Weitere Akquisitionen geplant

CSC Ploenzke macht seine Berater E-Business-tauglich

19.05.2000
FRANKFURT/M. (gh) - Die CSC Ploenzke AG sieht durch die Ergebnisse des Geschäftsjahres 1999/00 ihre führende Position im deutschen IT-Beratungsgeschäft bestätigt. Die deutsche Tochter der Computer Sciences Corp. (CSC) konnte stärker als der Markt wachsen und will sich künftig vor allem mit konzeptionellen E-Business-Services vom Wettbewerb differenzieren.

"Wir mussten uns mehr anstrengen als in früheren Jahren", fasste Vorstandsvorsitzender Christian Stolorz die Bilanz seiner Company zusammen. Vor allem das Jahr-2000-Problem und die "veränderte Wettbewerbslandschaft" hätten signifikante Auswirkungen gehabt. Dennoch übertraf die CSC Ploenzke AG im Fiskaljahr 1999/00 (Ende: 31. März) mit 1,25 Milliarden Mark ihren Vorjahresumsatz (974 Millionen Mark) um rund 30 Prozent. Damit übertraf das Unternehmen deutlich das Wachstum des gesamten CSC-Konzerns, der seine Einnahmen gegenüber dem Vorjahr um 15,5 Prozent auf 9,37 Milliarden Dollar steigern konnte. Unter dem Strich blieb bei CSC Ploenzke ein Ergebnis von 130 Millionen Mark (plus 10,7 Prozent) übrig; die US-Mutter weist einen Nettoprofit von 432,7 Millionen Dollar (plus 21,7 Prozent) aus. Angesichts dieser Zahlen im Rücken demonstrierte Stolorz Selbstbewusstsein. Mehr denn je sei man die mit Abstand umsatzstärkste und damit wichtigste Auslandstochter im weltweiten CSC-Verbund. Dies werde auch dadurch dokumentiert, dass "immer mehr strategische Stabsfunktionen" vom eigentlichen Europa-Headquarter in Großbritannien zur CSC-Ploenzke-Zentrale in Kiedrich verlagert würden. Für das laufende Jahr und die mittelfristige Geschäftsentwicklung ließ sich der CSC-Ploenzke-Chef indes nur auf vergleichsweise moderate Prognosen festnageln. Zwar sei von der Jahr-2000-bedingten Zurückhaltung bei der Auftragsvergabe seitens der Kunden nichts mehr zu spüren, doch angesichts der "inzwischen erreichten Größe" werde man vermutlich "nur mit dem Markt wachsen" können - also in einer Größenordnung zwischen zehn und 15 Prozent. Grundsätzlich sei dabei eine "qualitative Konsolidierung" des Unternehmens wichtiger als "stets neue Rekordmarken" zu setzen, betonte Stolorz.

Änderungen an diesem Kurs stellte der CSC-Ploenzke-Chef nur für den Fall in Aussicht, dass größere Übernahmen integriert werden müssen. Grundsätzlich plane man weitere Akquisitionen, habe allerdings weniger börsennotierte Firmen im Auge, sondern eher Wettbewerber mittlerer Größe im Dienstleistungs und Beratungsumfeld - etwa die IT-Töchter von fusionierten Großkonzernen, die sich wieder auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren wollen. Vereinzelt im Markt aufgekommene Gerüchte, wonach die Konzernmutter an einer Übernahme des Debis Systemhauses interessiert gewesen sein soll, trafen Stolorz zufolge nicht zu. Im vergangenen Jahr hatte CSC Ploenzke das österreichische Beratungshaus Servo Data mit rund 300 Mitarbeitern und einem Umsatz von umgerechnet 70 Millionen Mark übernommen, das mittlerweile mit CSC Ploenzke Austria verschmolzen wurde.

Stärker als in der Vergangenheit wolle man aber, so Stolorz, auf Minderheitsbeteiligungen an Startups setzen. Erste Engagements, etwa beim Billing-Softwareanbieter Telesens AG oder der Adeus GmbH, die eine Lösung für das Führen von Namensaktien in einem Web-basierten Musterdepot entwickelt hat, seien dafür "wegweisend". Ähnlich wie bei Wettbewerbern à la Andersen Consulting betrachte man die Newcomer dabei als Ideenschmieden und Know-how-Lieferanten von morgen sowie als - entsprechenden Erfolg vorausgesetzt - lukrative Kapitalanlagen.

Neue Impulse auch im klassischen GeschäftWas das klassische IT-Beratungs- und -Dienstleistungsgeschäft angeht, zeigte sich Stolorz ebenfalls optimistisch. Hier sei nicht nur mit kontinuierlichen Wachstumsraten, sondern auch mit neuen Impulsen zu rechnen. In Zukunft würden sich Consulting- und Serviceleistungen gegenseitig "noch mehr befruchten"; Projekte mit großem Reengineering- und Systemintegrationsvolumen gäben bereits heute oft den Ausschlag für einen Folgeauftrag in Sachen System-Management, also Outsourcing.

Umgekehrt würden Service-Level-Vereinbarungen für Infrastruktur, Netze oder Desktop-Management oft in einschlägige Beratungsprojekte münden. "Unsere Stärke war und ist das Angebot aus einer Hand", gab Stolorz als Devise aus und verband dies mit einer Art Kampfansage an die so genannten Big Five unter den großen Beratungshäusern. So sei es ein festes Vorhaben der CSC Ploenzke AG, das eigene, rund 4000-köpfige Beraterteam noch mehr auf den Bereich Strategie- und Management-Consulting zu lenken.

400 Baan-Consultants werden umgeschultVorantreiben will man nolens, volens auch das Thema E-Business, das sich neben den anderen Segmenten IT-Outsourcing, Beratung und Implementierung von ERP-Systemen als zentrales Geschäftsfeld etablieren soll. Dabei gehe man nicht "als Marktschreier, sondern mit der von uns gewohnten Kompetenz zum Kunden", erklärte Stolorz einen vermeintlichen zeitlichen Rückstand zu Wettbewerbern, die schon seit längerem das Thema E-Business für sich reklamieren. So würden im Rahmen des internen Weiterbildungsprogramms "Columbus" sukzessive alle Berater fit für das Internet-Business gemacht. Allein im laufenden Jahr sollen 400 CSC-Ploenzke-Consultants, die bis dato auf die Implementierung von ERP-Lösungen der niederländischen Baan Company spezialisiert waren, auf die Software des B-to-B-Anbieters Commerce One, mit dem der US-Mutterkonzern vor kurzem eine weitreichendes Kooperation abgeschlossen hat, umgeschult werden. Ähnliche Anstrengungen unternehme man mit dem "unverändert strategischen Partner SAP" in Sachen "Mysap.com".

Der Interpretation, dass der Wechsel von Baan zu Commerce One einen Abgesang auf den stark angeschlagenen niederländischen ERP-Spezialisten bedeutet, widersprach Stolorz entschieden. Baan sei, unabhängig von den Management-Problemen des Unternehmens, ein gutes Produkt und werde "auf Wunsch des Kunden" eingeführt.

Kritisch setzte sich der CSC-Ploenzke-Chef indes mit dem Hype um die Protagonisten der so genannten New Economy auseinander. Sowohl am Neuen Markt als auch an der Nasdaq werde sich über kurz oder lang die Spreu vom Weizen trennen; das Verhalten von Analysten und Anleger sei "kaum mehr nachvollziehbar". Es werde jedenfalls "auf Dauer nicht genügen, mit einem isolierten Tool für das E-Business oder sogar nur dem Anspruch, irgendwann ein solches liefern zu können, hausieren zu gehen", spielte Stolorz auf Shooting-Stars wie Razorfish oder Pixelpark an. Vielmehr werde es "zu einer Renaissance der traditionellen Dienstleister und professionellen Beratungshäuser" kommen.

Abb: Paradigmenwechsel: Von sieben auf 16 Prozent konnte 1999 der Bereich Strategie- und Management-Beratung zulegen. Eine Tendenz, die sich noch verstärken soll. Quelle: CSC Ploenzke