Satire

CW-Wert

03.04.1998

Die allmonatlichen Statistiken der Bundesanstalt für Arbeit sind eigentlich vollkommen überflüssig. Die Hiobsbotschaften, die Bernhard Jagoda aus Nürnberg verkündet, sind ja viel zuwenig aktuell. Wirtschaftsbosse brauchen zur Entscheidungsunterstützung tagesaktuelle Zahlen. Dabei ist die Sache so einfach: Jede Nachrichtensendung, jede Zeitung berichtet täglich über den Stand des Deutschen Aktien-Index, kurz DAX. Wer dessen Entwicklung über die letzten Monate verfolgt hat, dem dürfte längst klar sein, daß sich dahinter nicht nur die virtuelle Bewertung wichtiger deutscher Unternehmen, sondern auch ein immanenter Deutscher Arbeitslosen-Index verbirgt. Eine einfache Faustformel genügt, um die Zahl der Erwerbslosen in der Bundesrepublik tagesaktuell zu bestimmen: Punktestand mal tausend. Das Ergebnis ist weit genauer als die geschönten BfA-Zahlen, die zahlreiche "Schattenarbeitslose" außer acht lassen. Dank fortschreitender Computerisierung gibt es seit geraumer Zeit sogar ein noch exakteres Instrument für Investitions- und Budget-Planungen: Der sogenannte Xetra-DAX wird klammheimlich auch außerhalb der Arbeitszeiten der BfA-Beamten mit den Daten aller deutschen Arbeitsämter abgeglichen. Die Beamten in Nürnberg können also getrost einer sinnvolleren Verwendung zugeführt werden. Und die omnipräsenten DAX-Stände sind plötzlich nicht nur für die Handvoll deutscher Aktionäre, sondern für die gesamte Bevölkerung interessant.