Satire

CW-Wert

11.02.2000

Was ein Jungbrunnen auch im betriebswirtschaftlichen Sinne sein kann, exerziert uns das indische Vorzeigeunternehmen Infosys Technologies vor. Dort nämlich hat der Vorstandsvorsitzende Narayana Murthy das ultimative Frischhaltedatum für Mitarbeiter auf 35 Jahre festgelegt und alle älteren Firmenangehörigen zur Lost Generation dekretiert.

Mit 53 Jahren zwar selbst nicht gerade ein Brillantine-Boomer, sondern eindeutig der Komposti-Kaste zugehörig, brandmarkte er nichtsdestotrotz das firmeninterne Mittelalter als tattergreisende Oldies ohne Hoffnung auf Zukunft.

Wer in diesem nachgerade unanständig hohen Alter überhaupt noch wagt, bei Infosys anstellig sein zu wollen, soll wenigstens nicht mehr mitreden dürfen. Zumindest dann nicht, wenn die strategische Firmenausrichtung, wenn also eine Vision der Softwarewelt von morgen geboren werden soll. Was bei solchen Brainstormings, Gehirnfiebern, entwickelt wird, kann, sagt Murthy, nur Sache der Jungen sein. Nur Angelegenheit von Kreativen, Innovativen, mental Agilen, Hochenergetikern.

Da hat er Recht. Hat nicht jeder gebrechliche End-20iger schon einmal die Erfahrung gemacht, wie viele Kurzschlüsse die Synapsen da bereits produzieren? Insofern spricht unser indischer Visionär nur aus, was auch hierzulande längst wahr ist. Ich, 48, wüsste auch bereits, wohin mit der bundesrepublikanischen Geronto-Generation: ab nach Goa und nur noch Sex pur.