Satire

CW-Wert

16.08.2002

Journalisten sind wichtig, keine Frage, verkörpern sie doch die so genannte vierte Gewalt im Staate. Besonders in Italien, möchte man hämisch hinzufügen.

Dort führt der Medienzar Berlusconi das Zepter, der die staatlichen Sender gleichschaltet und auch die anderen Gewalten - etwa das Gerichtswesen - langsam in den Griff bekommt. Irgendwann wird es wohl nur noch (s)eine Staatsgewalt geben, dazu aber müsste er auch die schreibende Presse kontrollieren. Die zeigt sich renitent und berichtet nach wie vor auch über die "feindlichen" Fußballclubs Inter Mailand oder den Erzrivalen Juventus Turin.

Jenseits des Ärmelkanals sieht es ebenfalls finster aus. Den Niedergang des einst hehren englischen Pressewesens, das im Handstreich vom Zeitungsmagnaten Murdoch genommen wurde, vermerken wir mit Trauer. Es dürfte später als Treppenwitz in die Geschichte eingehen, dass die Engländer gerade einem Australier - die lieben die "Brits" oder "Pommies" ja nun wirklich nicht - erlauben, auf der Insel Meinung zu machen.

Doch zurück zu uns. Hierzulande, so scheint es, ist diesbezüglich fast alles in Butter: Unabhängigkeit gewahrt, Informantenschutz gewährleistet, Lauschangriffe abgewehrt. Doch halt, ein Faktor lässt sich nicht kalkulieren und schon gar nicht beeindrucken: die Wirtschaft, die dicken Unternehmen mit ganzen Abteilungen voll erstklassig ausgebildeter Prädikatsjuristen. Da schlägt ein kleines Redakteursherz schon mal bis zum Halse, will man dort jemandem am Zeug flicken - und hätte man/frau noch so recht und böge sich der Schreibtisch unter den Beweisen. Wie sonst wäre zu erklären, dass die Kollegen von Börse Online, als sie den Finanzdienstleister MLP fast aus dem Dax geschrieben hatten, den Autorennamen fingierten? Das könnte uns übrigens nicht passieren. Unsere Redakteure stehen zu ihren Texten.

Mit freundlichen Grüßen, Ihr

Peter Panther