Satire

CW-Wert

18.04.1997

Deutschland ist ein zukunftsfähiger Industriestandort, an dem noch immer Spitzenleistungen vollbracht werden." Kompliment, Herr Hopp, Sie sind ein Fuchs! Solche Schmeicheleien sind ein Jungbrunnen für den von "Miesmachern" und "Demotivatoren" umzingelten Bundeskanzler Helmut Kohl.

Stellen wir uns vor, Vorstandssprecher Hopp hätte seine Rede zum 25. Firmenjubiläum der SAP in nörgelnder Hans-Olaf-Henkel-Manier eröffnet, etwa so: "Am Industriestandort Deutschland wird zu teuer produziert, die Lohnnebenkosten sind zu hoch, und die Arbeitskräfte sind satt, unflexibel und schlecht ausgebildet." Wir können uns den indignierten Gesichtsausdruck und den pikierten Ton in des Kanzlers unvermeidlicher Replik nur zu gut vorstellen. So geht man nicht mit einem Ehrengast um. Im übrigen hätte Hopp mit gespaltener Zunge gesprochen, wie der raketenhafte Aufstieg seines eigenen Unternehmens beweist. Und schließlich wäre die Basis einer potentiell fruchtbaren Geschäftsbeziehung zwischen Politik und Wirtschaft verlorengegangen - nicht nur, weil die SAP auch Behörden und Kommunen beliefert.

Nein, Hopp braucht den Kanzler als Türöffner für neue Absatzmärkte. Wie der rührige Softwaremulti vorschlug, könnte die Bundesregierung dem lethargischen Mittelstand ein wenig auf die Sprünge helfen - mit freundlicher Unterstützung der SAP. Es sei an der Zeit, daß die Betriebe endlich eine angemessene Informationsverarbeitung erhielten.