Unter 150 Euro

Cubox i4 Pro - Würfel-PC als Desktop oder Server einsetzen

16.02.2016
Von Thorsten Eggeling

Cubox als Mediencenter mit Open Elec oder Geexbox

Die Linux-Systeme Open Elec und Geexbox dienen nur als Unterbau und schnelle Startrampe für das Mediencenter XBMC/Kodi. Die Unterschiede sind gering: Geexbox ist etwas kleiner und sparsamer als Open Elec, was den Eigenbedarf im Speicher betrifft, Open Elec bietet etwas mehr Linux-Basis, insbesondere beim Fernzugriff über SSH. Für die Cubox sind diese Systeme keine große Herausforderung, da etwa ein Open Elec inklusive Kodi 600 MB fordert. Open Elec und Geexbox sind beide mehr oder weniger geschlossene Systeme ohne Installationsmöglichkeit. Allerdings lässt sich XBMC/Kodi durch zahlreiche Add-ons erweitern.

Wenn Sie sich für Open Elec entscheiden, erscheint beim ersten Start des Systems direkt und ohne Anmeldung XBMC/Kodi 14.2 und im Anschluss der Open-Elec-Einrichtungsassistent. Er erlaubt zunächst die fundamentale Konfiguration mit deutschen Spracheinstellungen, einem Rechnernamen und auf Wunsch mit dem Aktivieren von SSH. Der Zugriff erfolgt als Benutzer „root“ mit Passwort „openelec“ und lässt sich nicht ändern. Wenn Sie dem Mediencenter eine zuverlässige IP-Adresse verpassen wollen, was für die Fernbedienung, für den Browser-Zugriff und für SSH zu empfehlen ist, gehen Sie auf „Programme > OpenELEC Configuration > Verbindungen“. Dort stellen Sie bei der genutzten Schnittstelle (vermutlich „Wired“) unter „IPv4“ von „dhcp“ auf „manual“. Falls die aktuelle IP nicht passt, lässt sie sich im gleichen Dialog umstellen. Alle weiteren Einstellungen betreffen ausschließlich das Mediencenter XBMC/Kodi.

Desktop-System mit Debian Wheezy

Cubox als Desktop-System: Das sparsame Debian Wheezy plus einfachen LXDE-Desktop überlässt alle Ressourcen den Software-Anwendungen.
Cubox als Desktop-System: Das sparsame Debian Wheezy plus einfachen LXDE-Desktop überlässt alle Ressourcen den Software-Anwendungen.

Wenn Sie die Cubox als Datenserver oder – wie hier geplant – als Desktop-System einsetzen möchten, starten Sie am besten mit einem Debian Wheezy. Dieses ist über den Ignition-Installer verfügbar, sofern Sie die Option „Show all distributions“ aktivieren. Nach erfolgreichem Download und Reboot der Cubox landen Sie auf der Konsole von Debian und können sich dort als root mit dem Standardkennwort „1234“ anmelden. Debian fordert nach dem ersten root-Log-in sofort die Änderung des Kennworts.

Die Debian-Distribution ist für den Server-Betrieb vorgesehen und erwartet die nachfolgende Einrichtung auf der Konsole oder über das Netzwerk mit SSH. Eine Oberfläche ist aber schnell nachinstalliert. Wir entscheiden uns mit dem Befehl

apt-get install task-lxde-desktop

für den sparsamen LXDE-Desktop. Nach dem nächsten Reboot erscheint der grafische Log-in-Bildschirm, wo Sie sich als root anmelden – und zwar mit dem nach dem ersten Log-in im Terminal vergebenen Passwort.

LXDE ist erst mal keine Desktop-Schönheit, gewinnt aber sofort erheblich, wenn Sie die Systemleisten anpassen und einen frischen Desktop-Hintergrund festlegen. Die Sprache können Sie nach der Terminaleingabe

dpkg-reconfigure locales

umstellen, indem Sie nachfolgend alle drei „de_DE…“-Optionen aktivieren. Die nächste Abfrage beantworten Sie mit der Wahl „de_DE.UTF.8“.

Trotz geladenem Screenshot-Programm Shutter meldet das Debian-System mehr oder weniger volle Reserven bei CPU und RAM.
Trotz geladenem Screenshot-Programm Shutter meldet das Debian-System mehr oder weniger volle Reserven bei CPU und RAM.

Diverse Nachinstallationen sind unerlässlich, wenn Debian auf der Cubox als Desktop arbeiten soll: Als Browser kommt auf ARM-Rechnern nur die Firefox-Abspaltung Iceweasel in Betracht:

apt-get install iceweasel

Um mit dem Browser Flash-Inhalte wiedergeben zu können, benötigen Sie ferner noch einen Ersatz für Adobe Flash wie Gnash:

apt-get install gnash browser-plugin-gnash

Einen guten Mail-Client erhalten Sie mit icedove (apt-get install icedove), das weitestgehend auf Mozilla Thunderbird basiert und genauso zu bedienen ist. Ebenso ist Software wie ein Libre Office (Paketname „libreoffice“) schnell nachinstalliert. Das LXDEGrundsystem ist so reduziert, dass sicher noch weitere Nachbesserungen anfallen, etwa die eines Audio- oder Videoplayers (im Zweifel VLC).

Mit solcher Ausstattung und funktionalem Desktop kommt Cubox i4 Pro mühelos klar: Da Debian mit LXDE nur etwa 100 bis 125 MB fordert, bleiben bei zwei GB Speicher alle RAM-Reserven für die Software. Anwendungen wie Browser, VLC oder Office starten flott und laufen flüssig. Nur der Iceweasel-Browser mit vielen Tabs fordert die ARM-CPU deutlich messbar und spürbar. Zwar werden selten mehr als 40 Prozent Auslastung erreicht, dennoch läuft der Browser hier zäher als bei der nachfolgenden Android-Alternative. Gut zu tun hat die Cubox auch bei der Fensterverwaltung im Multitasking, dies ist jedoch nur messbar und ohne spürbare Folgen.

Insgesamt bietet die Variante mit Debian Anwendern mit etwas Linux-Kompetenz einen durchaus produktiven Desktop mit allen Möglichkeiten. Bei den allermeisten Aktionen vergisst man schnell, dass nur ein etwas größerer Platinenrechner mit ARM-Prozessor arbeitet. Lediglich der hier alternativlose Browser Iceweasel arbeitet etwas zäh.