Satire

CW-Wert

26.03.2004

Da Gott bekanntlich nicht würfelt, müssen Menschen diese Lücke schließen.

Im Falle von Microsofts Monopolambitionen ist die EU jetzt auf die allseits kolportierte Strafsumme von knapp 500 Millionen Euro gekommen - zwischen Dreifuffzich und 3,5 Milliarden war alles drin. Wir, die wir Steve Ballmers Launen angesichts dieser Entscheidung nicht ertragen müssen, sollten uns damit zufrieden geben; immerhin handelt es sich um rund ein Prozent der kurzfristig verfügbaren Mittel des Konzerns. Andere IT-Firmen würden sich in diesen Zeiten schon über Verbindlichkeiten von nur 500 Millionen Euro freuen.

Bleibt aber wie immer eine Frage offen: Was passiert eigentlich mit dem Geld? Eine Theorie: Vermutlich erhält jeder EU-Bürger im April knapp zwei Euro überwiesen, um endlich die Binnenkonjunktur anzukurbeln. Hätte man rechtzeitig 320 Kinder in die Welt gesetzt, könnte man sich damit die "Office Professional Edition 2003" leisten. Dort enthalten ist die Datenbank Access zur Verwaltung der Kindernamen, ein Kontakt-Manager für das Heer der Tagesmütter, mit Excel ließe sich das Kindergeld planen (weit über 600000 Euro p.a.), und mit Word schreibt man schließlich seinen Abschiedsbrief, der durch Outlook versendet wird. Auf der Beerdigung zieht das Leben dann als Powerpoint-Präsentation an den Halbwaisen vorbei. So weit, so gut. Die schlechte Nachricht: Microsoft will Rechtsmittel einlegen, daher dauert die Entscheidung an. Wegen der EU-Osterweiterung im Mai fließen pro Bürger nur noch maximal 1,50 Euro aus Brüssel, vielleicht sogar weniger. Wenn sich das Verfahren länger hinzieht, müssen wir uns das Geld mit Russen und Ukrainern teilen. Dann reicht die Summe gerade noch für OpenOffice, und das läuft nicht auf dem Rechner in der Aussegnungshalle. Microsoft sollte also nicht nur in unserem, sondern vor allem im eigenen Interesse schleunigst bezahlen.