Noch mehr Gewicht auf Outsourcing und Application Management

CSC Ploenzke spürt den Gegenwind

27.06.2003
FRANKFURT/M. (gh) - Für die CSC Ploenzke AG war das Geschäftsjahr 2003 erneut schwierig. Nachdem die CSC-Tochter schon im Fiskaljahr 2002 mit dem widrigen Branchenumfeld zu kämpfen hatte, kam es nun mit einem Umsatzeinbruch von gut 15 Prozent knüppeldick. Vorstandschef Peter Strabel zeigt sich für das laufende Jahr jedoch verhalten optimistisch.

Die Marktbedingungen sind unverändert schlecht. So lässt sich in etwa die Diagnose zusammenfassen, die der Vorstandsvorsitzende von CSC Ploenzke vor der Presse in Frankfurt am Main für das abgelaufene Geschäftsjahr abgab. Aufgrund der allgemeinen Wirtschaftskrise in Europa, vor allem aber wegen des anhaltenden Preisverfalls und Konkurrenzkampfes im Beratungsgeschäft musste seine Company im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzrückgang von 719 auf 608 Millionen Euro hinnehmen. Viele Unternehmen sehen sich nach wie vor gezwungen, massiv die Kosten zu senken, betonte Strabel. Die Folgen für das IT-Beratungs- und -Dienstleistungsgeschäft seien dramatisch: Zahlreiche Projekte würden gestrichen, zumindest aber verschoben oder in kleinere Vorhaben unterteilt. Dank massiver Sparmaßnahmen gelang es aber trotz der Einnahmenausfälle, beim operativen Ergebnis schwarze Zahlen zu schreiben. Der Betriebsgewinn lag zwischen 35 und 40 Millionen Euro; im Vorjahr hatte CSC Ploenzke 47 Millionen Euro ausgewiesen.

Das Ergebnis wurde Strabel zufolge durch diverse Restrukturierungsaufwendungen belastet - insbesondere durch den Abbau von rund 150 Mitarbeitern in der Schweiz und Österreich. Vor allem in der Schweiz habe es seit geraumer Zeit "Management-Probleme" gegeben, deutete er an. Offensichtlich mit Rückendeckung der US-amerikanischen Konzernmutter wurde deshalb bei beiden Töchtern, die zur CSC-Ploenzke-Gruppe gehören und zwölf (Österreich) beziehungsweise 17 Prozent (Schweiz) zum Umsatz beisteuerten, reiner Tisch gemacht. Die deutschsprachige Region werde jetzt als "eine Organisation" gesehen, es gebe nur noch "ein Backoffice". Der Vertrieb wurde der branchenorientierten Ausrichtung der übrigen europäischen Landesgesellschaften angepasst, um "Synergieeffekte zu heben", wie es hieß. Die Zahl der Mitarbeiter reduzierte sich dadurch insgesamt um knapp 200 auf rund 4800.

Nach den Worten Strabels verfügt CSC Ploenzke nun über eine adäquate Kostenstruktur, um die weiterhin schwierigen Marktbedingungen zu meistern. Dazu hätten auch Maßnahmen im Sachkostenbereich, etwa die Konzentration von neun Standorten auf im Prinzip nur noch ein Bürogebäude in Wiesbaden, beigetragen. Selbst der ehemalige Firmensitz in Kiedrich stehe nach Ablauf eines noch gültigen Mietvertrages in eineinhalb Jahren zur Disposition.

Ein nachhaltiger Aufschwung ist, so Strabel, noch nicht in Sicht. Ähnlich wie im zurückliegenden Fiskaljahr werde das Geschäft auch in der laufenden Berichtsperiode vor allem vom Outsourcing getrieben. Hier gebe es angesichts der schwachen Konjunktur und der damit verbundenen Konzentration vieler Firmen auf das Kerngeschäft eine "enorme Nachfrage", insbesondere aus dem Bereich der öffentlichen Verwaltung. Der Vorstandsvorsitzende sieht das aber mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Viele Projekte im Bereich des Infrastruktur-Outsourcings rechneten sich für die Anbieter aufgrund "extremer Preisvorstellungen der Kunden" bei gleichzeitig notwendigen hohen eigenen Vorleistungen nicht mehr. Sein Unternehmen sei deshalb im vergangenen Jahr bei einer Reihe größerer unterschriftsreifer Deals "von sich aus ausgestiegen"; andere sinnvolle Vertragsabschlüsse seien zu spät für die Bilanz 2003 gekommen. Auch das habe letzten Endes zu dem dramatischen Umsatzeinbruch in der abgelaufenen Berichtsperiode beigetragen.

Outsourcing soll zulegen

Mittelfristig wolle man dennoch den Anteil des Outsourcing-Geschäfts am Umsatz von derzeit 30 auf über 50 Prozent steigern, bekräftigte der CSC-Ploenzke-Frontmann die bereits vor einem Jahr ausgegebene neue Marschrichtung seiner ursprünglich auf Consulting und Systemintegration fokussierten Company. Man wolle sich so dem Umsatzmix der Konzernmutter annähern. Parallel dazu rechnet Strabel mit einem weiteren Rückgang des Systemintegrationsgeschäfts. Auch die Entwicklung von Individualsoftware - insbesondere für Finanzinstitute - sehen die Wiesbadener mit Skepsis.

Nennenswerte Umsatzzuwächse erhofft sich Strabel im laufenden Jahr indes von einigen von der Konzernmutter gewonnenen globalen Outscourcing-Deals mit Firmen wie Basell, Bombardier Transportation, Marconi und Motorola, da für diese Kunden auch "signifikante Services" in Zentraleuropa erbracht würden. Grundsätzlich betrachte man aber große Infrastruktur-Outsourcing-Projekte eher als "Türöffner" für margenträchtigeres Folgegeschäft. Der CSC-Ploenzke-Chef hob in diesem Zusammenhang vor allem auf den Bereich Application-Management ab, wo sich brachliegende eigene Consulting- und Entwicklungskapazitäten "gut einbringen lassen".

Zurückhaltend äußerte sich Strabel zum "Herkules"-Projekt der Bundeswehr, bei dem CSC Ploenzke zusammen mit seinen Konsortialpartnern Mobilcom und EADS die Ausschreibung gewonnen hatte. Er gehe nach wie vor davon aus, dass die geplante Auslagerung der gesamten IT der deutschen Streitkräfte in eine externe Betreibergesellschaft nach der Sommerpause vom Bundestag beschlossen werde und man dann mit den konkreten Verhandlungen über die Ausgestaltung des Projekts beginnen könne. Die "Sektkorken" würden aber erst dann "knallen", wenn das Ganze "unterschriftsreif" sei. Dass der Bund angeblich auf Empfehlung der Unternehmensberatung Roland Berger seinen Anteil bei besagter Betreibergesellschaft auf eine Sperrminorität von 25,1 Prozent reduzieren wolle, ließ Strabel unkommentiert. Wichtig für seine Company sei lediglich, "dass wir in Krisenzeiten die gesamte IT-Verantwortung wieder an die staatlichen Institutionen zurückgeben können".

Interesse an Zukäufen?

Auskunftsfreudiger zeigte sich Strabel indes, was Spekulationen um geplante Zukäufe in Deutschland, möglicherweise der Thyssen-Krupp-Tochter Triaton, angeht. Grundsätzlich sei der Markt momentan aufgrund der niedrigen Bewertung vieler Firmen interessant für Akquisitionen. Man können und wolle hier "nichts ausschließen". Die meisten Wettbewerber hätten jedoch eine "nachhaltige Restrukturierung erst noch vor sich". Insofern werde CSC Ploenzke Vorsicht walten lassen.

Mit oder ohne Zukäufe sieht Strabel jedoch sein Unternehmen im laufenden Jahr wieder auf Wachstumskurs. Nachdem die Wiesbadener bereits im Fiskaljahr 2002 mit einem Umsatzplus von lediglich sieben Prozent keine Bäume ausgerissen hatten, soll im Geschäftsjahr 2004 eine Steigerung der Einnahmen um mindestens zehn Prozent in den Büchern stehen. Das miserable Geschäftsjahr 2003 wurde ohnehin als Ausrutscher abgehakt - erst recht, was den Gewinn angeht. Man habe derzeit, so Strabel, als CSC-Landesgesellschaft in puncto Rendite in Zentraleuropa die rote Laterne. Das müsse sich "wieder schleunigst ändern".

PAC-Kurzanalyse

Ein im Prinzip positives Bild von CSC Ploenzke zeichnet Tobias Ortwein, Analyst des Marktforschungsunternehmens PAC. Nach seinen Schätzungen hat CSC Ploenzke in Deutschland rund elf Prozent bei Standardapplikationen für Finanzdienstleister und Versicherer eingebüßt - ein Segment, das jedoch ohnehin verhältnismäßig klein war. Auch mit vermutlich rund 15 Prozent weniger Einnahmen im Projekt- und Systemintegrations-Geschäft habe sich CSC Ploenzke hierzulande "im Branchendurchschnitt" bewegt. Hinzu käme, dass die Gesellschaft ihre Strukturen verschlankt und damit die Kosten im Griff habe. Nun sei man "näher am Markt und damit bei den Kunden".

Abb: CSC Ploenzke AG

Im vergangenen Geschäftsjahr brach der Umsatz um 15 Prozent ein. Quelle: CSC Ploenzke AG