Satire

CW-Wert

13.02.2004

Online-Auktionen, Betrügerbanden wie die Nigeria-Connection, virtuelle Peepshows - das Internet spiegelt immer stärker die reale Welt wider. Nur eine Branche schien bislang im Cyberspace zu fehlen: die Mafia und ihre Schutzgelderpresser.

Mittlerweile hat allerdings auch die ehrenwerte Gesellschaft die virtuelle Welt als lukratives Betätigungsfeld entdeckt. Das elektronische Netz ist für die Gangster vor allem deshalb interessant, weil sie ihr Geschäftsmodell eins zu eins adaptieren können. Es gibt lediglich einen feinen Unterschied: Zahlt Luigi nicht, wird ihm nicht mehr die Pizzeria in Brand gesetzt, sondern sein Internet-Server mit virtueller Gewalt in Form einer DDOS-Attacke lahm gelegt.

Sie halten das Ganze für einen schlechten Scherz? Beileibe nein. Erst jüngst wurden vor dem amerikanischen Football-Finale, dem Super Bowl, Internet-Wettbüros mit Schutzgeldforderungen konfrontiert. Zwischen 15000 und 30 000 Dollar sollten die Zockerbuden zahlen, andernfalls seien sie über das Netz vor dem Spiel zum Wetten nicht erreichbar.

In gut unterrichteten Kreisen wird angesichts dieser Entwicklung bereits gemutmaßt, ob die jüngsten Wurmattacken wohl groß angelegte Erpressungen waren. Verschwand SCO etwa aus dem Netz, weil das Unternehmen nicht zahlen konnte? Wollte SCO mit seiner Copyright-Klage gegen IBM nur das notwendige Kleingeld beschaffen, um die Mafia zufrieden stellen zu können? Wurde Microsoft bloß deshalb verschont, weil der Konzern in letzter Minute ein paar Dollar aus seiner Kriegskasse lockermachte? Sollten diese Vermutungen zutreffen, können Windows-User vielleicht künftig von Würmern und Viren unbelästigt wieder ruhig schlafen, wenn der Konzern regelmäßig seine nicht ganz offiziellen Beiträge entrichtet.