CW Gehaltsstudie: Wo nichts ist, lässt sich nichts verteilen

25.10.2002
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

Weniger Gehalt für Einsteiger

Die Teilnehmer wurden außerdem gebeten, sich als Junior, Senior oder Leiter einzustufen. Der Junior musste Einbußen im einstelligen Prozentbereich hinnehmen und kommt auf 45000 Euro, der Senior darf sich über ein leichtes Plus freuen und erreicht 65000 Euro, und beim Leiter hat sich nichts verändert, er bleibt bei 76000 Euro. Branche und Ort beeinflussen das Salär ebenfalls. Keine Überraschung dürfte sein, dass in den Software- und Beratungshäusern gut gezahlt wird - allerdings nicht mehr am besten, wie das voriges Jahr der Fall war. Die Studie weist hier einen Durchschnitt von 70000 Euro aus, was etwa dem Wert des Vorjahres entspricht. Besser gezahlt wird in diesem Jahr bei den Finanzdienstleistern und in der Konsumgüterindustrie, wo die Gehälter die 80000-Euro-Marke überschreiten. Das Schlusslicht bildet der öffentliche Dienst mit 37500 Euro.

Allerdings dürfte gerade wegen der schwierigen Arbeitsmarktlage das Thema Sicherheit ein nicht zu unterschätzendes Argument sein, das für eine Beschäftigung bei Vater Staat spricht, weshalb selbst das niedrige Gehalt die Bewerber nicht abschrecken wird. Auch der Handel mit 48000 Euro zeigt sich im Vergleich zu den anderen Branchen eher knausrig. Wie auch im vergangenen Jahr gelten München und Frankfurt am Main als die Hochburgen der Programmierer. Die Einkommen in diesen Städten bewegen sich im Durchschnitt zwischen 66000 und 68000 Euro. Unter den Großstädten liegen die Regionen Berlin und Nürnberg aus Arbeitgebersicht mit 64000 Euro beziehungsweise 65000 Euro am günstigsten.

Laut Studie verdienen IT-Spezialisten in Großstädten mit mehr als 300000 Einwohnern rund 11000 Euro mehr als in Städten zwischen 30000 und 300000 Einwohnern. Unter den Berufsgruppen schneiden wie auch im Vorjahr die Berater am besten ab, und sie sind auch diejenigen, die sogar einen kleinen Gehaltszuwachs erzielten. Consultants erreichen im Durchschnitt fast 77000 Euro. Unter den technischen Spezialisten sind die Datenbankexperten auf der Siegerstraße. Sie konnten ihr Gehalt um fast zehn Prozent auf 71000 Euro steigern.

 Logistiker überholen Vertriebler

Die Netzwerk- und Systementwickler dagegen müssen ein kleines Minus in Kauf nehmen und verdienen um die 62000 Euro. Auch die Entwickler haben sich an schwierigere Zeiten zu gewöhnen: Nach 58000 Euro im Jahr 2000 und 55000 Euro im Vorjahr sind sie jetzt bei 53000 Euro angekommen. Vergleichsweise weniger gut bezahlt sind die Betreuer-Jobs - das ist schon immer so gewesen. Der Anwendungsbetreuer nimmt 48000 Euro mit nach Hause, und der Netzadministrator muss sich gar mit 44000 Euro begnügen. Sortiert nach Einsatzbereichen, verdienen IT-Spezialisten zum ersten Mal in der Logistik am meisten, erreichen aber mit fast 76000 Euro nur das Vorjahresniveau. Die Vertriebler, die bisher die Rangliste immer anführten und im Vorjahr fast 80000 Euro erreicht hatten, sind jetzt bei 74000 Euro gelandet. Die IT-Marketiers liegen bei 65500 Euro, womit sie sich unwesentlich verbessert haben.

Überstunden sind der Normalfall

Scholz hat auch eruiert, wie viel ein IT-Spezialist mit einem bestimmten Schwerpunkt-Know-how verdient. Dabei wird zunächst nicht berücksichtigt, welche weiteren Kenntnisse der Profi mitbringt. Bei den Programmiersprachen fällt beispielsweise auf, dass zurzeit Smalltalk-Kenner gut im Rennen liegen und durchschnittlich 80000 Euro verdienen. C++-Leute dagegen haben im Schnitt 60000 Euro in der Tasche. Bei den Datenbanken haben die Oracle- und DB2-Profis die Nase vorn: Sie dürfen sich über 67000 bis 70000 Euro freuen. Im Vergleich zu anderen Branchen und Berufsguppen verdienen die Computerfachleute noch immer gut. Entsprechend hoch ist auch ihr zeitliches Engagement. 57 Prozent der Studienteilnehmer arbeiten zwischen 41 und 50 Wochenstunden. Rund 60 Prozent kommen auf 125 Prozent der vertraglichen Arbeitsstunden, und 20 Prozent leisten sogar zwischen 125 und 150 Prozent der vertraglichen Arbeitszeit.

Gehaltsratgeber

Gehaltsverhandlungen gehören mit zu den schwierigsten Situationen im Berufsleben. Verdiene ich wirklich so viel, wie ich wert bin? Kann ich in schlechten Zeiten überhaupt mehr Lohn fordern? Diese und andere Fragen mag sich so mancher IT-Profi stellen. Ein Patentrezept für das richtige Vorgehen gibt es nicht. Dennoch will die CW ihren Lesern Hilfestellung geben. Unter www.computerwoche.de/rg findet sich vom 28. Oktober bis zum 10. November 2002 ein Gehaltsratgeber, den der Frankfurter Personalberater Michael Neumann von Nexecute betreut.

Neumann ist auf die IT-, Finanz- und Versicherungsbranche spezialisiert und wird alle Fragen rund um das Thema IT-Vergütung beantworten und dabei die Ergebnisse der aktuellen CW-Gehaltsstudie berücksichtigen.

 Die Studie

Im Frühjahr und Sommer 2002 organisierte die COMPUTERWOCHE gemeinsam mit Christian Scholz, Professor für Organisation, Personal- und Informations-Management an der Universität Saarbrücken, ihre vierte Vergütungs-Untersuchung. Der Fragebogen war in der COMPUTERWOCHE abgedruckt, konnte aber auch über das Internet ausgefüllt werden, wofür sich über 90 Prozent der Teilnehmer entschieden (vergangenes Jahr waren es noch 80 Prozent). An der Aktion beteiligten sich 920 Einzelpersonen und 45 Unternehmen. Damit es zu keinen statistischen Verzerrungen kommt, wurden Firmenfragebögen, die für mehrere Mitarbeiter der gleichen Gehaltslage galten, als nur einer gewertet. Wenn von Jahresgehältern die Rede ist, sind alle Zusatz- und Nebenleistungen von Urlaubs- und Weihnachtsgeld über Unfallversicherung bis zum Dienstwagen berücksichtigt.

Die Teilnehmer erhalten im Oktober die Ergebnisse. Interessenten, die den Fragebogen nicht ausgefüllt haben, können gegen eine Gebühr (50 Euro für Einzelpersonen, 500 Euro für Unternehmen) den Band bei Maria Scholz, Am Hüttenwald 10, 66894 Rosenkopf, Telefon 06372/61172, E-Mail: Maria. Scholz@internetbefragung.de, anfordern. Die Ergebnisse für Einzelpersonen sind auf deren Profil zugeschnitten, während die Studie für die Unternehmen alle Daten beinhaltet.