der Voruntersuchung war in erster Linie eine quantitative Bestandsaufnahme der angebotenen Softwarepakete. Die Hauptuntersuchung, die zur Zeit vorbereitet wird, soll mit Hilfe eines umfassenden Fragebogens eine detaillierte Analyse der Qualität, des Leistungsvermögens und der Kosten der gegenwärtig für Zwecke der Personalplanung angebotenen Standardsoftware ermöglichen.

Der Fragebogen wurde an der Universität zu Köln vom Autor dieses Artikels entwickelt und für dieses Projekt aktualisiert. Die Ergebnisse dieser neuen Marktuntersuchung werden voraussichtlich im Sommer 1991 vorliegen.

Literatur:

1) Maier, W. und Fröhlich, W.: Standardsoftware für den Personalbereich. In: Personalwirtschaft, 17. Jahrgang (1990), Heft 3, Seite 18

2) Schröder, H.-H. und Vatteroth, H.-Ch.: Computergestützte Personalplanung auf der Basis von Personalinformations-Systemen (PIS): Was leisten Standardsoftware-Pakete? In Personaldaten-Verarbeitung in der Diskussion, hrsg. von B. Hentschel, G. Wronka und W. Müller, Datakontext-Verlag, Köln 1986, Seite 192

3) Steyrer, J.: EDV-unterstützte Personalplanung - Erfahrungen bei der Einführung eines

Personalinformationssystems in einen Dienstleistungsunternehmen. In: zfo, 57.Jahrgang. (1988), Heft 5,

Seite 345

4) Streicher, H.: EDV-unterstützte Personalplanung hat sieh bewährt - lnterview (mit Rolf Horschler) zur Konzeption und zum Einsatz bei der Mannheimer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH. In: Office Management, 38. Jahrgang, (1990), Heft 6, Seite 32

5) Vatteroth, H.-Ch.: Personalinformationssysteme für die Personalplanung - Anforderungen unter der Erfüllung durch derzeit verfügbare Standard-Anwendungssoftware. Interner Forschungsbericht des Industrieseminars der Universität zu Köln, Köln 1988, Seite138 ff

6) Vatteroth, H.-Ch.: Personalinformationssysteme für die Personalabteilung - Eindrücke eines Besuchers auf der CeBIT'90. In: Personalführung,(1990), Heft 7, Seite 480-482. Für die CeBIT 1989 vergleiche Finzer, P.: Aktuelle Entwicklungstendenzen bei Personalinformationssysteme. In.: Personal, 41. Jahrgang (1989), Heft 5, Seite209-210