Satire

CW-Wert

01.02.2002

Wenn Vadder Hopp noch im Amt wäre - er würde vor Wut in seinen Bambi beißen. Die SAP AG, Lebenswerk des Milliardärs aus dem Badischen, ist von einem Spion bedroht.

Wir wissen nicht viel über den Maulwurf. Wühlt er nachts im Verborgenen? Oder treibt er sein Unwesen mittags, wenn sich die Kollegen in einer der landesweit besten Kantinen - auch wir haben unsere Informanten - den Bauch vollschlagen? Jedenfalls hat der Verräter Zugang zu den wichtigsten Akten, Rechnern und Netzen, womit der Täterkreis eingeschränkt wäre.

Jede Information interessiert ihn, sofern sie nicht öffentlich ist. Dass er ein Profi ist, zeigt schon seine "Exit-Strategie": Alle Neuigkeiten fließen ausschließlich einem Medium zu. Es ist unverbraucht, zu allem entschlossen und offenbar sehr großzügig. Mindestens seit Mai 2000 ist der Spion treuer Informant - womit der Täterkreis noch einmal eingeengt wäre.

Eine interne E-Mail von Vorstandssprecher Henning Kagermann beispielsweise kam ans Licht, mit dem Inhalt, SAP erwäge einen Einstellungsstopp. Veröffentlicht wurde auch ein "internes Strategiepapier", in dem es hieß, SAP werde seine Entwicklungsaktivitäten neu ordnen. Mit Berufung auf "eingeweihte Kreise" schrieb das Blatt ferner, SAP bereite eine Wandelanleihe im Wert von einer Milliarde Euro vor. Und dann noch Kagermanns E-Mail an den Führungsstab, in der er um forcierte Personalarbeit bittet, nach dem Motto: Wer nicht mitzieht, fliegt.

Wir meinen, der Täter muss enttarnt werden. Schon im Interesse des Shareholder-Value. Vielleicht geht es so: Jede Führungskraft erhält eine individuelle E-Mail, die nur scheinbar auch allen anderen Führungskräften zugeht. Darin finden sich Skandalmeldungen wie "R/3 wird nur noch bis 2005 gewartet" oder "Interne Tests belegen Siebels Übermacht" oder "Anwender klagen über Softwarekomplexität". Sobald der entsprechende Artikel auftaucht, ist der Täter gefasst.