Das alternative System-Management

10.11.2006
Von Eva-Katharina Kunst

Im Virtuellen geht’s auch

Eine vergleichsweise neue Aufgabe der Systemverwaltung ist das Management virtualisierter Umgebungen. Gerade große Rechenzentren erfordern nicht nur die Verwaltung und Überwachung ihrer physikalischen Server, sondern beispielsweise auch die Konfiguration und Ressourcenverteilung in virtualisierten Umgebungen. Hier setzt "OpenQRM", das quelloffene System-Management-Framework des US-amerikanischen Herstellers Qlusters, an. Es abstrahiert führende Virtualisierungstechniken wie VMware, Xen, Qemu und Linux-V-Server anhand einer logischen Ebene, der "Partition Engine". Diese stellt eine virtualisierte Server-Ressource bereit, die genauso wie ein physikalisches System zu benutzen ist. Seit Einführung des Projekts Ende Januar wurde die Open-Source-Software knapp 50000-mal heruntergeladen.

Trotz ihres Vordringens in den Markt des System-Managements spielen Open-Source-Produkte zurzeit aber noch in einer anderen Liga als ihre kommerziellen Pendants. Die quelloffenen Lösungen sind zwar vielseitig und schlank, jedoch meistens für spezifische Aspekte des System-Managements gedacht. "Open-Source-Management-Werkzeuge enden im Unternehmen oft als Einzellösung", glaubt William Hurley, CTO von Qlusters. Auch Altendorf konstatiert: "Was vielen fehlt, ist eine Integrationsschicht, die die Fähigkeit der Tools miteinander verbindet und daraus den Mehrwert einer Gesamtlösung schafft."

Schließlich haben sich die Ansprüche an eine System-Management-Lösung erweitert und die Schwerpunkte verschoben. Immer komplexere IT-Strukturen führen dazu, dass bereits ein reines Infrastruktur-Management oft nur aufwändig zu betreiben ist. Und das reicht bei weitem nicht aus. Neben der Sicherung der Verfügbarkeit von Servern und Komponenten sind die Überwachung der Performance, die Auswertung von Ereignissen und die Einleitung von Gegenmaßnahmen im Problemfall normale Anforderungen

Open Management Consortium

Das im Mai gegründete Open Management Consortium (OMC) möchte die Entwicklung und Akzeptanz freier System-Management-Lösungen vorantreiben. Es versteht sich als Forum für die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Open-Source-IT-Management-Projekten. Das OMC plant offene Standards zur Interoperabilität und Integration zu etablieren, wobei an erster Stelle die Entwicklung gemeinsamer Protokolle steht.

Der Projektverbund setzte sich ursprünglich zusammen aus einem System-Management-Framework (openQRM), Lösungen für das Monitoring (Nagios, Zenoss), das Konfigurations-Management (WebMin, Net- Director) und Security (OpenSIMS). Die Arbeitsgemeinschaft ist mittlerweile auf 29 Mitglieder angewachsen.

Stark im Kommen ist schließlich das "automatische Reporting zum Leistungsnachweis und die Darstellung der erbrachten Servicequalität in Form von Dashboards", stellt Altendorf fest. Die Werkzeuge sollen sich in betriebliche Abläufe integrieren, Geschäftsprozesse mitsamt zugehörigen Ressourcen zentral verwalten sowie den IT-Betrieb und Services letztlich bewertbar machen. Es geht also um Service-Management zur Unterstützung von Business-Prozessen nach der Itil. Wer in dieser Richtung umfangreiche Funktionen benötigt, muss noch zu kommerziellen Produkten greifen.

Es gibt - noch - Defizite

Die Community-Entwickler sind sich der Defizite bewusst. Mehrere Projekte und Firmen haben sich zum "Open Management Consortium" (OMC) zusammengeschlossen. Dort verfolgen sie das Ziel, Open-Source-Produkte zur Systemverwaltung zu fördern, die Entwicklung zu bündeln und Standards für Integration und Interoperabilität zu etablieren (siehe Kasten "Open Management Consortium").

Dass Open-Source-Produkte sich im Markt der System-Management-Lösungen noch ein größeres Stück vom Kuchen holen werden, davon sind Open-Source-Firmen und Projektentwickler überzeugt. Die stark steigendende Nachfrage unterstützt ihren Optimismus. Cameron glaubt, Open Source werde zu den großen Lösungen aufschließen: "Unsere Tools werden immer größere Netzwerke und Cluster managen können und tausende oder zehntausende Maschinen einrichten, konfigurieren und überwachen. Hierin sind uns proprietäre Anbieter noch überlegen - aber nur im Moment."