Satire

CW-Wert

26.09.1997

Der Schwabe gilt allgemein als sparsam, arbeitswütig und setzt, so heißt es, immer die falschen Prioritäten. Den Düsseldorfern sagt man Leichtlebigkeit und Stolz nach, Stolz auf die längste Theke der Welt und auf ihren Fußballclub, weshalb sie im benachbarten Ruhrpott als eingebildet gelten. Daß sich die Gesichter der Rheinansässigen verfinstert haben vom vielen Altbier, das ist ein Gerücht.

Verdunkeln wird sich allerdings die Miene eines Düsseldorfer Kaufmanns, wenn er demnächst das Stuttgarter Landgericht wohl in Handschellen verlassen muß. Die Anklage lautet auf schweren Bandendiebstahl und gewerbsmäßige Hehlerei. Dabei ist der Rheinländer nicht der Hauptangeklagte, denn der ist Schwabe und hat als solcher die falschen Prioritäten gesetzt. Statt ausschließlich seiner Arbeit als Aushilfskraft in der Produktion von HP nachzugehen, klaute er dort Speicherkarten in großem Umfang. Arbeitswütig, wie die Schwaben nun mal sind, brachte er es auf 23000 entwendete Memory-Boards - pro Woche 15 Kilogramm, errechnete die Polizei. Der Verlust für HP beläuft sich auf rund 35 Millionen Mark.

Der Dieb packte nun vor Gericht aus und machte geltend, daß eben jener Düsseldorfer ihn zu seinem Tun angestiftet habe, um die Ware dann nach Bayern und in die Niederlande weiterzuverkaufen. Der Vorfall beweist immerhin eins: HP in Böblingen hat offensichtlich die falschen Prioritäten gesetzt, denn, so der Geständige, "ich konnte die Ware ohne Kontrolle entwenden".