CW-Wert

Dann barschelt mal schön

25.04.2006

Wir erinnern uns noch an die Berichterstattung zum mysteriösen und bis heute nicht vollständig geklärten Tod von Uwe Barschel.

Der einstmalige Star der SPD war Ministerpräsident von Schleswig-Holstein von 1982 bis 1987. Er wurde am 11. Oktober 1987 von zwei Stern-Reportern tot im Zimmer 317 des Hotels Beau Rivage in Genf aufgefunden.

Die Journalisten fotografierten den leblos in der Badewanne Liegenden. Über dieses Foto entbrannte ein Medienstreit wegen der Frage, wie skrupellos Journalisten agieren dürfen. Zum Beleg für die angebliche Geschmacklosigkeit der Reporter veröffentlichten diverse Fernsehsender eben dieses inkriminierte Foto.

In Zeiten des Internet ist solche Heuchelei natürlich erst recht möglich. Bestes Beispiel hierfür ist die im März 2005 von der bundeseigenen Entwicklungshilfegesellschaft Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) herausgegebene und nach vielfältigen Protesten vom Innenministerium eingezogene Broschüre "Deutschlandreiseführer für Frauen". In dieser erhielten ukrainische Frauen Tipps zur Einreise und zur Arbeit im horizontalen Gewerbe in Deutschland.

Broschüre eingezogen, Problem erledigt? Mitnichten. T-Online hat die verdienstvolle und aufklärerische Aufgabe übernommen, auf ihrer Homepage "die kritisierten Passagen aus der Broschüre" zu dokumentieren. Hier nun kann man wieder wortwörtlich lesen, welche bürokratischen Tricks die Osteuropäerinnen nutzen können, um hierzulande "legal als Prostituierte zu arbeiten". Diese Option haben "aber leider nur Menschen, die eine entsprechende Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung haben". Die GTZ rät, so liest man’s auf T-Online, zur Eheschließung mit einem Deutschen. Weitere Tipps für Ukrainerinnen sind nachzulesen im Internet auf der T-Online-Site.

Oder hätten wir dies nun lieber nicht schreiben sollen?