John Cullinane will im September aussteigen:

Cullinet-Gründer verläßt die DV-Branche

13.02.1987

WESTWOOD/MASSACHUSETTS (CW) - Einer der bekanntesten Pioniere der amerikanischen DV-Industrie, John Cullinane, wird sich im September aus dem Vorstand des von ihm gegründeten Softwarehauses Cullinet Inc. zurückziehen. Der zweite Mann im Unternehmen, David Chapman, und der neue President, George Tamke, sollen bis zu diesem Zeitpunkt alle seine Vollmachten übertragen bekommen.

Im vorletzten Geschäftsjahr war Cullinet in die roten Zahlen gerutscht; für etliche Branchenauguren lag ein Zusammenhang zwischen den Verlusten und dem Rückzug des Chefs auf der Hand. Nach Ansicht von Analysten aus großen Wall-Street-Brokerhäusern hat Cullinane jedoch den Ausstieg von langer Hand vorbereitet. "Im Grunde hat Chapman längst als Chief Executive das Ruder in der Hand", meint Christopher Mortenson von Alex Brown & Sons. "Cullinane kümmert sich eigentlich mehr um die Marketingstrategie." Experten wie der vielzitierte Stephen McClellan von Merrill-Lynch sehen in dem Ausscheiden des Gründers auch eher ein Symptom für den Wandel in der Branche; bei Cullinet werde sich durch den Weggang des Chefs nicht allzu viel ändern.

Der 52jährige Chairman selbst dementierte Vermutungen, er werde sich demnächst mehr dem Segeln denn dem Geschäft widmen: Ich habe nicht vor, nach Cape Cod zu ziehen", erklärte er gegenüber amerikanischen Journalisten. Er beabsichtige, eine neue Firma aufzumachen; über Einzelheiten dieses "nicht-computerbezogenen" Unternehmens wollte Cullinane sich allerdings nicht auslassen. Unklar ist noch, ob der Softwareveteran einen Teil seiner zwei Millionen Cullinet-Aktien abstoßen wird, um das Projekt zu finanzieren. Einen Teil seines Kapitals wird er jedoch verflüssigen müssen: Cullinane unterstützt die Wahlkampagne des Gouverneurs von Massachusetts, Mike Dukakis, der 1988 als demokratischer Präsidentschaftskandidat aufgestellt werden will. Und als Wahlkampfsponsor in den USA braucht man viel Geld.