Sicherheitsreports von Cisco und Deutsche Telekom

Cyber-Gangster rüsten auf und der Deutsche Michel schläft seelig

28.07.2015
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Die Deutsche Telekom hat ihren Sicherheitsreport 2015 vorgestellt und Cisco seinen "Midyear Security Report". Laut Cisco scheinen die Cybergangster massiv aufzurüsten und immer raffiniertere Angriffe zu fahren. Die deutsche Bevölkerung scheint dies wenig zu stören - sie fühlt sich sicherer als 2014.
Während die Cyber-Gangster aufrüsten, haben die Deutschen wenig Angst vor den Gefahren aus dem Internet.
Während die Cyber-Gangster aufrüsten, haben die Deutschen wenig Angst vor den Gefahren aus dem Internet.
Foto: GlebStock - shutterstock.com

Hackerangriffe auf den Bundestag, Cyber-Spionage, Abhörskandale der NSA, geklaute Zugangsdaten - den Deutschen Michel scheint das kalt zu lassen. So machen sich die Bürger kaum Sorgen über Cyber-Risiken. Zu diesem Ergebnis kommt der Sicherheitsreport 2015, den das Institut für Demoskopie Allensbach und das Centrum für Strategie und Höhere Führung im Auftrag der Deutschen Telekom erstellt haben. Dabei sollten sich die Bürger durchaus Sorgen machen, den Netzausrüster Cisco stellt in seinem Midyear Security Report fest, dass das Vorgehen der Malware-Schreiber und Online-Kriminellen immer raffinierter werde.

Trotz NSA-Skandal etc. fühlen sich die Bundesbürger immer sicherer.
Trotz NSA-Skandal etc. fühlen sich die Bundesbürger immer sicherer.
Foto: Deutsche Telekom

Doch hierzulande wiegt man sich in trügerischer Sicherheit. Beim Thema Datenbetrug im Internet machen sich derzeit lediglich 28 Prozent der Bevölkerung große Sorgen, zwischen 2011 und 2014 bewegte sich der Anteil zwischen 27 und 31 Prozent. Auch die Sorgen vor dem Missbrauch von persönlichen Daten durch Unternehmen oder Nutzer in sozialen Netzwerken bewegen sich am unteren Ende der bislang gemessenen Werte. In Computerviren sehen heute mit 21 Prozent ebenfalls kaum mehr Menschen ein Risiko als noch vor ein oder zwei Jahren. Überraschend ist die Sorge, dass andere Staaten wie die USA oder China die Internet- und Telefonverbindungen deutscher Bürger überwachen könnten, im Vergleich zum Vorjahr laut dem Telekom-Report von 19 Prozent auf 15 Prozent zurückgegangen.

Flash war im ersten Halbjahr der beliebteste Angriffsvektor für Malware.
Flash war im ersten Halbjahr der beliebteste Angriffsvektor für Malware.
Foto: Cisco

Aber: Gefragt, welche Risiken in Zukunft zunehmen werden, nennen etwa 70 Prozent der Befragten den Missbrauch persönlicher Daten durch Unternehmen sowie Datenbetrug im Internet. Die Allensbacher Meinungsforscher erklären diese vermeintlich widersprüchlichen Ergebnisse mit einem weitgehenden Gleichmut in der Gesellschaft gegenüber diesem wachsenden Problem sowie teilweise mit Informationsdefiziten. Aber auch Gewöhnungseffekte und ein gewisser Fatalismus sowie das Empfinden, persönlich nicht betroffen zu sein, komme in diesen Ergebnissen zum Ausdruck.

Eine Stimmungslage die Cisco auf der Gegenseite nicht beobachten kann: Unter den Cyber-Kriminellen herrsche ein Klima der Innovation und Agilität. Dabei ist nach Meinung der Studienautoren das Innovationstempo der schwarzen Schafe so hoch, dass Sicherheitsindustrie teilweise in Hintertreffen geraten, denn die Autoren bescheinigen der Industrie, "dass die Innovationsgeschwindigkeit nicht so schnell ist, wie sie sein sollte".

Ransomware ist bei Online-Kriminellen noch immer beliebt.
Ransomware ist bei Online-Kriminellen noch immer beliebt.
Foto: Cisco

Den Hut ziehen die Forscher speziell vor den Programmierern des Angler-Exploit-Kit. Die fiesen Gesellen würden sowohl durch besondere Schnelligkeit als auch Effizienz auffallen und neue Sicherheitslücken in Flash, Java, dem Microsoft Internet Explorer sowie Silverlight ausnutzen. Besonders hoch im Kurs stand in den letzten Monaten das Ausnutzen von Flash-Schwachstellen. Dabei scheinen die Online-Kriminellen oft Erfolg zu haben. Laut dem Midyear Security Report werden 40 Prozent der Rechner von Usern kompromittiert, wenn diese auf eine Web-Seite stoßen, die mit dem Angler-Kit manipuliert wurde. Die Angreifer entwickeln aber nicht nur neue Methoden, sondern setzen auch auf bewährte Verfahren. So erleben laut Cisco Angriffe über Word-Makros ein Revival. Hoch im Kurs steht bei den Kriminellen nach wie vor Ransomware. Dabei werden Dateien des Opfers verschlüsselt und gegen eine Zahlung die Lieferung eines Schlüssels zum Entschlüsseln versprochen.

Allerdings werden laut Cisco nicht nur die Angriffsverfahren der Cyber-Kriminellen immer effizienter. Sie selbst schützen sich auch immer besser vor Enttarnung. So verwenden die Gangster immer häufiger anonyme Web-Netze wie Tor oder das Invisible Internet Project (I2P).