CW-Ranking: Die Top-IT-Vorstände im November 2007

21.12.2007

Wolfgang Ziebart – Qimonda und kein Ende

Wie schon in den Vormonaten zieht sich der Fall Qimonda wie ein roter Faden durch die Berichterstattung über Infineon-CEO Wolfgang Ziebart. Nachdem Ziebart es erfolgreich geschafft hat, sich von Teilen von der ehemaligen Tochter zu trennen, treffen die bis dahin angehäuften Verluste Infineon trotzdem hart. Die roten Zahlen bei Qimonda haben Infineon im vergangenen Geschäftsjahr tief in die Verlustzone gedrückt. Der Jahresfehlbetrag wuchs 2006/2007 um 100 auf 368 Millionen Euro, bei leichtem Abbröckeln der Umsätze auf 7,7 Milliarden Euro. Analysten hatten laut Manager Magazin mit einem Verlust von zirka 300 Millionen Euro gerechnet. Infineon will sich schon seit längerem vom schwankungsanfälligen DRAM-Geschäft und Qimonda trennen. Laut Ziebart will man sich in Zukunft ganz auf Logikchips konzentrieren. Noch hält Infineon allerdings rund 79 Prozent der Anteile und muss die Qimonda-Verluste daher konsolidieren. Trotzdem zeigte sich Ziebart nach Angaben des Manager Magazins verhalten zuversichtlich. Ohne Berücksichtigung der Qimonda-Ergebnisse und ohne Sonderaufwendungen seien operativ im neuen Kerngeschäft klare Fortschritte erzielt worden. Es sei sogar eine beträchtliche Ergebnisverbesserung für das laufende Geschäftsjahr zu erwarten.

Neben Qimonda hat das deutsche Unternehmen aber auch mit einer nicht zu beeinflussenden Situation zu kämpfen. Für das laufende Geschäftsjahr 2007/2008 rechnet das Unternehmen mit einer hohen Belastung, die aus der Dollar-Schwäche resultiert. Nach Angaben des Handelsblattes erfüllt der Dollarkurs Ziebart mit Sorge, da er Infineon Umsatz und Ergebnis kostet. In dem am 30. September abgelaufenen Geschäftsjahr 2006/2007 verlor Infineon den Angaben zufolge wegen des schwachen Dollars bereits 150 Millionen Euro Umsatz und 80 Millionen Euro Gewinn. Man müsse davon ausgehen, dass die Belastung im laufenden Geschäftsjahr noch steige, weil der Dollar weiter an Wert verloren habe, so Ziebart. Der Halbleiterkonzern produziert vornehmlich in Europa Chips für die Autoindustrie und die Handybranche. Während andere Industrien ihre Wertschöpfung weiter in den Dollar-Raum verlegen, sind dem Münchener Chipkonzern die Hände gebunden. "Sie können eine Halbleiterfabrik nicht kurzfristig verlegen. Das geht vielleicht in anderen Branchen, in unserer Industrie ist es extrem teuer und langwierig", sagte Ziebart.

Eckhard Spoerr – Aufschub für Freenet

Die Dreierallianz zwischen den Internet-Anbietern United Internet, Freenet und Drillisch ist nach Angaben der Stuttgarter Zeitung erst mal vom Tisch. United Internet brach die bilateralen Gespräche über eine Kooperation mit dem Hamburger Mobilfunk- und Telekommunikationsunternehmen Freenet überraschend und ohne Angabe von Gründen ab. Der Drillisch-Chef Paschalis Choulidis will die Gespräche notfalls aber auch ohne United Internet fortsetzen. Für ihn hat sich nicht geändert. Erst Mitte November hatten die drei Unternehmen begonnen, Gespräche über eine Kooperation zu führen. Die Folge wäre eine Zerschlagung von Freenet gewesen. Zudem war United Internet als Käufer des DSL-Geschäfts von Freenet gehandelt worden. Dagegen hatte sich Spoerr lange Zeit gesträubt. Von dem Ausstieg von United Internet zeigten sich selbst Analysten überrascht. "Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass da zwei Charaktere aufeinandergetroffen sind, die sich in die Haare geraten sind", sagte Analyst Frank Rothauge vom Bankhaus Sal. Oppenheim. "Vielleicht springt Telefonica ein", sagte er. Das Investmenthaus Equinet glaubt dagegen an eine feindliche Übernahme des DSL-Geschäfts. Analyst Adrian Pehl vermutet, dass sich United Internet alle Chancen offen hält, um an das DSL-Geschäft von Freenet zu kommen. Und Andreas Heinold von der Landesbank Baden-Württemberg glaubt, dass Spoerr insgeheim weiter die Hoffnung hege, 2008 seine Vision eines integrierten Telekombetreibers verwirklichen zu können. Bleibt abzuwarten wie es im Fall Freenet weitergeht. Eins steht jedoch jetzt schon fest: Um die milliardenschweren Verlustvorträge von Freenet steuerlich nutzen zu können, muss die Zerschlagung von Freenet bis Jahresende unter Dach und Fach sein.