In der System-Realisierungsphase wird der Einsatz von Generatoren die Norm sein:

CSD-Kriterium: Benutzerführung auf Methodenbank-Basis

12.02.1982

Die Effektivität der computergestützten Systementwicklung wird durch kleinere Entwicklungsrechner stark steigen Andererseits verfügt bisher keiner der betreffenden Hersteller über ein Software-Angebot, daß alle Phasen der Systementwicklung abdecken würde. Informationssysteme ohne Data Dictionaries werden immer weniger vorstellbar. Zu diesen und anderen Ergebnissen kommt man bei einer Untersuchung der Einsatzmöglichkeiten sowie von Entwicklungstand und -tendenzen computerunterstützter Systementwicklungs- und Dokumentations-(CSD-)Systeme.

Beschäftigen wir uns zunächst mit den Einsatzmöglichkeiten Legt man für die Systementwicklungsarbeiten ein Phasenkonzept wie etwa "Orgware 4" zugrunde, so lassen sich folgende Möglichkeiten für den Einsatz maschineller Entwicklungshilfen erkennen:

Die meisten der heute angewendeten maschinellen Entwicklungshilfen sind unter die Kategorie "Generatoren inklusive Dokumentation" einzuordnen. Sie betreffen damit praktisch nur die Phasen Detailorganisation und Programmierung beziehungsweise Systemwartung Beispiele dieser computergestützten Entwicklungssysteme sind "Delta", NPG, "Vorelle", "Columbus" oder Programm- und Satzgeneratoren teilweise auch Testdatengeneratoren.

Da alle diese Entwicklungssysteme relativ spät im Entwicklungsprozeß eingesetzt werden können, ist es nicht oder nur sehr schwer möglich, damit die Fehler oder Unzulänglichkeiten früherer Planungsphasen zu erkennen oder gar zu beheben.

Da aber gerade die Planungsphasen für die Qualität der zu entwickelnden Informationsanalyse von entscheidender Bedeutung sind, wurde hier in den letzten Monaten und Jahren eine ganze Palette neuer Entwicklungssysteme angeboten. Deren Ziel ist es im allgemeinen,

- die Qualität der zu entwickelnden Informationssysteme zu erhöhen,

- den manuellen Aufwand (nicht unbedingt den Gesamt-Aufwand) zugunsten des Rechnereinsatzes zu senken,

- die Transparenz über das (zu entwickelnde) Informationssystem und

dessen Bearbeitungsstand für das Management zu erhöhen.

Da analytische und kreative Prozesse weitgehend nicht programmierbar sind, werden diese Entwicklungssysteme fast ausschließlich als Dokumentationssysteme eingesetzt; bei einigen werden gewisse Analyse und Designarbeiten auch schon teil weise maschinell unterstützt.

Diese Dokumentationssysteme werden in zwei Kategorien eingeteilt:

- textorientierte Dokumentationssysteme und

- elementbezogene oder Struktursysteme.

Textorientierte Dokumentationssysteme sind dadurch gekennzeichnet, daß unter relativ wenigen Ordnungsbegriffen die Ergebnisse von Systementwicklungsarbeiten als

freie Texte ohne oder mit nur wenigen Strukturbeziehungen maschinell dokumentiert sind. Als Beispiel sei das Datev-CSD-System genannt, wo die Speicherungs- und damit auch die

Wiedergewinnungskriterien im wesentlichen Orgware 4-Aktivitäten sind.

Derartige Systeme haben den Vorteil, daß sie sehr schnell anwendbar sind und damit für längere Zeit die beste pragmatische Losung darstellen. Vorbedingung hierzu ist allerdings das Vorhandensein eines (ergebnisorientierten) Vorgehensmodells wie etwa Orgware 4, Ifapass oder Coop-A.

Elementbezogene oder Struktursysteme werden die Dokumentationssysteme genannt, die das zu entwickelnde Informationssystem sehr formal durch einzelne Elemente und deren Beziehungen untereinander beschreiben und maschinell dokumentieren.

Struktursysteme partiell gescheitert

Eine derartige Dokumentation bietet die genaueste Beschreibung einen Informationssystems (aber nicht aller Entwicklungsarbeiten) und ermöglicht daher eine Vielzahl von Analysen und Auswertungen zu dessen Beurteilung und zu dessen Design. Alle derartigen Dokumentationssysteme sind in den Planungsphasen, soweit sie Batchlösungen sind, praktisch völlig gescheitert. Dialoglösungen sind zwar praktikabler, aber der sehr hohe Schulungs-, Definitions-, Beschreibungs- und Datenverwaltungsaufwand steht einer Verbreitung der Ansätze sehr entgegen.

Für eine elementbezogene (zumeist Nach-)Dokumentation von DV-Systemen gilt diese Feststellung nicht in dieser generellen Form - man denke hier an die Data Dictionaries.

Als Dokumentationssysteme dieser Kategorie sind für die Planungsphasen beispielsweise zu nennen "Isdos", "Byblos", PDL, PSL/PSA, "Darts" oder "Doku 2000".

Als zusammenfassende Bewertung ist festzuhalten:

- In den Planungsphasen haben textorientierte Dokumentationssysteme sich sehr gut bewährt, elementbezogene Systeme sind in der Regel aufgrund ihrer schwierigen Anwendbarkeit kaum zu empfehlen.

- In den Realisierungsphasen haben sich Generatorsysteme weitgehend durchgesetzt.

- In der Wartungsphase haben sich elementbezogene Dokumentationssysteme bewährt, wenngleich der Aufwand hierfür nicht unterschätzt werden darf und oft auch nicht gerechtfertigt ist.

- Batchlösungen sind oder werden praktisch überall von Dialoglösungen abgelöst.

- Eine (fast zwangsläufige) Benutzerführung für den Systementwickler, die praktisch gefordert wird ist bisher noch nicht zufriedenstellend gelöst worden (keine Orientierung an einem Vorgehensmodell).

- Die gleichzeitige Abwicklung der computergestützten Systementwicklung und der echten DV-Produktion auf einem Rechner geht fast immer zu Lasten der Systementwicklungsarbeit wodurch die Effizienz der Entwicklungssysteme und des Entwicklungspersonals selbst stark geschmälert wird.

Entwicklungstendenzen

Die Entwicklungstendenzen für die computergestützte Systementwicklung lassen sich folgendermaßen umreißen:

- In den nächsten Jahren werden die textorientierten Systeme in den Planungsphasen aufgrund ihres sehr guten Kosten-/Nutzenverhältnisses die größte Verbreitung finden.

- In den Realisierungsphasen wird der Einsatz von Generatoren die Norm sein.

- Bei den Wartungsarbeiten wird man zumindest bei größeren, integrierten Informationssystemen trotz des hohen Aufwandes auf elementbezogene Dokumentationssysteme nicht verzichten können (Data Dictionaries).

- Das Vorhandensein und die Güte der Benutzerführung auf der Basis von Methodenbanken wird das entscheidende Merkmal von CSD-Systemen werden.

- Die Effektivität der computergestützten Systementwicklung wird durch kleinere, preiswerte und spezialisierte Entwicklungsrechner sehr stark steigen (weltweit sind derzeit schon rund 1000 bis 1500 Systeme im Einsatz).

Gegen den Einsatz eines Personal-/Mikrocomputers als selbständiges Entwicklungssystem sprechen beim augenblicklichen Stand der Hard- und Software für Mikrocomputer folgende Faktoren:

- ungenügende Speicherkapazität des Mikrocomputers,

- kein gemeinsamer Datenpool für alle Systementwickler,

- lange Zugriffszeiten bei der Verarbeitung großer Datenbestände,

- fehlende Möglichkeiten zur Abbildung der Großrechner-Datenstruktur (DB-Systeme, VSAM etc.) auf Kleincomputer,

- fehlende Kompatibilität der Programmiersprachen.

Des weiteren ist zu vermerken, daß bisher kein Anbieter von Personal Computer CSD-Systeme e seinem Software-Angebot hat, die eine umfassende Unterstützung des Entwicklers in allen Phasen der Systementwicklung ermöglichen würden.

* Dipl.-Kfm. Helmut Gomolzig ist Geschäftsführer der GTI Gesellschaft für Technologien der Informationsverarbeitung mbH in Kürten, Tel.: 0 22 07/71 40, und war zuvor Mitarbeiter der ADV/Orga GmbH, Wilhelmshaven.