Satire

CW-Wert

05.10.2001

"Wenn die Begriffe sich verwirren, ist die Welt in Unordnung."

Konfuzius gewinnt in unserer von Handy und E-Mail geprägten Kommunikationsgesellschaft erschreckende Aktualität. Und auch die Befürchtungen unserer alten Deutschlehrer, die vor einer Verrohung der deutschen Sprache warnten, scheinen sich zu bewahrheiten.

Die Wissenschaftler des renommierten Xerox Palo Alto Research Centre (Parc), die so bahnbrechende Erfindungen wie die Computermaus hervorbrachten, haben ermittelt, dass sich Short-Message-Service-(SMS-)Meldungen zur bevorzugten Kommunikationsform unter Teenagern entwickeln. Vorbei die Zeiten, in denen man/frau sich mit schwülstigen Liebesbriefen abmühte. Über ein Drittel der Befragten gab an, die SMS sei die schnellste und damit befriedigendste Form der Unterhaltung.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Wer SMS hackt, kann sich kurz fassen. Bis die Antwort kommt, sofern sie im Mobilfunkdschungel überhaupt durchdringt, kann man sich den nächsten coolen Spruch ausdenken. Oder man greift auf vorgefertigte Textmodule zurück beziehungsweise schickt gleich ein Bildchen.

Ärgerlich nur, wenn der Empfänger die Nachricht nicht versteht. Die Xerox-Forscher haben festgestellt, dass sich angesichts des begrenzten Platzes und der teuren Verbindungsgebühren eine eigene SMS-Umgangssprache mit den absonderlichsten Abkürzungen herausbildet. Wer hier nicht auf dem neuesten Stand ist, kann sein Handy gleich wegpacken.

"22 geife beirut." Was mag das heißen? Greifen 22 Panzer Beirut an? Oder findet um 22 Uhr eine geile Fete bei Ruth statt? Es droht ein zweites Babylon. Am Ende spricht jede Funkzelle eine eigene SMS-Sprache. Und statt dem steinernen Turm, von dem aus die Menschen Gott schauen wollten, wachsen die stählernen Masten der Sendeanlagen gen Himmel.

Doch es hilft nichts. Wir müssen mitmachen, sonst verpassen wir noch den Anschluss an unsere geschätzten Leser. Deshalb werden Sie künftig auch Überschriften finden wie: "micso brineu winver". Alles klar, oder?