113 Millionen Dollar Gewinn im Jahr 1991 für Rollwagens Company

Cray-Computer M9x rechnen Crashtests zehnmal schneller

12.06.1992

MÜNCHEN (CW) - Auf anspruchsvolle Berechnungen bei Klimasimulationen, Crash-Tests oder der Konstruktion von Flugzeugen sollen Ingenieure in Zukunft nur noch ein Zehntel der Zeit warten müssen, die bisher nötig war - wenn der neue Supercomputer "Cray Y-MP M98" hält, was sein Hersteller verspricht.

Die hohe Leistung der M98, den die Cray Deutschland GmbH auf einer Pressekonferenz vorstellte, ermöglicht nicht etwa ein neuer High-Tech-Prozessor oder eine massiv-parallele CPU-Armada, sondern allein die Tatsache, daß man den Hauptspeicher des Rechners auf bis zu 32 GB aufrüsten kann. Bisher boten Supercomputer nur bis zu 8 GB RAM an.

Selbst die Daten speicheraufwendiger Modellrechnungen könne der Supercomputer vollständig in seinem RAM halten, erklärte Wolfgang Kroj, Leiter für Marketing und Sales-Support bei Cray, der Presse. Dadurch falle der zeitaufwendige Datenaustausch zwischen Haupt- und Massenspeicher weg. Deshalb arbeite die M98 bei solchen Anwendungen bis zu zehnmal schneller als andere Computer mit gleicher Rechenleistung, aber kleinerem Hauptspeicher. Auch umfangreiche Berechnungen, die sonst in Teilaufgaben zerlegt werden müßten, erledige die M98 in einem Durchgang, so Kroj.

Die M98 läßt sich allerdings nur mit höchstens acht Prozessoren ausstatten - im Gegensatz zu Crays Flaggschiff, der "Y-MP C90", das mit bis zu 16 CPUs arbeitet. In der Maximalausstattung CPUs soll der neue Computer eine Rechenleistung von bis zu 2,7 Gflops erreichen.

Die Y-MP M98 ist das Spitzenmodell einer neuen Supercomputer-Reihe, zu der außerdem die "M94" mit maximal vier CPUs und 16 GB RAM sowie die "M92" mit maximal zwei Prozessoren und acht GB Hauptspeicher gehören. Die Preise der Rechner liegen ohne Peripherie zwischen rund 3,2 Millionen Dollar für die Grundausführung der M92 und gut 26 Millionen Dollar für eine voll ausgerüstete M98. Alle Software, die für das Cray-Unix "Unicos" erhältlich ist, laufe auch auf den neuen Maschinen, versicherte Kroj.

Als Dieter Schneider, der Geschäftsführer der deutschen Cray-Niederlassung, im Anschluß an die Produktvorstellung die Bilanz für das Geschäftsjahr 1991 vorstellte, wurde klar, daß der Supercomputer-Hersteller immer noch auf einer Insel der Seligen lebt. Während andere Supercomputer-Produzenten das Krisenfieber sinkender Umsätze und Gewinne schüttelt, konnte das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr, das Ende Dezember 1991 ablief, einen Umsatz von 862,5 Millionen Dollar verbuchen (plus sieben Prozent), von dem nach Steuern ein Gewinn von 113 Millionen Dollar in Crays Kassen verblieb (plus drei Prozent).

Weltweit halte Cray auf dem Supercomputer-Markt einen Anteil von gut 60 Prozent nach verkauften Einheiten, erläuterte Marketing-Chef Kroj und ergänzte: "Besonders stolz sind wir darauf, daß wir 1991 unseren Marktanteil in Japan ausbauen konnten, obwohl dort unsere Hauptkonkurrenten zu Hause sind." Gemeint sind Fujitsu und NEC.

Kroj gab auch einen Ausblick auf kommende Cray-Produkte. Schon "demnächst" stehe ein Cray-Sparc-Server auf dem Programm. Für 1993 kündigte Kroj einen massiv-parallelen Rechner an, der mit den Alpha-Chips von Digital Equipment arbeiten werde. Auf die Y-MP-M90-Reihe solle ein Supercomputer mit dem Decknamen "Triton" folgen, der das große Hauptspeicherangebot der M98 und die hohe Rechenleistung der C90 vereinen könnte.