Kein "Nachbessern" bei Herkules

CSC Ploenzke setzt auf das Outsourcing

01.10.2004
ASCHAU (CW) - Die CSC Ploenzke AG will ihre Outsourcing- Aktivitäten massiv ausweiten. Dabei hält die deutsche Tochter des US-amerikanischen Dienstleisters Computer Sciences Corp. (CSC) trotz einiger Rückschläge auch am Kauf von Wettbewerbern fest. Kritisch sieht das CSC-Ploenzke-Management die Zukunft des von der Bundeswehr initiierten IT-Projekts Herkules.

Jahrelang machte die CSC Ploenzke AG unter der Ägide des Firmengründers und früheren Vorstandschefs Klaus Plönzke kaum durch pointierte Aussagen zum Wettbewerb von sich reden. Das hat sich längst geändert - trotz oder gerade wegen des deutlich schwieriger gewordenen Marktumfelds. Vorstandsmitglied Andreas von Schoeler zog vor Journalisten im oberbayerischen Aschau diesbezüglich alle Register und sprach von einer "sehr guten Positionierung" seiner Company. Dank der Einbettung in den weltweit operierenden CSC-Konzern und dessen "Global-Delivery-Modell" habe man auf nahezu alle Kundenbedürfnisse die passende Antwort. Dieser strukturelle Vorteil werde sich, so der CSC-Manager, in den kommenden Jahren nachhaltig positiv auf den Geschäftsverlauf auswirken.

Die Aussagen von Schoelers kamen überraschend, denn wie allen IT-Dienstleistern blies den Wiesbadenern zuletzt der Wind kräftig ins Gesicht. Die Bilanzen wiesen zum Teil gravierende Umsatzeinbrüche und ein stagnierendes operatives Ergebnis aus (siehe Grafik "Negativtrend beim Umsatz"). CSC Ploenzke litt vor allem unter den deutlich gesunkenen Einnahmen der Sparten für Consulting und Systemintegration - eine Misere, die bisher nur bedingt durch das Wachstum im Outsourcing-Business kompensiert werden konnte. So betrug der Anteil der Outsourcing-Umsätze an den Gesamteinnahmen im Geschäftsjahr 2004 (Ende: 2. April) rund 37 Prozent; im laufenden Geschäftsjahr 2005 werde, so von Schoeler, die deutsche CSC-Tochter ihr erstes Etappenziel von 40 Prozent erreichen.

Mittelfristig bleibe es aber bei der erklärten Absicht, mehr als 50 Prozent der Umsätze aus Outsourcing-Projekten zu generieren. Dies gilt um so mehr, als nach Angaben des CSC-Ploenzke-Vorstands im reinen Consulting- und Systemintegrationsgeschäft zwar die Talsohle erreicht sei, aber noch "keine Wende zu wieder hohen einstelligen oder gar zweistelligen Wachtumsraten erkennbar ist". Nach wie vor seien die Kunden beim Einkauf von Beratungsleistungen und dem Aufsetzen neuer IT-Projekte vorsichtig.

IT GmbHs im Visier

Von Schoeler unterstrich deshalb das Vorhaben, im Outsourcing-Geschäft vor allem mit Hilfe von Akquisitionen zu wachsen - eine Strategie, die offenbar auch von der US-amerikanischen Konzernmutter nachhaltig gefordert wird. Dies ist auch dringend notwendig, denn nach einer aktuellen Studie der britischen Marktforschungsgesellschaft Ovum rangierten die Wiesbadener 2003 im deutschen Outsourcing-Markt nach wie vor abgeschlagen auf Rang neun. CSC Ploenzke habe eine "ganze Liste potenzieller Übernahmeobjekte", vorwiegend im Segment so genannter IT GmbHs, also ausgegründeter IT-Abteilungen großer Konzerne, behauptete von Schoeler. Deren nur mäßiger Erfolg im Drittmarkt und die daraus resultierenden Bestrebungen der Gesellschafter, diese Firmen zu reintegrieren oder zu verkaufen, sei eine "strukturelle Besonderheit", von der sein Unternehmen hierzulande profitieren wolle, sagte der CSC-Manager.

Kritisch setzte sich von Schoeler in diesem Zusammenhang jedoch mit den Preisen auseinander, die jüngst bei zwei solchen Deals gezahlt wurden. CSC Ploenzke hatte bis zuletzt um die Thyssen-Krupp-Tochter Triaton und, wie jetzt offiziell bestätigt wurde, auch um Itellium, die IT-Divison des Karstadt-Quelle-Konzerns, mitgeboten - aber gegen Hewlett-Packard (HP) beziehungsweise Atos Origin das Nachsehen gehabt. Die genannten "Early Birds" seien "völlig überteuert" auf den Markt gekommen; dies sei ein Spiel, das man "nicht mitmachen" werde. Trotz des Bekenntnisses zu einer Stärkung des Outsourcing-Geschäfts stehe man nicht unter Zeitdruck und werde "nicht Marktanteile um jeden Preis kaufen", betonte der CSC-Manager mit Blick auf die Schwierigkeiten anderer Wettbewerber wie EDS.

Fokus auf Business Process Outsourcing

Von Schoeler machte im Übrigen keinen Hehl daraus, dass sich sein Unternehmen von der weiteren Stärkung der Outsourcing-Aktivitäten in absehbarer Zeit auch wieder eine spürbare Ankurbelung seines Beratungs- und Systemintegrationsgeschäfts verspricht. Daneben gewännen die Bereiche Business Process Outsourcing (BPO) und Application Management immer mehr an Bedeutung. Grundsätzlich profitiere man von der Einbettung in den weltweiten CSC-Verbund. So man etwa in der Lage, dem Trend zum Offshoring und Nearshoring mit einem entsprechenden "World-Sourcing-Modell" zu begegnen, das auf weltweit 30 zertifizierten so genannten Competence Centern mit Standorten unter anderem in Indien und China basiere. Auf diese Weise könne man die einschlägigen Services rund um den Globus aus einer Hand anbieten.

CSC Ploenzke wolle sich zudem analog zur gesamten CSC-Gruppe noch stärker als bisher an den Geschäftsfeldern Infrastruktur- beziehungsweise Application Outsourcing, BPO, Systemintegration sowie Consulting ausrichten und dabei auch an seiner branchenspezifischen Ausrichtung festhalten. Dies sei für sich genommen noch kein Alleinstellungsmerkmal - wohl aber die "entsprechend strukturierten Business Units im Konzern, die ein One-Face-to-the-Customer garantieren und sich von den vermeintlich starken Ländergesellschaften des einen oder anderen Wettbewerbers unterscheiden", zog von Schoeler eine Trennlinie.

Kein Blatt vor den Mund nahm der CSC-Manager auch, was das Thema Herkules angeht. Die Wiesbadener hatten im Rahmen des Isic-21-Konsortiums zusammen mit dem Rüstungskonzern EADS und dem Mobilfunk-Provider Mobilcom ein Angebot für die grundsätzliche Erneuerung der Bundeswehr-IT abgegeben und Anfang Juli nach mehrjährigen Verhandlungen für das auf ursprünglich 6,65 Milliarden Euro taxierte Projekt zunächst eine Absage erteilt bekommen. Von Schoeler schilderte, dass die Gespräche zuletzt wegen zum Teil "realitätsferner Forderungen" des Bundes geplatzt seien. Das Projekt wäre deshalb nicht an seiner Komplexität gescheitert, sondern daran, "dass der Kunde deutlich mehr wollte, als er für das Geld nach derzeitigen Marktpreisen kaufen kann".

Herkules-Offerte bleibt bestehen

Dem Vernehmen nach gab es zuletzt Nachbesserungswünsche bezüglich der Ausstattung der für einen Rollout vorgesehenen rund 150000 neuen Bundeswehr-PCs sowie der Anschaffung mobiler Endgeräte. Dennoch sei die Tür aus Sicht von CSC Ploenzke noch nicht zu. "Unser Angebot steht und ist wesentlich attraktiver als das, was die Bundeswehr je aus eigener Kraft wird auf die Beine stellen können", betonte von Schoeler. Niemand in der Branche könne sich vorstellen, dass es mit dem zweiten noch im Rennen verbliebenen Anbieterkonsortium TIS (Deutsche Telekom, IBM und Siemens Business Services), mit dem der Bund nun Gespräche führen wolle, auf der Basis dieser Vorstellungen eine Einigung gebe. Insofern spreche momentan auch vieles für eine "typisch deutsche Lösung" - es passiert nichts. (gh)

Hier lesen Sie ...

- warum CSC Ploenzke seine Bemühungen intensiviert, das eigene Outsourcing-Geschäft zu stärken;

- wieso der Wiesbadener IT-Dienstleister bei den Verkäufen von Triaton und Itellium nicht zum Zuge kam;

- ob das Bundeswehr-IT-Projekt Herkules aus Sicht von CSC Ploenzke in absehbarer Zeit noch eine Chance hat.

Abb: Negativtrend beim Umsatz

Dank diverser Restrukturierungen konnte CSC Ploenzke in den letzten Jahren zumindest das Ergebnis weitgehend stabil halten. Quelle: CW