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Cray clustert Dell ins HPC-Highend

04.02.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Unzweifelhaft ist Direktanbieter Dell mit seinen Intel-basierten PC-Servern nach Stückzahlen sehr erfolgreich. Allerdings fehlt dem texanischen Hersteller doch weitgehend die Erfahrung mit Unternehmens-Servern unter Unix und auch die nötige Erfahrung in Sachen HPC-Clustering mit Linux und Clustering-Erweiterungen. Deswegen lässt sich Dell nun von Cray unter die Arme greifen, dem einst ersten kommerziellen Supercomputer-Anbieter.

Bei der Kooperation (die übrigens keinerlei gegenseitige Unternehmensbeteiligungen beinhaltet) handelt es sich laut "Computerwire" um weit mehr als einen reinen OEM-Deal, in dessen Rahmen Cray Dell-Server an HPC-Accounts verkauft. Beide Hersteller zahlen sich unter anderem Provisionen im Rahmen eines so genannten Lead Sharing. Kunden, die bereits wissen, wie sie ihren Cluster aufsetzen müssen, verkauft Dell die nötigen "Poweredge"-Server und Netzkomponenten. Sobald es aber um Evaluierung, Installation, Wartung und sonstige Dienstleistungen geht, ist Cray der Ansprechpartner und kauft für das jeweilige Projekt die passende Hardware von Dell (und anderen Anbietern, falls nötig). Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 300 entsprechend ausgebildete Techniker.

Cray-Sprecher Steve Conway erklärte dazu, Cray selbst beackere zurzeit ein rundes halbes Dutzend HPC-Cluster-Deals; bei Dell gebe es aber ein deutlich größeres Backlog von an Linux-Clustern interessierten Kunden. Cray erhält im Rahmen der Zusammenarbeit Einblick in Dell Server-Roadmap und kann auch das Design der System in Richtung HPC-Eignung beeinflussen. Das Unternehmen will je nach Bedarf die eigenen "SV"- und "MTA"-Numbercruncher, reine Linux-Cluster auf Dell-Basis oder eine Kombination aus beidem offerieren.

Für die Cluster sollen Dells "Poweredge"-Server mit Red Hat Linux 7.2 sowie Cluster-Erweiterungen zum Einsatz kommen. Ein Cray-Sprecher erklärte, das Unternehmen habe bereits vor der Übernahme durch Silicon Graphics im Jahr 1996 an leistungsfähigen Cluster-Extensions gearbeitet und verfüge über Software-Technik, die aktuelle Linux-Cluster-Software "wegblasen" werde. Daneben sollen auch die populären Produkte von Myricom und Quadrics angeboten werden.

Nicht vorgesehen ist jedoch der Einsatz der wie Linux quelloffenen "Beowulf"-Cluster-Software. "Beowulf ist etwas für Anwender, die keine High-Performance-Cluster brauchen und mit ein paar geclusterten PCs auskommen", erklärte Conway. "Beowulf tut bei vielen kleinen Problemen gute Dienste. PCs sind aber nicht für Hochgeschwindigkeits-Kommunikation untereinander ausgelegt, und deswegen ist Beowulf für echte HPC-Jobs nicht gut genug."

Dell bietet bereits Cluster aus bis zu 64 Servern an (ein Acht-Server-Cluster ist ab 75.000 Dollar zu haben) und nutzt dazu Middleware von MPI Software Technology und Paralogic. In der aktuellen Top-500-Liste der leistungsstärksten Rechner weltweit platzierten die Texaner immerhin vier Systeme. Die zusammen mit Cray konzipierten Pakete zielen laut Karl Chen, Director of Enterprise Software, vornehmlich auf Cluster mit mehr als 128 Servern. (tc)