Satire

CW-Wert

08.10.2004

Gerade erholen wir uns hier in der Redaktion vom Oktoberfest. Zwei Wochen Höhentraining - also stehend auf den Bierbänken - liegen hinter uns. Zugegebenermaßen haben wir gedopt, bis der Arzt kam.

Und eins ist uns spätestens jetzt wieder einmal klar geworden: Es geht doch nichts über die wahrhaftige Wirklichkeit. Die virtuelle Erlebniswelt des Internets ist ein Dreck dagegen.

Allein schon all diese Dirndl-Trägerinnen! Wie die ihr Holz vor der Hüttn - wie der Bayer anerkennend zu sagen pflegt - ausstellen und vor allem einsetzen! Wo, wenn nicht auf der Wies'n, kann man so formschöne Handy-Halter sehen? Wenn so ein Mobiltelefon dann auch noch anfängt zu bimmeln und zu vibrieren, hat sich bei solch einem Anblick der ganz normale Wahnsinn eines Bierzeltbesuchs schon gelohnt. Für solch ein gegebenenfalls auch haptisch zu dokumentierendes Erlebnis schmeißen Sie jedes Internet weg.

Dann diese Verbrüderungsszenen auf dem Oktoberfest! Beethoven muss die Idee für seine Neunte hier auf der Wies'n gehabt haben. Auf der Bierzelthalbmeile werden alle, wirklich alle, ganz gleich wie ungleich, zu Brüdern. Wobei spätestens nach der vierten Maß auch der Informationsstand von Brüdern und Schwestern quasi zur Deckung gebracht ist. "Heeeiiih, heiii baby", will da jeder Mann von jeder Nachbarin auf der Bierbank wissen, ob sie sein Girl sein will. In vielen dieser Fälle würde man unter normalen Umständen diese Frage vorsichtshalber nicht mal im Dunklen stellen.

Und das allerschönste am Oktoberfest ist: Man hinterlässt keine Spuren. Keine verräterischen IP-Adressen bei irgendeinem Internet-Service-Provider, mit der einem verborgene Leidenschaften nachgewiesen werden könnten. Nur Bier und darüber der Wahnsinn. Braucht man da noch das Internet?