Satire

CW-Wert

28.03.2003

Ich glaub, mich knutscht ein Yeti! Jetzt plant doch glatt der Betreiber einer nepalesischen Trekking-Agentur, ein ehemaliger Sherpa, im 5800 Meter hoch gelegenen Basislager des Mount Everest ein Internet-Café zu errichten.

Wenn das nicht dem Ort völlig angemessen E-Business auf allerhöchstem Niveau ist, dann will ich Luis Trenker heißen. Der Südtiroler würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, welcher Wanderzirkus heute in den Bergen dieser Welt veranstaltet wird. Aber wir leben nun mal im 21. Jahrhundert, und da passt die Bergidylle à la Heidi und Alm-Öhi kommunikationstechnisch gesehen wohl mehr zur Gletscherleiche Ötzi als in die Gegenwart. Jedenfalls hat der geschäftstüchtige Nepalese Aussicht auf Erfolg. Immerhin pilgern jährlich bis zu 50 000 Bergsteiger und Trekker an den Fuß des Everest. Da winkt richtig Geld, denn heutzutage ist es für Betuchte en vogue, mit dem höchsten Berg der Welt zu kokettieren. Ein Internet-Café vor Ort in Eis und Schnee käme zur Imagepflege also gerade recht. Da lassen sich "Auf-dem-Dach-der-Welt-Tarife" fürs Surfen im Web sowie Senden von E-Mails und obligatorischen Action-Fotos locker verschmerzen. Budget-Traveller hingegen müssen wohl mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen. Obwohl? Selbst diese Klientel könnte von der Sehnsucht nach einer E-Mail der fernen Liebe oder der Neugierde auf die Bundesliga-Ergebnisse an den Bildschirm getrieben werden. Schließlich wissen Sherpas nur zu gut, dass die sauerstoffarme Höhenluft die Sinne der Möchtegern-Messners trübt. Wer kann da schon klaren Kopf bewahren und seiner Surflust widerstehen?