Satire

CW-Wert

03.12.1998

Was haben Drogendealer und Anbieter von Informationstechnik gemeinsam? Beide verkaufen Produkte, die ihre Nutzer hochgradig abhängig machen. Im Unterbewußtsein der IT-Gemeinde ist diese Tatsache schon seit langem fest verankert. Wie sonst ist zu erklären, daß beide Szenen zum Teil das gleiche Vokabular verwenden: Sowohl Drogenabhängige als auch IT-Anwender werden "User" genannt und die Verkäufer der Waren mitunter als "Dealer" tituliert. Doch damit sind die Parallelen der Branchen keineswegs erschöpft. Schließlich verstärkt sich bei beiden User-Gruppen die Abhängigkeit mit der Nutzungsdauer. Das hat zur Folge, daß die eingenommene Dosis mit der Zeit immer weiter erhöht werden muß, um spürbar zu wirken. Dies gilt für den Heroin- wie auch für den IT-Junkie, der immer weiter in Hard- und Software investiert, damit seine Organisation nicht den totalen Zusammenbruch erleidet. Allerdings weist das Geschäftsmodell der IT-Anbieter gegenüber dem der internationalen Drogenmafia erhebliche Vorteile auf. Das wichtigste Plus: IT ist eine legale Droge, die nicht in zugigen Bahnhofstoiletten von mehr als zwielichtigen Gestalten feilgeboten werden muß. Die IT-Barone haben mehr oder weniger freien Zugang zu den Chefetagen in Wirtschaft und Politik, ja sie werden sogar von den Regierungen dieser Welt massiv unterstützt. Außerdem müssen sie ihren Stoff nicht mühsam an einzelne vermarkten, sondern machen mit einem Unternehmens-Deal gleich Tausende süchtig.