Satire

CW-Wert

22.06.2001

Alle Jahre wieder kommt irgendein Historiker daher, um den Geburtstag des ersten Rechners zu feiern. Prompt melden sich die Nachfahren der verschiedenen Computerpioniere lautstark zu Wort und regen sich furchtbar auf - denn in Wirklichkeit waren ihre Ahnen einen Tick schneller.

Die Diskussion ähnelt ein klein wenig der Stammzellendebatte: So wie dort gefragt wird: "Wann beginnt menschliches Leben?", stellt sich unter den Hightech-Historikern die Frage: "Welche Maschine konnte zuerst rechnen - und zwar mindestens schneller als das menschliche Hirn?"

Unisys hat sich der Diskussion elegant entzogen. Die Univac 1, deren 50. Geburtstag am 14. Juni gefeiert wurde, sei der erste "kommerziell vermarktete" Computer gewesen, betont das Unternehmen. 15 Tonnen schwer und 27 Kubikmeter groß füllte das Röhrenungeheuer weite Teile des US Census Bureau, das sich den Spaß als erster Kunde 1,6 Millionen Dollar kosten ließ.

Dafür bekam das Statistische Bundesamt der Amerikaner ein System, dessen Prozessoren mit immerhin 0,008 Megahertz takteten und das maximal 12 MB Daten speichern konnte. Außerdem erhielt die Behörde ein veritables Heizkraftwerk inklusive - allerdings mit einem Stromverbrauch von beträchtlichen150 000 Watt.

Unisys soll sein Jubiläum ruhig feiern - der Anlass ist wichtig und "schwer wiegend" genug. Eine Pioniertat war die Univac 1 letztendlich aber nicht. Es war Monadenlehrer Gottfried Wilhelm von Leibniz, der schon im Jahr 1673 eine Rechenmaschine baute, die er - zwar nicht sonderlich erfolgreich - aber doch einige Male verkaufte. Wilhelm Schickhardt (1620) und Blaise Pascal (1642) waren sogar noch früher dran, haben aber offenbar nur Ladenhüter entwickelt.