Konsolidierung im Markt für IT-Services hält an

CSC plant Wachstum durch Übernahmen

05.12.2003
MÜNCHEN (wh) - Die Konsolidierung im IT-Dienstleistungsmarkt geht in eine neue Runde. Nach der Übernahme von Schlumberger Sema durch Atos Origin hat nun CSC angekündigt, zwei größere Unternehmen aufzukaufen. Der US-Konzern will damit vor allem das Outsourcing-Geschäft in Frankreich und Deutschland stärken.

Als Claude Czechowski vor rund zwei Wochen die Expansionspläne der Computer Sciences Corp. (CSC) verkündete, dürfte er damit auch einige seiner Kollegen überrascht haben. Bis März 2004 werde man in Frankreich und Deutschland zwei größere Akquisitionen tätigen, vertraute der Manager der französischen Zeitung "La Tribune" an. Czechowski verantwortet im europäischen CSC-Management die Region West, zu der neben Frankreich auch die Niederlande und Belgien gehören. Zwar sind die Übernahmegelüste unter Analysten nicht unbekannt. Doch öffentlich hielt sich die Führungsriege bis dato vornehm zurück, wenn es um konkrete Vorhaben ging.

Triaton heftig umworben

CSC habe schon früher deutlich gemacht, in Frankreich und Deutschland investieren zu wollen, sagt Frank Schabel, Sprecher der Tochter CSC Ploenzke AG, dazu. Insbesondere im Outsourcing-Geschäft habe man noch Luft in diesen Regionen. Zu potenziellen Übernahmekandidaten äußert sich die deutsche Dependance offiziell nicht. Dennoch scheint sicher, dass die Thyssen-Krupp-Tochter Triaton zu den umworbenen Kandidaten gehört.

Interessant für CSC wäre vor allem der Outsourcing-Vertrag, den Triaton mit der Konzernmutter geschlossen hat. Rund 40 Prozent der Einnahmen entfallen auf den Deal, schätzt Christophe Chalons, Geschäftsführer des Münchner Marktforschungshauses Pierre Audoin Consultants (PAC). Im Geschäftsjahr 2002 verzeichnete Triaton Umsätze in Höhe von 360 Millionen Euro. Hilfreich wäre zudem die IT-Infrastruktur des Dienstleisters, die ein Käufer auch für andere Outsourcing-Kunden nutzen könnte. Chalons: "CSC Ploenzke könnte damit eine kritische Masse im Outsourcing-Markt erreichen."

Voranbringen würde den Anbieter auch Triatons Geschäft mit Drittkunden, denn darunter finden sich etliche mittelständische Unternehmen. Zwar hat Vorstandssprecher Peter Strabel in der Vergangenheit signalisiert, im Outsourcing-Segment vor allem um Großkunden zu werben. Doch gerade in Deutschland stehen auch kleinere und mittlere Firmen auf der Wunschliste.

Im ersten Halbjahr 2003 sei das Outsourcing-Geschäft von CSC Ploenzke "massiv gestiegen", berichtet Schabel. Das sei vor allem auf internationale Großaufträge mit einem hohen deutschen Anteil zurückzuführen, die bereits im vergangenen Jahr gewonnen wurden. Dazu gehören etwa Verträge mit dem Luftfahrtunternehmen Bombardier oder dem Halbleiterkonzern Motorola. Das vor zwei Jahren gesteckte Ziel, den Outsourcing-Anteil in Deutschland bis zum Jahr 2005 auf 40 Prozent zu steigern, sei vor diesem Hintergrund realistisch. Auf lange Sicht strebe man eine ähnliche Umsatzstruktur wie der Mutterkonzern an, der etwa die Hälfte der Einnahmen mit Outsourcing erzielt.

Ob CSC den Zuschlag für Triaton erhält, ist indes keineswegs sicher. Denn an dem profitabel wirtschaftenden Unternehmen sind auch andere interessiert, allen voran Cap Gemini Ernst & Young (CGEY). Der CSC-Konkurrent will sein Outsourcing-Geschäft in Deutschland ebenfalls ausbauen. Mit einer Entscheidung rechnen einige Beobachter noch in diesem Jahr. Dass CSC andere große deutsche Dienstleister, beispielsweise T-Systems oder SBS, kaufen würde, gilt dagegen als wenig wahrscheinlich. In Frankreich kreisen die Spekulationen vor allem um Atos Origin, obwohl der Anbieter erst kürzlich seinerseits den Konkurrenten Schlumberger Sema übernommen hat. Schon vor dem Deal soll CSC mit der IT-Sparte des Schlumberger-Konzerns verhandelt haben.

Einen Durchbruch für die deutsche Tochter könnte das sechs Milliarden Euro schwere Outsourcing-Projekt Herkules bringen, das die Bundeswehr plant. "Damit würde CSC Ploenzke zu den führenden fünf Anbietern in Deutschland aufschließen", sagt Andreas Burau von der Meta Group. Der Bund verhandelt exklusiv mit einem Konsortium, aus CSC Ploenzke, EADS und Mobilcom. Allerdings ist das Projekt in der Vergangenheit immer wieder ins Stocken geraten. Nun scheint es Fortschritte zu geben: Laut Schabel liegt dem Konsortium seit September ein Vertragsentwurf vor, der derzeit diskutiert werde. In jedem Fall aber muss der Bundestag einer IT-Auslagerung der Streitkräfte zustimmen.

Zu den verstärkten Bemühungen im Outsourcing-Geschäft gibt es für den Dienstleister keine Alternative. Die Aussichten in den angestammten Geschäftsfeldern Beratung und Systemintegration bleiben trübe. Burau rechnet für 2004 mit einer Stagnation im klassischen Projektgeschäft, bestenfalls mit einer Steigerung um ein bis zwei Prozent. Der deutsche Outsourcing-Markt hingegen könnte um neun Prozent zulegen. PAC-Experte Chalons prognostiziert sogar eine Zunahme um 13 bis 15 Prozent.

Dyncorp-Kauf erfolgreich

International konnte CSC mit Übernahmen zuletzt durchaus Erfolge erzielen. Nach dem Kauf der US-Firma Dyncorp im März verdoppelten sich die Einnahmen aus Aufträgen der öffentlichen Hand im zweiten Geschäftsquartal (Ende: 3. Oktober). Der gesamte Umsatz wuchs um 32 Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar, auch der Gewinn legte zu.

Im weltweiten Outsourcing-Markt erzielte CSC nach Berechnungen von IDC im vergangenen Jahr Einnahmen von rund 3,2 Milliarden Dollar. Damit liegt der Anbieter noch deutlich hinter IBM (15,3 Milliarden Dollar) und EDS (11,1 Milliarden). Dennoch verkünden CSC-Manager gegenüber Analysten schon ein ambitioniertes Ziel: Im gesamten Servicemarkt wolle man EDS von Platz zwei verdrängen.