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Daimler-Chrysler Services ordnet IT neu

05.08.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Um ihre Prozesse und IT-Systeme weltweit zu integrieren, will die Daimler-Chrysler Services AG (DCS), Berlin, allein im kommenden Jahr rund 200 Millionen Euro aufwenden. Das Großprojekt mündet in eine Neuorganisation der Informationstechnik.

"Unsere IT-Welt ist historisch bedingt sehr heterogen", erläutert Sebastian Pfeifle. In seiner Funktion als Director Business Process Management ist er - neben den CIOs Markus Sontheimer und William DeRosa - mitverantwortlich für die unternehmensweite Neustrukturierung der DCS-Informatik. Der Finanzdienstleister der Daimler-Chrysler AG ist in 39 Ländern tätig, wo er nicht nur die zahlreichen Marken des Automobilherstellers bedient, sondern auch mit unterschiedlichen finanzrechtlichen Bestimmungen konfrontiert ist. So arbeiten die insgesamt 1000 IT-Spezialisten inzwischen mit 280 verschiedenen Systemen. Dazu Sontheimer: "Die heutigen Prozesse und Systeme können eine unternehmensweite, konsistente Datenqualität nicht sicherstellen - trotz hohem manuellem Aufwand".

Doch die Neuorganisation der IT hilft nicht nur einem Nachholbedarf ab, sondern weist auch in die Zukunft. "Die IT-Strategie ist Teil der Konzernstrategie", stellt Jürgen Mohilo klar, der als Vorstandsmitglied unter anderem für das Information Technology Management (ITM) verantwortlich zeichnet. Ergänzt Pfeifle: "Wir müssen beispielsweise sicherstellen, dass ein Kunde weltweit in Minutenschnelle eine Vertragszusage bekommt." Kein Hehl macht das DCS-Management daraus, dass die aktuelle Bewertungspraxis der Rating-Agenturen sowie die drohenden Bestimmungen zum Risiko-Management ("Basel II") ebenfalls nach einer homogenen und kontrollierbaren Prozess- und IT-Landschaft rufen.

Für diese Neustrukturierung und die Erweiterung der IT - beispielsweise in Sachen Call-Center-Effizienz und Reporting-Funktionen - ist DCS bereit, viel Geld in die Hand zu nehmen: Allein für das kommende Jahr wird das Investitionsbudget auf 200 Millionen Euro aufgestockt. Und während andere Unternehmen für ihre Projekte einen RoI innerhalb eines Jahres einfordern, beweist DCS langen Atem: Erst in drei bis vier Jahren sollen sich die erhöhten IT-Aufwendungen amortisiert haben.

Konkret hat sich der Finanzdienstleister vier Ziele gesetzt: Zum einen sollen die Geschäftsprozesse global standardisiert und stärker als bisher dokumentiert werden. Zum anderen ist geplant, unternehmenseigene Normen für die Applikationssysteme zu definieren und - soweit möglich - auf marktgängige Standardsysteme zu wechseln, wobei mit einiger Sicherheit mehrere Länder-Cluster entstehen. Hinsichtlich des Einsatzes von neuen IT-Komponenten werden die übergreifenden Daimler-Chrysler-Standards Berücksichtigung finden, damit Mutter und Tochter reibungsloser miteinander kommunizieren können. Last, but not least will DCS das Projekt-Management vereinheitlichen und klare Zuständigkeiten definieren. (qua)